Gastroschisis

VonJaime Belkind-Gerson, MD, MSc, University of Colorado
Überprüft/überarbeitet Aug. 2023
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Bei der Gastroschisis treten die Bauchorgane durch einen tiefen Defekt der Bauchwand, gewöhnlich auf der rechten Seite des Nabels, aus.

    (Siehe auch Angeborene Anomalien des Gastrointestinaltrakts im Überblick.)

    Die geschätzte Inzidenz liegt bei 1 von 2500 Lebendgeburten (häufiger als bei der Omphalozele, bei der die abdominalen Eingeweide aus einem Mittelliniendefekt an der Basis des Nabels herausragen) (1). Im Gegensatz zur Omphalozele ist der Darm bei der Gastroschisis nicht mit einer Membran bedeckt. Die Darmschlingen sind deutlich ödematös, gerötet und von Fibrinbelägen bedeckt. Diese Befunde lassen auf eine lang bestehende Entzündung schließen. Der Darm war hierbei direkt der Amnionflüssigkeit ausgesetzt (chemische Peritonitis). Säuglinge mit Gastroschisis haben eine niedrige Inzidenz von assoziierten angeborenen Anomalien (10-15%), abgesehen von gastrointestinalen Anomalien wie Malrotation und intestinale Atresie, die in etwa 25% der Fälle auftreten (2, 3).

    Der Verdacht auf eine Gastroschisis kann bereits vor der Geburt durch abnorm hohe Alpha-Fetoprotein-Werte in pränatalen Bluttests geäußert werden und lässt sich durch pränatale Ultraschalluntersuchungen (4) nachweisen; bei Bestätigung sollte die Entbindung in einem tertiären Versorgungszentrum erfolgen.

    Bei der Geburt werden die freiliegenden Eingeweide mit einem sterilen, feuchten, nichthaftenden Verband bedeckt (z. B. "medicated petrolatum gauze", das dann mit einer Plastikumwicklung bedeckt werden kann), um die Sterilität zu wahren und Verdunstung zu vermeiden. Der Säugling sollte dann IV-Flüssigkeiten und Breitspektrum-Antibiotika (z. B. Ampicillin, Gentamicin) erhalten, und es sollte eine transnasale Magensonde gelegt werden. Die benötigte Flüssigkeitsmenge ist aufgrund des übermäßigen Flüssigkeitsverlustes aus dem freiliegenden Darm typischerweise deutlich höher als bei einem normalen gesunden Neugeborenen (1,5- bis 2-mal).

    Der Säugling wird vor der chirurgischen Behandlung auf assoziierte Fehlbildungen untersucht. Wann immer möglich, erfolgt der primäre Verschluss. Wenn eine große Menge an Darm freigelegt ist, kann die Bauchhöhle zu klein sein, um die Eingeweide aufzunehmen. In diesem Fall werden die Eingeweide mit einem Beutel aus synthetischem Material bedeckt, der über einige Tage zunehmend verkleinert wird, während die Bauchkapazität langsam zunimmt, bis schließlich alle Eingeweide in die Bauchhöhle zurückverlagert werden können. In jüngerer Zeit wird die Gastroschisis ohne Naht repariert, wobei die Nabelschnur oder ein synthetischer Verband zur Abdeckung des Defekts verwendet wird. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Wirksamkeit dieses Ansatzes zu bewerten.

    Die Kinder haben wegen der abnormen Darmmotilität lang anhaltende Probleme. Es braucht Wochen, bis sich die Darmfunktion erholt und mit der oralen Ernährung begonnen werden kann.

    Literatur

    1. 1. Friedman AM, Ananth CV, Siddiq Z, et al: Gastroschisis: epidemiology and mode of delivery, 2005-2013. Am J Obstet Gynecol 215(3):348.e1-348.e3489, 2016. doi:10.1016/j.ajog.2016.03.039

    2. 2. Mastroiacovo P, Lisi A, Castilla EE, et al: Gastroschisis and associated defects: An international study. Am J Med Genet A 143A(7):660-671, 2007. doi: 10.1002/ajmg.a.31607

    3. 3. Abdullah F, Arnold MA, Nabaweesi R, et al: Gastroschisis in the United States 1988-2003: Analysis and risk categorization of 4344 patients. J Perinatol 27(1):50-55, 2007. doi: 10.1038/sj.jp.7211616

    4. 4. Bence CM, Wagner AJ: Abdominal wall defects. Transl Pediatr 10(5):1461-1469, 2021. doi:10.21037/tp-20-94