Eine krankhafte Angststörung ist die Beschäftigung damit und Angst davor, eine schwere Erkrankung zu haben oder diese zu bekommen. Die Diagnose gilt als bestätigt, wenn die Ängste und Symptome (wenn es welche gibt) trotz Beruhigung des Patienten nach einer gründlichen medizinischen Untersuchung ≥ 6 Monate anhalten. Zur Behandlung gehört der Aufbau einer beständigen stützenden Arzt-Patient-Beziehung; kognitive Verhaltenstherapie und Serotoninwiederaufnahmehemmer können hilfreich sein.
(Siehe auch Übersicht über Somatisierung.)
Die Krankheitsangststörung (früher Hypochondriasis oder Hypochondrie genannt, Begriffe, die wegen ihrer abwertenden Konnotation aufgegeben wurden) beginnt meist im frühen Erwachsenenalter und scheint bei Männern und Frauen gleichermaßen aufzutreten (1).
Die Ängste des Patienten können sich aus der Fehlinterpretation nichtpathologischer körperlicher Symptome oder normaler Körperfunktionen (z. B. Darmgeräusche, Blähungen, Völlegefühl, leichte Magen-/Darmkrämpfe, Wahrnehmen von Herzklopfen, Schwitzen) ableiten.
Hinweis
1. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5th edition, Text Revision (DSM-5-TR). American Psychiatric Association Publishing, Washington, DC, 2022, pp 358.
Symptome und Anzeichen von Krankheitsangst
Die Patienten m it einer krankhaften Angsstörung sind dermaßen von der Idee vereinnahmt, dass sie krank seien oder vielleicht werden könnten, dass ihre Angst vor der Krankheit ihre soziale und berufliche Funktionsfähigkeit beeinträchtigt oder erhebliche Not verursacht. Die Patienten können körperliche Symptome haben oder auch nicht, aber wenn sie welche haben, machen sie sich mehr Sorgen über die möglichen Auswirkungen der Symptome als über die Symptome selbst (z. B. sind ihre Magenbeschwerden selbst weniger beunruhigend als die Möglichkeit, dass es sich um Krebs handeln könnte).
Einige Patienten untersuchen sich immer wieder (beispielsweise schauen sie im Spiegel in ihren Hals, überprüfen ihrer Haut auf Läsionen). Sie sind durch neue somatische Empfindungen leicht beängstigt. Einige Patienten besuchen häufig Ärzte (Pflege-suchender-Typ); andere nehmen selten ärztliche Versorgung in Anspruch (Pflege-vermeidender Typ).
Der Verlauf ist oft chronisch–in einigen Fällen fluktuierend, in anderen stetig.
Diagnose von Krankheitsangst
Kriterien des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5. Auflage, Textüberarbeitung (DSM-5-TR)
Manchmal eine allgemeine medizinische Untersuchung, um andere Ätiologien auszuschließen
Die Diagnose einer Angststörung bei einer Erkrankung basiert auf Kriterien aus dem DSM-5-TR, einschließlich der folgenden (1):
Der Patient ist damit beschäftigt eine ernste Krankheit zu haben oder zu bekommen.
Der Patient weist keine oder nur minimale Beschwerden auf.
Der Patient ist sehr besorgt über die Gesundheit und leicht über persönliche Fragen zur Gesundheit alarmiert.
Der Patient überprüft wiederholt seinen Gesundheitszustand oder vermeidet maladaptiv Arzttermine und Krankenhäuser.
Der Patient war für ≥ 6 Monate mit der Krankheit beschäftigt, obwohl er befürchtet hat, dass sich die spezifische Krankheit während dieser Zeit ändern könnte.
Die Symptome lassen sich nicht besser durch eine Depression oder eine andere psychiatrische Störung erklären.
Patienten, die erhebliche somatische Symptome haben und in erster Linie über die Symptome selbst beunruhigt sind, erhalten die Diagnose Somatisierungsstörung.
Diagnosehinweis
1. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5th edition, Text Revision (DSM-5-TR). American Psychiatric Association Publishing, Washington, DC, 2022, pp 357-360.
Behandlung von Krankheitsangst
Unterstützende, vertrauensvolle Beziehung zum Arzt
Manchmal Serotoninwiederaufnahmehemmer oder kognitive Verhaltenstherapie.
Die Patienten können aus einer vertrauensvollen Beziehung mit einem fürsorglichen, beruhigenden Arzt profitieren. Wenn die Symptome nicht ausreichend gelindert werden, können die Patienten von der Überweisung an einen Psychotherapeuten oder Psychiater/Psychosomatiker profitieren, wobei der Hausarzt weiterhin für die Behandlung zuständig bleibt.
Die Behandlung mit Serotoninwiederaufnahmehemmern kann hilfreich sein, ebenso wie kognitive Verhaltenstherapie (1).
Literatur zur Therapie
1. Scarella TM, Boland RJ, Barsky AJ: Illness anxiety disorder: Psychopathology, epidemiology, clinical characteristics, and treatment. Psychosom Med 81(5):398-407, 2019. doi: 10.1097/PSY.0000000000000691