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MCS, multiple chemical sensitivity; IEI, idiopathische umweltbezogene Unverträglichkeit

(Multiple chemische Sensitivität; Umwelterkrankung)

VonDonald W. Black, MD, University of Iowa, Roy J. and Lucille A. Carver College of Medicine
Reviewed ByBrian F. Mandell, MD, PhD, Cleveland Clinic Lerner College of Medicine at Case Western Reserve University
Überprüft/überarbeitet Geändert Juli 2024
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Die idiopathische Umweltintoleranz ist durch wiederkehrende, unspezifische Symptome gekennzeichnet, die auf eine geringe Exposition gegenüber chemisch nicht verwandten Stoffen, die häufig in der Umwelt vorkommen, oder manchmal auf eine Überempfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Feldern zurückzuführen sind. Die Symptome sind zahlreich und betreffen häufig mehrere Organsysteme, aber die körperlichen Befunde sind unauffällig, die Diagnose ist eine Ausschlussdiagnose. Eine psychotherapeutische Unterstützung und die Vermeidung der identifizierten Auslöser wird empfohlen, obwohl sich gerade diese kaum definieren lassen.

Es gibt keine allgemein akzeptierte Definition, aber im Allgemeinen wird die idiopathische Umweltintoleranz definiert als die Entwicklung von zahlreichen Symptomen, die der Exposition gegenüber identifizierbaren oder nichtidentifizierbaren chemischen Substanzen (durch Inhalation, Berührung oder Ingestion) oder andere Expositionen zugeschrieben werden, ohne dass es zu klinisch nachweisbaren Organfunktionsstörungen oder damit verbundenen körperlichen Symptomen kommt (1).

Allgemeine Literatur

  1. 1. Idiopathic environmental intolerances. American Academy of Allergy, Asthma and Immunology (AAAAI) Board of Directors. J Allergy Clin Immunol. 1999;103(1 Pt 1):36-40.

Ätiologie der idiopathischen Umweltintoleranz

Auslöser

Zu den bekannten Auslösern für die idiopathische Umweltintoleranz gehören:

  • Alkohol und Medikamente

  • Koffein und Zusatzstoffe

  • Teppich- und Möbelausdünstungen

  • Benzingeruch und Motorabgases

  • Malutensilien

  • Parfüms und andere Dufstoffe

  • Pestizide und Herbizide

  • Mobile Telekommunikationsgeräte

Mechanismen

Immunologische und nichtimmunologische Theorien wurden aufgestellt. Diese scheitern aber daran, dass es keine konsistente Dosis-(Wirkungs-) Reaktion beim Kontakt mit den verdächtigten Substanzen gibt, d. h. die Symptome lassen sich nicht auslösen, wenn der Patient hohen Dosen der Substanz, die in niedriger Dosierung die Reaktion zu provozieren scheint, ausgesetzt wird. Auch fehlt es an konsistenten objektiven Beweisen für eine systemische Entzündung, einen Zytokinüberschuss oder eine den Symptomen entsprechende Aktivierung des Immunsystems. Viele Mediziner gehen von einer psychischen Ursache aus und sehen diese eher als eine Art somatische Symptomstörung. Andere halten das Syndrom für eine Art Panikattacke oder Agoraphobie.

Eine idiopathische Umweltintoleranz tritt bei 40% der Menschen mit chronischem Müdigkeitssyndrom (auch myalgische Enzephalomyelitis/chronisches Fatigue-Syndrom [ME/CFS] genannt) und bei 16% der Menschen mit Fibromyalgie auf (1). Die idiopathische Umweltintoleranz tritt mehr bei Frauen auf.

Obwohl messbare biologische Anomalien selten sind (z. B. verringerte B-Zell-Zahl, erhöhte IgE-Spiegel), kommen sie bei manchen Patienten durchaus vor. Allerdings erscheinen diese Anomalien ohne einheitliches Muster, ihre Bedeutung ist unsicher, und von der Untersuchung dieser Anomalien, um eine immunologische Basis für die Störung festzustellen, sollte abgeraten werden.

Hinweis zur Ätiologie

  1. 1. Jason LA, Taylor RR, Kennedy CL: Chronic fatigue syndrome, fibromyalgia, and multiple chemical sensitivities in a community-based sample of persons with chronic fatigue syndrome-like symptoms. Psychosom Med. 2000;62(5):655-663. doi:10.1097/00006842-200009000-00009

Symptome und Anzeichen der idiopathischen Umweltintoleranz

Es gibt zahlreiche Symptome von idiopathischer Umweltintoleranz (z. B. Palpitationen, Brustschmerzen, Schweißneigung, Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Hautrötungen, Schwindel, Übelkeit, Würgen, Zittern, Taubheit, Husten, Heiserkeit, Konzentrationsstörungen) und meistens ist mehr als ein Organsystem betroffen.

