Bei Agnosie können die Betroffenen Gegenstände nicht mit einem oder mehreren Sinnen erkennen.
Die Symptome variieren, je nachdem wo sich der Schaden im Gehirn befindet.
Die Ärzte stellen fest, ob eine Agnosie vorliegt, indem sie die Patienten bitten, bekannte Gegenstände durch Ansehen, Fühlen oder einen anderen Sinn zu erkennen, sowie anhand einer körperlichen Untersuchung, Tests der Hirnfunktion und bildgebenden Verfahren.
Die Ursache wird, falls möglich, behandelt und auch Sprach- und Ergotherapie können förderlich sein.
Agnosie tritt relativ selten auf. Meist ist nur ein Sinn betroffen.
Ursachen der Agnosie
Die Ursache sind Schäden in den Parietal-, Temporal- oder Okzipitallappen des Gehirns. Diese Bereiche speichern Erinnerungen zur Verwendung und Bedeutung vertrauter Objekte, Anblicke und Geräusche und füllen das Gedächtnis mit Vorstellungen und Erkenntnis.
Agnosie tritt oft plötzlich nach einer Kopfverletzung oder einem Schlaganfall auf. Andere Ursachen für eine Agnosie sind unter anderem Hirntumoren, Hirnabszesse (Eitertaschen) und Erkrankungen, die einen fortschreitenden Zerfall bestimmter Gehirnbereiche mit sich bringen, wie z. B. die Alzheimer-Krankheit.
Symptome der Agnosie
Die Symptome der Agnosie hängen davon ab, welche Bereiche des Gehirns geschädigt sind.
Eine Agnosie kann jede Sinneswahrnehmung betreffen:
Hörvermögen (akustische oder auditive Agnosie): Die Betroffenen können Gegenstände nicht anhand von Geräuschen erkennen. Sie können zum Beispiel ein Telefon nicht erkennen, wenn sie es läuten hören. Diese Form der Agnosie entsteht durch eine Schädigung des Temporallappens.
Geschmack (gustatorische Agnosie): Die Betroffenen können keine Geschmacksrichtungen bestimmen, auch wenn sie sie wahrnehmen. Diese Form entsteht durch eine Schädigung des Temporallappens.
Geruch (olfaktorische Agnosie): Wie bei der gustatorischen Agnosie können die Betroffenen keine Gerüche bestimmen, auch wenn sie sie wahrnehmen. Die olfaktorische Agnosie kann durch eine Schädigung des vorderen Teils des Temporallappens verursacht werden.
Tasten (somatosensorische Agnosie): Beispielsweise fällt es den Betroffenen schwer, bekannte Gegenstände (wie einen Schlüssel oder eine Sicherheitsnadel), die man ihnen in die Hand legt, zu bestimmen. Wenn sie aber dann den Gegenstand anschauen, erkennen sie diesen sofort und können ihn benennen. Diese Form der Agnosie entsteht durch Schäden am Parietallappen.
Sehen (optische Agnosie): Die Betroffenen können einfache Gegenstände (wie einen Löffel oder Stift) nicht erkennen, auch wenn sie diese Objekte sehen können. Wenn sie die Gegenstände jedoch berühren, erkennen sie sie. Eine optische Agnosie entsteht durch Schäden am Okzipitallappen.
Normalerweise ist nur eine Sinneswahrnehmung betroffen.
Bei einigen Formen der Agnosie sind nur bestimmte Prozesse einer Sinneswahrnehmung betroffen. Hierzu zählen folgende:
Prosopagnosie: Bekannte Gesichter werden nicht erkannt.
Umweltagnosie: Bekannte Orte werden nicht erkannt.
Achromatopsie: Die Betroffenen werden farbenblind.
Anosognosie: Die Betroffenen behaupten fest, dass alles in Ordnung sei, und ignorieren das Problem, sogar wenn eine Körperhälfte gelähmt ist.
Simultanagnosie: Die Betroffenen können nicht mehr als einen Gegenstand oder einen Teil des Gegenstands gleichzeitig sehen. Wenn sie einen Tisch mit Lebensmitteln und verschiedenen Gegenständen darauf anschauen, geben sie vielleicht an, dass sie nur einen Löffel sehen.
Diagnose der Agnosie
Untersuchung durch den Arzt
Standardisierte Tests der Hirnfunktion
Bildgebende Verfahren, wie Computer- oder Magnetresonanztomografie
Der Betroffene wird vom Arzt gebeten, bekannte Gegenstände durch Ansehen, Fühlen oder einen anderen Sinn zu erkennen. Auch wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt, um festzustellen, ob die Symptome von einer anderen Erkrankung, wie einer Seh- oder Gehörstörung, herrühren.
Es können bestimmte standardisierte Tests der Hirnfunktion durchgeführt werden (als neuropsychologische Tests bezeichnet). Standardisiert bedeutet, dass die Tests bei allen Menschen gleich durchgeführt werden und jedes Mal auf dieselbe Weise bewertet werden. Die Werte werden dann mit denen gesunder Personen mit einem ähnlichen Hintergrund verglichen. Die Tests liefern somit Informationen darüber, wie unterschiedliche Bereiche des Gehirns funktionieren. Der Arzt stellt Fragen, um die Intelligenz, die Fähigkeit zur Problemlösung und die Fähigkeit, Handlungen zu planen und einzuleiten (sogenannte exekutive Funktionen), Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprache, Motivation, Stimmung und Gefühle, Lebensqualität und Persönlichkeit zu bewerten.
Bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) werden durchgeführt, um Ursachen für einen Hirnschaden zu bestimmen, wie einen Tumor oder einen Schlaganfall. Je nach vermuteter Ursache können weitere Tests durchgeführt werden. Die funktionelle MRT (fMRT) kann beispielsweise zeigen, welche Bereiche des Gehirns aktiv sind, wenn eine Person eine bestimmte Aufgabe ausführt, z. B. lesen, schreiben, sich erinnern, rechnen oder eine Gliedmaße bewegen. Die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) kann zeigen, wie aktiv die verschiedenen Gehirnbereiche sind. Zurzeit kommen diese beiden Tests jedoch hauptsächlich in Forschungszentren zum Einsatz.
Behandlung der Agnosie
Behandlung der Krankheitsursache
Sprach- und Ergotherapie
Nach Möglichkeit wird die Ursache der Agnosie behandelt. Wenn zum Beispiel ein Abszess die Ursache ist, kann die Behandlung Antibiotika und einen operativen Eingriff beinhalten, um den Abszess zu entleeren.
Für die Agnosie steht keine spezifische Behandlung zur Verfügung.
Sprach- und Ergotherapie können Patienten mit Agnosie helfen, ihre Beeinträchtigungen zu kompensieren. Diese Therapeuten helfen Menschen mit Agnosien, ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern, indem sie ihnen Methoden zeigen, wie sie die Orientierung behalten, aufmerksam bleiben, Gegenstände erkennen, planen der Ausführung von Aufgaben, alltägliche Probleme lösen und mit anderen Menschen effektiver interagieren.
Prognose bei Agnosie
Wie gut sich ein Patient erholt, wird von folgenden Faktoren beeinflusst:
Art, Größe und Ort der Schädigung
Ausmaß der Beeinträchtigung (zum Beispiel, wie schwierig das Erkennen von Gegenständen ist)
Alter der Person
Wirksamkeit der Behandlung
Wenn die Ursache der Schädigung behoben werden kann, beginnen die meisten Patienten sich in den ersten drei Monaten zu erholen. Womöglich verbessert sich ihr Zustand ein Jahr lang noch bis zu einem gewissen Grad.