Agoraphobie

VonJohn W. Barnhill, MD, New York-Presbyterian Hospital
Überprüft/überarbeitet Aug. 2023
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Agoraphobie ist die Furcht oder Angst vor Situationen oder Orten (z. B. in Menschenmengen und Einkaufszentren oder während des Fahrens), die das Gefühl erwecken, ihnen schwer entkommen zu können und im Fall eines Angst- oder Panikanfalls keine Hilfe zu bekommen. Diese Situationen oder Orte werden häufig gemieden oder nur unter großer Qual ertragen.

Agoraphobie ist eine Art der Angststörung. Ungefähr 30 bis 50 Prozent der Betroffenen mit Agoraphobie leiden auch an einer Panikstörung. Etwa 2 Prozent der Betroffenen leiden jährlich an Agoraphobie. Agoraphobie entwickelt sich häufig im Jugend- und jungen Erwachsenenalter, kann aber auch bei älteren Erwachsenen auftreten.

Häufige Beispiele von Situationen oder Orten, die furcht- und angstauslösend sind, sind unter anderem:

  • In einer Geldbank oder im Supermarkt anstehen

  • In der Mitte einer langen Reihe in einem Theater oder Klassenzimmer sitzen

  • Öffentliche Verkehrsmittel, wie z. B. ein Bus oder ein Flugzeug nutzen

  • Das Hause verlassen

Manche Menschen entwickeln eine Agoraphobie, nachdem sie in einer dieser Situationen eine Panikattacke erlebt haben. Andere Menschen fühlen sich in solchen Situationen einfach nur unwohl und entwickeln nie oder erst später Panikattacken im Zusammenhang mit diesen Situationen. Eine Agoraphobie beeinträchtigt oft den Alltag, in manchen Fällen so drastisch, dass die Betroffenen das Haus nicht mehr verlassen.

Diagnose der Agoraphobie

  • Ärztliche Beurteilung auf der Basis standardisierter psychiatrischer Diagnosekriterien

Ärzte stellen die Diagnose einer Agoraphobie, wenn die Furcht, Angst oder Vermeidung mindestens 6 Monate andauern und mindestens 2 der folgenden Situationen betreffen:

  • Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren

  • Sich auf offenen Flächen wie einem Park- oder Marktplatz aufzuhalten

  • Sich in geschlossenen Bereichen wie in einem Geschäft oder Theater aufzuhalten

  • In einer Schlange oder Menschenmenge stehen

  • Außerhalb von zu Hause allein zu sein

Die Ängste müssen die Sorge darüber beinhalten, dass die Flucht schwierig sein könnte oder dass die Hilfe nicht verfügbar ist, wenn die Betroffenen in Panik geraten oder handlungsunfähig sind.

Zusätzlich müssen alle folgenden Kriterien erfüllt sein:

  • Die Symptome werden fast immer durch die gleichen Situationen ausgelöst

  • Die Betroffenen ändern ihr Verhalten, um die Situation zu meiden, oder brauchen eine Begleitung, um sie zu ertragen

  • Die Symptome stehen nicht im Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr

  • Die Symptome sorgen für erhebliches Leid oder beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit erheblich

  • Die Symptome werden nicht durch eine andere psychische Gesundheitsstörung verursacht, wie etwa einer sozialen Angststörung, oder durch ein medizinisches Leiden, etwa einer entzündlichen Darmerkrankung

Behandlung der Agoraphobie

  • Konfrontationstherapie

  • Kognitive Verhaltenstherapie

  • Gelegentlich Antidepressiva, die als selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) bezeichnet werden

Eine unbehandelte Agoraphobie kann an Stärke zu- und abnehmen und sogar verschwinden, möglicherweise weil die Betroffenen ihre eigene Art der Konfrontationstherapie anwenden und sich wiederholt Situationen aussetzen, die Ängste bei ihnen auslösen, bis die Angst nachlässt. Andere klagen nicht mehr über Agoraphobie-Symptome, weil sie gelernt haben, Situationen (wie Flugzeuge oder Menschenmassen) zu meiden, die ihre Angst auslösen. Die Vermeidung von Situationen kann jedoch das Leben einer Person erheblich einschränken. Da Behandlungen zunächst häufig die Angst verstärken, werden zur Behandlung der Agoraphobie (und anderer Angststörungen) oft zusätzlich Entspannungstechniken gelehrt.

Eine Konfrontationstherapie hilft bei mehr als 90 Prozent der Betroffenen.

Auch eine kognitive Verhaltenstherapie kann hilfreich sein. Im Rahmen dieser Therapie lernen die Betroffenen Folgendes:

  • Verzerrte Gedanken zu erkennen

  • Verzerrtes Denken zu kontrollieren

  • Ihr Verhalten entsprechend anzupassen

Menschen mit Agoraphobie können von der Einnahme eines SSRI profitieren. Obwohl SSRI als Antidepressiva betrachtet werden, können sie auch gut gegen einige Angststörungen wirken.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. National Institute of Mental Health, Agoraphobia: Allgemeine Informationen über viele Aspekte zur Agoraphobie, einschließlich der Statistiken zur Prävalenz