Die Mehrzahl der Patienten präsentiert eine lange Liste verdächtiger Stoffe, die von ihnen selbst oder einem zuvor konsultierten Arzt identifiziert wurden. Diese Patienten nehmen oft viel auf sich, und um diesen Substanzen aus dem Weg zu gehen, wechseln ihre Wohnungen und Arbeitsplätze, vermeiden Nahrung, die „chemische Zusätze“ enthalten, tragen in der Öffentlichkeit manchmal einen Mundschutz oder vermeiden größere Menschenansammlungen. Die körperliche Untersuchung ist typischerweise unauffällig.

Diagnose der idiopathischen Umweltintoleranz

  • Ausschluss anderer Ursachen

Die Diagnose der idiopathischen Umweltintoleranz beinhaltet zunächst den Ausschluss bekannter Erkrankungen mit ähnlichen Manifestationen:

Atopische Erkrankungen werden auf der Grundlage einer typischen klinischen Anamnese, eines Prick-Tests, eines Serumtests für spezifisches IgE oder aller drei ausgeschlossen. Die Beratung mit einem Allergiespezialisten kann hilfreich sein. Gebäudebezogene Erkrankungen, bei denen viele Menschen, die sich in demselben Gebäude aufhalten, Symptome entwickeln, sollten in Betracht gezogen werden.

Wenn die Symptome und Anzeichen nicht stark auf eine systemische rheumatische Erkrankung hindeuten (z. B. objektive Manifestationen an Gelenken, Haut und/oder Schleimhäuten), Autoantikörper-Tests (z. B. antinukleäre Antikörper [ANA], Rheumafaktor, extrahierbare nukleäre Antigene [ENA]) ) sollte vermieden werden. In solchen Fällen ist die Vortestwahrscheinlichkeit gering und falsch-positive Ergebnisse sind viel wahrscheinlicher als echt-positive Ergebnisse.

Behandlung der idiopathischen Umweltintoleranz

  • Manchmal vermeiden vermuteter Auslöser

  • Psychologische Behandlungen

Trotz des ungewissen Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs zielt die Behandlung der idiopathischen Umweltintoleranz manchmal darauf ab, die vermuteten auslösenden Faktoren zu vermeiden, was schwierig sein kann, da viele von ihnen ubiquitär vorkommen. Allerdings sollte der Patient nicht zu einem sozial isolierenden, teuren und sehr zerstörerischen Vermeidungsverhalten ermutigt werden. Eine unterstützende Beziehung zu einem Hausarzt, der Beruhigung bietet und den Patienten vor unnötigen Tests und Verfahren schützt, ist hilfreich.

Psychologische Bewertungen und Interventionen können Patienten dabei helfen, bestimmte Vermeidungsverhaltensweisen zu überwinden (1), aber charakteristischerweise lehnen viele Patienten diesen Ansatz ab. Steht dabei nicht im Vordergrund, den Patienten zu überzeugen, dass die Ursache psychisch ist, sondern ihnen zu helfen, mit ihren Symptomen umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern (2). Nützliche Techniken umfassen psychologische Desensibilisierung (oft als Teil der kognitiven Verhaltenstherapie) (2) und abgestufte Exposition (siehe Spezifische phobische Störungen, Behandlung). Psychoaktive Medikamente können bei gleichzeitig bestehenden psychiatrischen Störungen (z. B. Major Depression, Panikstörung) von Nutzen sein.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. Binkley KE: Multiple Chemical Sensitivity/Idiopathic Environmental Intolerance: A Practical Approach to Diagnosis and Management. J Allergy Clin Immunol Pract. 2023;11(12):3645-3649. doi:10.1016/j.jaip.2023.08.039

  2. 2. Hauge CR, Rasmussen A, Piet J, et al: Mindfulness-based cognitive therapy (MBCT) for multiple chemical sensitivity (MCS): Results from a randomized controlled trial with 1 year follow-up. J Psychosom Res 79(6):628-634, 2015. doi: 10.1016/jpsychores.2015.06.010

Wichtige Punkte

  • Die idiopathische Umweltintoleranz kann nicht durch nichtpsychologische Faktoren erklärt werden.

  • Schließen Sie bei der Diagnose Erkrankungen aus, die ähnliche intermittierende Erscheinungen haben können (z. B. allergische Erkrankungen), und berücksichtigen Sie gebäudebezogene Erkrankungen.

  • Testen Sie nur dann auf immunologische Anomalien, wenn dies durch objektive klinische oder Laborbefunde angezeigt ist.

  • Ermutigen Sie psychologische Therapien (z. B. Desensibilisierung, abgestufte Exposition) und zum Aufbau von Bewältigungsstrategien. Auch eine medikamentöse und verhaltenstherapeutische Behandlung von gleichzeitig auftretenden psychiatrischen Störungen kann hilfreich sein.

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