Anämie ist einer der häufigeren Gründe, warum Patienten an einen Hämatologen überwiesen werden. Und obwohl die meisten Hausärzte eine Anämie sachgemäß abklären, ist es wert, einige Punkte der Krankheit herauszuheben. An folgende wichtige Punkte sollte gedacht werden:
- Anämie ist keine Diagnose, sondern eher ein Indikator für eine Grunderkrankung.
- Die Schwere der Anämie stimmt nicht immer mit der Bedeutung ihrer Ursache überein.
- Obwohl oftmals spezifischere Labortests erforderlich sind, können eine genaue Vorgeschichte, eine körperliche Untersuchung und ein peripherer Blutausstrich oft auf die Diagnose hinweisen oder zumindest eine Anleitung für nachfolgende Tests sein.
Anämie ist keine Diagnose
Wenn das Hb eines Patienten niedrig ist (< 14 g/dL bei Männern und < 12 g/dL bei Frauen), muss es eine Ursache geben. Die Ursachen sind natürlich zahlreich und reichen von relativ harmlosen Ernährungsstörungen bis zu lebensbedrohlichen Malignitäten und Knochenmarksproblemen. Das macht die Bestimmung der Ätiologie der Anämie entscheidend.
Die Schwere der Anämie stimmt nicht immer mit der Bedeutung ihrer Ursache überein
Eine Anämie entwickelt sich üblicherweise langsam, oft über Wochen bis Monate. Das bedeutet, dass selbst die Anämien, die durch schwerwiegende Probleme (wie Malignität) verursacht werden, sich in einem frühen Stadium zeigen können, wenn die Anämie noch ziemlich leicht ist. Umgekehrt können Anämien aufgrund von relativ benignen Ursachen (z. B. schwerer Menstruation) stark symptomatisch werden, wenn sie über einen längeren Zeitraum nicht diagnostiziert und behandelt werden.
Eine gründliche Vorgeschichte, körperliche Untersuchung und ein peripherer Blutausstrich sollten zu einer Abklärung verhelfen
Bevor eine ganze Batterie an Tests bei anämischen Patienten durchgeführt wird, sollten ihre Anamnese und körperliche Untersuchung auf Symptome und Zeichen von
- Blutverlust untersucht werden
- Malabsorption
- Mangelernährung
- Okkulte Malignität
- Chronisch entzündliche Erkrankungen (z. B. Infektion, Autoimmunerkrankungen, Nierenerkrankung)
- Hämolyse
Wenn Krankheiten in diesen Kategorien schwer oder chronisch genug sind, um eine Anämie hervorzurufen, lassen sich typischerweise auch Hinweise bei der Anamnese und körperlichen Untersuchung finden. Einige der Manifestationen sind natürlich Bestandteil der standardmäßigen systematischen Überprüfung der Organsysteme in der Arztpraxis. Aber für einige Details sind wahrscheinlich zusätzliche fokussierte Fragestellungen und Untersuchungen erforderlich.
In einem kurzen Leitartikel kann nicht auf die relevanten Komponenten der Anamneseerhebung und körperlichen Untersuchung eingegangen werden, aber ein Element, das der Erwähnung wert ist, ist Pica (der Drang, auf Eiswürfeln, Schmutz oder anderen Materialien, die keine Lebensmittel sind, herumzukauen). Pica ist ein häufiges Symptom des Eisenmangels, das Patienten nur selten, ohne spezifisch danach gefragt zu werden, angeben.
Eisenmangel wird auch mit dem Syndrom der ruhelosen Beine (RLS) in Verbindung gebracht. Jeder Mensch mit RLS sollte auf Eisenmangel getestet werden und bei niedrigen Eisenspeichern behandelt werden.
Achten Sie auch darauf, dass bei der Untersuchung Manifestationen von Krankheiten identifiziert werden, die sich durch Anämie verschlimmern können, insbesondere Krankheiten mit unzureichender Gewebeperfusion (z. B. koronare oder zerebrale vaskuläre Erkrankungen, Herzinsuffizienz) oder unzureichender Oxygenierung (z. B. COPD). Solche Patienten tolerieren Anämie nicht so gut wie andere.
Ein peripherer Blutausstrich (von einem geeigneten Experten bewertet) ist ein wertvolles Instrument, das oftmals nicht ausreichend verwendet wird und zusammen mit der ausführlichen Anamneseerhebung und körperlichen Untersuchung erfolgen sollte. Der Ausstrich ist ein entscheidender Test, der einfach und kostengünstig ist und die Differenzialdiagnose (und daher nachfolgende Tests) erheblich einengen kann.
Vermutungen vermeiden
Die Ärzte müssen zumindest weniger häufige Ursachen der Anämie berücksichtigen, selbst wenn ein Patient die üblichen demographischen Daten für eine bestimmte Art der Anämie aufweist. Eine Eisenmangelanämie bei einer 40 Jahre alten Frau, beispielsweise, wird höchstwahrscheinlich durch starke Menstruation verursacht, aber könnte auch ein Indikator für Zöliakie oder eine maligne Kolonerkrankung sein.
Es ist auch entscheidend zu beachten, dass Anämie keine normale Folge des Alterungsprozesses ist. Die Anämie bei älteren Menschen wurde widerlegt. Obwohl ältere Patienten eine höhere Wahrscheinlichkeit für Symptome einer leichten Anämie aufweisen, sollte jede Anämie untersucht und die Ätiologie identifiziert werden.
Anämie mit Patienten diskutieren
Die Patienten müssen verstehen, dass ihre Anämie immer eine Ursache hat. Die Identifizierung und Behandlung der Grunderkrankung ist für die Behebung der Anämie entscheidend. Wenn Patienten dies verstehen, können sie ihre Symptome besser überwachen und beschreiben, einen Behandlungsplan einhalten und an der Verbesserung ihrer allgemeinen Gesundheit mitwirken.
Für zusätzliche Informationen und Aufklärungsmaterialien können Ärzte ihre Patienten auf die Diskussion der Anämie in der Manual-Ausgabe für Patienten verweisen.