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Antworten auf häufige Fragen zu Listerien, Listeriose und Lebensmittel-Rückrufaktionen

Kommentar01.01.01 Larry M. Bush, MD, FACP, Charles E. Schmidt College of Medicine, Florida Atlantic University

Pilze, Weichkäse, gefrorene Waffeln, vorgekochtes Hähnchenfleisch, Wurstaufschnitt…

In den letzten Monaten gab es viele schlagzeilenmachende Rückrufaktionen für in Amerika verkaufte Lebensmittel. Viele dieser Rückrufaktionen galten Produkten, die möglicherweise mit Listerien kontaminiert waren. Solche Schlagzeilen können beunruhigend sein. Viele Menschen sind sich nicht sicher, was zu tun ist, wenn sie Lebensmittel gekauft oder konsumiert haben, die möglicherweise durch Listerien verunreinigt sind. In diesem Leitartikel wird erklärt, was Listerien sind, welche Risiken diese Bakterien für gesunde Erwachsene und gefährdete Gruppen darstellen und wie man auf Lebensmittel-Rückrufaktionen reagiert.

1. Listerien und Listeriose – was ist der Unterschied?

Listeriose ist die Infektion, die durch das  grampositive Bakterium Listeria monocytogenes hervorgerufen wird, und zwar üblicherweise durch den Verzehr damit verunreinigter (d. h. kontaminierter) Nahrungsmittel. Generell wird der Verzehr von gekühlten Lebensmitteln als sicher erachtet, doch das ist nicht immer so. Die Listerien-Bakterien können sich bei Kühlschranktemperatur in Lebensmitteln vermehren. Selbst die Temperaturen im Gefrierschrank können sie überleben. Dadurch besteht besonders für gekühlte und abgepackte Lebensmittel sowie für Fertigprodukte (die vor dem Verzehr nicht gekocht werden müssen) ein Kontaminationsrisiko. Auch von Sprossen, Melonen und anderem Obst und Gemüse kann eine Gefahr ausgehen.

2. Was sind die Risiken einer Listeriose?

In den meisten Fällen muss man sich keine allzu großen Sorgen wegen eines Kontakts mit Listerien machen, wenn man ein gesundes Immunsystem hat. Für Personen mit einem geschwächten Immunsystem ist Listeriose allerdings eine der tödlichsten Lebensmittelerkrankungen. Von Listeriose Betroffene haben typischerweise Schüttelfrost, Fieber und Muskelschmerzen (ähnlich wie bei Grippe) in Verbindung mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Gewöhnlich klingen diese Symptome innerhalb von 1 bis 7 Tagen ab.

Die Bakterien gelangen mitunter vom Darm aus in die Blutbahn und besiedeln bestimmte Organe. Dies wird als invasive Listeriose bezeichnet. Eine invasive Listeriose kann die Gehirn- und Rückenmarkshäute (wo sie eine  Hirnhautentzündung/Meningitis hervorruft), die Augen, die Herzklappen (wo sie eine  Entzündung der Herzinnenhaut/Endokarditis hervorruft) und die Gelenke befallen. Bei schwangeren Frauen kann sie sich bis in die Gebärmutter und zum ungeborenen Kind ausbreiten. In den USA gibt es pro Jahr nur etwa 1600 Fälle von invasiver Listeriose, und etwa 260 Personen sterben daran.

3. Für wen besteht ein Risiko?

Bei folgenden Bevölkerungsgruppen tritt Listeriose am häufigsten auf:

Bei schwangeren Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, an Listeriose zu erkranken, etwa 10-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung, und bei schwangeren lateinamerikanischen Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, an Listeriose zu erkranken, etwa 24-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Listeriose ist der Grund, warum Ärzte Schwangeren raten, auf Wurstaufschnitt und andere Lebensmittel, die kontaminiert sein könnten, zu verzichten. Da der Anteil der Amerikaner über 65 Jahre wächst, müssen ältere Personen sich der Risiken einer Listeriose bewusst sein, die Warnsignale dafür kennen und notwendige Vorkehrungen treffen. 

4. Warum gibt es in letzter Zeit scheinbar so viele Rückrufaktionen aufgrund von Listerien?

Angesichts der jüngsten Schlagzeilen könnte man annehmen, dass die Listeriose landesweit auf dem Vormarsch ist. Tatsächlich gibt es mehrere Faktoren, die sich auf die Anzahl der Rückrufaktionen und die Berichterstattung darüber auswirken.

Vorweg ist zu sagen, dass es in Amerika strenge Verfahren zur Sicherstellung der Lebensmittelsicherheit gibt. Die Fälle von Listerien-Kontaminationen müssen daher also nicht unbedingt stark angestiegen sein; die Menschen sind einfach stärker darauf bedacht, nach solchen Fällen Ausschau zu halten. Gleichzeitig werden immer mehr Lebensmittel und Fertigmahlzeiten konsumiert, in denen Listerien mit höherer Wahrscheinlichkeit vorkommen, was zum Anstieg der Fälle beiträgt.

Man sollte sich auch bewusst sein, dass ein “Ausbruch” weniger bedrohlich ist als zunächst angenommen. Bei einem Ausbruch denkt man an dutzende oder hunderte von Betroffenen. Aber man spricht bereits von einem Ausbruch einer lebensmittelbedingten Erkrankung, wenn zwei oder mehr Menschen erkranken, weil sie das gleiche kontaminierte Lebensmittel oder Getränk konsumiert haben. Herauszufinden, wo der Ausbruch begonnen hat, ist nicht immer einfach: Es kann bis zu 10 Wochen dauern, bis man nach dem Kontakt mit Listerien erkrankt. Zudem erkranken viele gesunde Personen nicht oder haben keine Symptome. Das erschwert die Rückverfolgung der Fälle zu einem bestimmten Kontaktpunkt.

5. Was soll ich tun, wenn ich ein mit Listerien kontaminiertes Produkt gekauft oder gegessen habe?

Es ist ratsam, auf Rückrufaktionen zu achten, vor allem, wenn für Sie ein erhöhtes Risiko besteht. Wenn man ein Produkt gekauft hat, das mit Listerien verunreinigt sein könnte, wirft man es am besten gleich weg. Reinigen Sie außerdem den Kühlschrank und andere eventuell kontaminierte Bereiche gründlich.

In den meisten Fällen werden die Listerien-Bakterien durch das Kochen des Lebensmittels abgetötet. Haben Sie oder ein Familienmitglied das Produkt jedoch ungekocht konsumiert, ist es wichtig, auf Symptome zu achten und jederzeit damit zu rechnen, dass Sie sofort einen Arzt aufsuchen müssen.

Weitere Informationen zur Listeriose finden Sie auf der  MSD Manuals-Website  zu diesem Thema.