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Blasenanomalien

VonRonald Rabinowitz, MD, University of Rochester Medical Center;
Jimena Cubillos, MD, University of Rochester School of Medicine and Dentistry
Überprüft/überarbeitet Sept. 2024
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Quellen zum Thema

Angeborene Fehlbildungen der Blase kommen oft ohne andere Anomalien des Urogenitaltraktes vor. Sie können Infektionen, Retention, Inkontinenz und Reflux verursachen. Alle symptomatischen Fehlbildungen erfordern eine chirurgische Korrektur.

Blasendivertikel

Ein Blasendivertikel ist ein Vorspringen der Blasenschleimhaut durch einen Defekt des Blasenmuskels. Er prädisponiert für Harnwegsinfektionen und kann einen Reflux bedingen. Er wird in der Regel bei der Untersuchung auf fetale Hydronephrose oder wiederkehrende Harnwegsinfekte bei Kleinkindern entdeckt.

Die Diagnose des Blasendivertikels erfolgt durch Entleerung der Zystourethrographie. Wenn das Divertikel groß ist, kann es auch im Ultraschall gesehen werden.

Eine chirurgische Entfernung des Divertikels, eine Ureterneuimplantation und eine Rekonstruktion der Blasenwand können notwendig sein.

Blasenekstrophie

Bei der Ekstrophie liegt ein Fehlen der Schließung entlang der Mittellinie vom Nabel zum Perineum vor, was zu einer Harnblasenmucosa-Kontinuität der Bauchhaut führt, und zur Trennung der Symphyse, zu Epispadie oder zu verdoppelten Genitalien. Die Blase ist suprapubisch offen und der Urin tröpfelt eher aus der offenen Blase als aus der Urethra. Trotz der schweren Fehlbildung ist eine normale Nierenfunktion erhalten.

Die Blase kann eventuell rekonstruiert und in das Becken zurückverlagert werden. Ein vesikoureteraler Reflux ist immer vorhanden und muss fallabhängig beseitigt werden. Eine kontinuierliche Urinableitung kann notwendig sein, um ein Blasenreservoir zu behandeln, das sich nicht vergrößert oder wenn die Sphinkteren insuffizient sind. Eine Rekonstruktion der Genitalien ist erforderlich und kann in der unmittelbaren postnatalen Phase erfolgen oder sich verzögern.

Megazystensyndrom

Bei diesem Syndrom entwickelt sich oft bei Mädchen eine große, dünnwandige Blase ohne erkennbare Obstruktion des Blasenausgangs. Vesikoureteraler Reflux ist häufig.

Das Megazystensyndrom ist noch nicht geklärt. Das Syndrom kann sich als primärer myoneuraler Defekt zeigen, vor allem wenn zusätzlich eine intestinale Obstruktion (z. B. megazystisches Mikrokolon, intestinales hypoplastisches Syndrom) vorhanden ist.

Die Symptome stehen im Zusammenhang mit Harnwegsinfektionen oder unzureichender Blasenentleerung.

Die Sonographie bei leerer Blase kann einen fast normal erscheinenden oberen Harntrakt zeigen. Beim Miktionszystourethrogramm sieht man jedoch einen Reflux mit einer massiven Erweiterung des oberen Harntrakts.

Eine Ureterreimplantation kann gut funktionieren, obgleich manche Patienten auch von antibakterieller Prophylaxe, Blasentraining, intermittierender Katheterisierung oder einer Kombination der Behandlungsmethoden profitieren.

Neurogene Blase

Die neurogene Blase ist eine Blasenfunktionsstörung, die durch neurologische Erkrankungen, einschließlich Fehlbildungen des Rückenmarks oder des Zentralnervensystems (z. B. Spina bifida, Zerebralparese), Trauma oder die Folgen von Beckenoperationen (z. B. bei Sakrokoccygeal-Teratomen oder Analatresie) verursacht wird (1).

Die Blase kann schlaff sein, spastisch oder beides. Eine schlaffe Blase ist durch eine Blasenüberfüllung, einen niedrigen Entleerungsdruck und minimale Kontraktionen gekennzeichnet. Eine spastische Blase hat eine normale oder niedrige Füllung, einen erhöhten Entleerungsdruck und unwillkürliche Kontraktionen. Chronisch erhöhte Blasendrücke (> 40 cm H2O) können – auch ohne Infektion oder Reflux – eine zunehmende Nierenschädigung verursachen.

Zu den Manifestationen gehören rezidivierende Harnwegsinfektionen, Harnverhalt und/oder Inkontinenz Blasensteine und potenziell Niereninsuffizienz.

Die zugrunde liegende neurologische Anomalie ist in der Regel ohne Weiteres erkennbar. Üblicherweise wird das Restharnvolumen nach dem Wasserlassen gemessen, eine Nierenultraschalluntersuchung wird durchgeführt, um eine Hydronephrose zu erkennen, und Serumkreatinin oder Cystatin C wird gemessen, um die Nierenfunktion zu beurteilen. Urodynamische Tests sind oft notwendig, um die Diagnose zu bestätigen und um die Blasendrücke und die Funktion zu überwachen. Diese Untersuchungen werden oft in geplanten Abständen wiederholt, wenn das Kind heranwächst, um eine Verschlechterung der Blasen- und Nierenfunktion zu beurteilen.

Behandlungsziele sind die Senkung des Infektionsrisikos, die Aufrechterhaltung eines angemessenen Blasendrucks und -volumens, effektive Blasenentleerung und das Erreichen einer sozial kompatiblen Kontinenz. Die Behandlung der neurogenen Blase umfasst Medikamente (z. B. Anticholinergika, prophylaktische Antibiotika), saubere intermittierende Katheterisierung (SIK) und/oder chirurgische Eingriffe (z. B. Augmentationszystoplastik, Appendikovesikostomie, Botulinumtoxin-Injektionen, Neurostimulation). Der Einsatz von Botulinumtoxin hat im Laufe der Jahre zugenommen und wird zur Behandlung von Kindern mit neurogener Blase eingesetzt, die auf orale Medikamente und CIC nicht ansprechen. Eine systematische Überprüfung von 6 Studien ergab, dass sich bei Kindern nach der Behandlung mit Botulinumtoxin sowohl die klinische als auch die urodynamische Situation verbessert hat, ohne dass es zu unerwünschten Wirkungen kam (2).

Kinder mit neurogener Blase haben oft auch einen neurogenen Darm mit Verstopfung und Stuhlinkontinenz, was eine sorgfältige Behandlung erfordert.

Literatur zur neurogenen Blase

  1. 1. Ginsberg DA, Boone TB, Cameron AP, et al. The AUA/SUFU Guideline on Adult Neurogenic Lower Urinary Tract Dysfunction: Diagnosis and Evaluation. J Urol. 2021;206(5):1097-1105. doi:10.1097/JU.0000000000002235

  2. 2. Gamé X, Mouracade P, Chartier-Kastler E, et al. Botulinum toxin-A (Botox) intradetrusor injections in children with neurogenic detrusor overactivity/neurogenic overactive bladder: a systematic literature review. J Pediatr Urol. 2009;5(3):156-164. doi:10.1016/j.jpurol.2009.01.005