Unfruchtbarkeit gilt in der Regel als ungeklärt, wenn die Spermien des männlichen Partners normal sind und Eizellen, Ovulation, Eileiter und der Uterus der weiblichen Partnerin normal sind.
(Siehe auch Übersicht zur Unfruchtbarkeit.)
Einige Experten sind mit dieser Definition nicht einverstanden und empfehlen, weiterhin auf andere Ursachen zu testen, auch wenn der Mann normale Spermien hat und die Frau normale Ovulation und Eileiter aufweist. Andere Experten, die die obige Definition akzeptieren, empfehlen empirische Behandlungen.
Behandlung von ungeklärter Unfruchtbarkeit
Kontrollierte Stimulation der Ovarien
In-vitro-Fertilisation
(Siehe auch Evidence-based treatments for couples with unexplained infertility: A guideline, from the Practice Committee of the American Society for Reproductive Medicine.)
Eine kontrollierte ovarielle Stimulation (COS) kann die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen und sie früher eintreten lassen. Dieses Verfahren regt die Entwicklung mehrerer Follikel an; Ziel ist dabei die Induzierung einer Ovulation von > 1 Oozyte (Superovulation) Allerdings kann die COS zu Mehrlingsschwangerschaften mit erhöhten Risiken und Morbidität führen.
Die COS beinhaltet folgendes:
Gabe von Letrozol oder Clomifen mit humanem Choriongonadotropin (hCG) zur Auslösung einer Ovulation über bis zu 3 Menstruationszyklen
Intrauterine Insemination innerhalb von 2 Tagen nach hCG-Gabe
Wenn es nicht zu einer Schwangerschaft kommt, Verwendung von Gonadotropinen (Präparate, die gereinigtes oder rekombinantes follikelstimulierendes Hormon und variable Mengen luteinisierendes Hormon enthalten) mit hCG zur Auslösung des Eisprungs, gefolgt von intrauteriner Insemination (einige Kliniker beginnen mit Gonadotropinen statt mit Clomifen oder Letrozol)
Ein Gestagen kann während der Lutealphase erforderlich sein, um die Chance einer Implantation zu maximieren. In Abhängigkeit vom Alter der Patientin und der ovariellen Funktion wird die Gonadotropindosis bestimmt.
Da eine Mehrlingsschwangerschaft ein Risiko darstellt, gehen Ärzte oft direkt zur In-vitro-Fertilisation über und vermeiden eine kontrollierte ovarielle Hyperstimulation (COS).
Prognose für ungeklärte Infertilität
Die Schwangerschaftsrate ist dieselbe (etwa 65%), ob die In-vitro-Fertilisation sofort nach erfolgloser Behandlung mit Clomifen plus hCG erfolgt oder ob Gonadotropine mit intrauteriner Insemination direkt vor der In-vitro-Fertilisation versucht werden.
Wenn jedoch die In-vitro-Fertilisation sofort nach erfolgloser Behandlung mit Clomifen plus hCG durchgeführt wird, tritt die Schwangerschaft schneller, und es kommt deutlich seltener zu Mehrlingsschwangerschaften (≥ 3 Feten) als bei vorheriger Gonadotropin-Gabe. Wenn also Clomifen zusammen mit hCG nicht erfolgreich ist, empfehlen jetzt mehr Ärzte eine in-vitro-Befruchtung als nächsten Behandlungsschritt. Die Daten deuten darauf hin, dass Frauen > 38 Jahre mit ungeklärter Unfruchtbarkeit schneller schwanger werden und die Kosten geringer sind, wenn eine In-vitro-Fertilisation durchgeführt wird, anstatt eine kontrollierte Stimulation der Ovarien durchzuführen (1).
Hinweis zur Prognose
1. Goldman MB, Thornton KL, Ryley D, et al: A randomized clinical trial to determine optimal infertility treatment in older couples: The forty and over treatment trial (FORT-T). Fertil Steril 101(6):1574–1581, 2014. doi:10.1016/j.fertnstert.2014.03.012