Ärzte raten manchen Personen (z. B. Personen mit ungewöhnlich schnellem Herzrhythmus oder Herzklopfen) im Allgemeinen, Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke zu meiden. Sie tun dies, weil Koffein ein Stimulans und daher theoretisch in der Lage ist, abnormal schnelle Herzrhythmen zu verursachen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zum Zusammenhang zwischen selbst berichtetem Kaffeekonsum und Fällen von schnellen Herzrhythmen (kardialen Tachyarrhythmien) ergab, dass Personen, die regelmäßig Kaffee tranken, entgegen den Erwartungen des herkömmlichen medizinischen Wissens etwas weniger Fälle von schneller Herzfrequenz aufwiesen als diejenigen, welche dies nicht taten (1).
Die Studie war umfassend. Die Studienteilnehmer wurden über einen durchschnittlichen Zeitraum von 4,5 Jahren überwacht, und die Forscher kontrollierten zahlreiche Faktoren, die das Risiko für eine schnelle Herzfrequenz erhöhen. Die Studie ergab, dass Personen, die regelmäßig Kaffee trinken, keine größere Wahrscheinlichkeit aufwiesen, Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und/oder Vorhofflattern und supraventrikuläre Tachykardie zu erleiden. Natürlich kann diese Art von Studie nicht belegen, dass Kaffeekonsum jemanden vor Herzrhythmusstörungen schützt. Die Forscher waren nicht in der Lage, Variablen zu kontrollieren, wie falsche Angaben der Teilnehmer zu ihrem Kaffeekonsum, Änderungen der Menge an Kaffee, den sie im Laufe der Zeit trinken, Auswirkungen anderer Substanzen im Kaffee oder sogar, ob es die Tachyarrhythmien selbst waren, die dazu führten, dass Personen weniger Kaffee trinken. Andererseits ist es unwahrscheinlich, dass jemals eine randomisierte klinische Studie zum gewohnheitsmäßigen Kaffeekonsum durchgeführt wird, sodass Studien wie diese das Beste sind, was Ärzte als Richtschnur für Empfehlungen zur Verfügung haben.
Andere Studien konnten auch nicht aufzeigen, dass Kaffee jemanden für Tachyarrhythmien anfällig macht. Darüber hinaus trägt diese Studie zu einer zusätzlichen Art von Evidenz bei, die erst kürzlich untersucht wurde. Die Forscher versuchten außerdem, zu bestimmen, ob genetische Faktoren, die beeinflussen, wie der Körper Koffein verarbeitet, Einfluss darauf hatten, ob der Kaffeekonsum die Rate der Herzrhythmusstörungen erhöht. Die Forscher stellten keinen Zusammenhang zwischen diesen genetischen Faktoren und Rhythmusstörungen fest.
Obwohl diese Studie ergab, dass Personen, die regelmäßig Kaffee trinken, mit etwas geringerer Wahrscheinlichkeit Rhythmusstörungen aufweisen, zeigt die Studie nicht auf, dass der Kaffeekonsum jemanden vor diesen Rhythmusproblemen schützt. Personen, die keinen Kaffee oder andere koffeinhaltige Getränke trinken, sollten nicht damit beginnen, diese in dem Bemühen zu trinken, Herzrhythmusstörungen zu verhindern. Der Kaffeekonsum sollte ebenfalls nicht erhöht werden, um zu versuchen, Rhythmusstörungen vorzubeugen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der gewohnheitsmäßige Kaffeekonsum die Wahrscheinlichkeit für Herzrhythmusstörungen in der Gesamtpopulation erhöht, ist gering. Demzufolge scheint es unnötig zu sein, auf Grund dieser Bedenken keinen Kaffee zu trinken. Die Ergebnisse waren bei Personen vergleichbar, die bereits Herzrhythmusstörungen hatten; die Schlussfolgerungen sind bei diesen Personen jedoch weniger sicher, aber nur, weil es in dieser kleineren Gruppe nicht so viel angehäuftes Beweismaterial gibt. Dennoch können Ärzte von der aktuellen Empfehlung abweichen, dass alle Personen mit Herzrhythmusstörungen Kaffee oder Koffein meiden, und stattdessen die Vermeidung von Koffein denjenigen empfehlen, bei welchen ein Zusammenhang zwischen Konsum und Symptomen festgestellt wird. Personen, die Bedenken wegen ihres Koffeinkonsums haben, insbesondere diejenigen mit Herzrhythmusstörungen, sollten mit ihren Ärzten sprechen, bevor sie ihren Koffeinkonsum erhöhen.
REFERENZEN
- Kim E. J., Hoffman T. J., Nah G., Vittinghoff E., Delling F., Marcus G. M.: Coffee consumption and incident tachyarrhythmias: reported behavior, Mendelian randomization, and their interactions. JAMA Intern Med 19. Juli 2021. doi:10.1001/jamainternmed.2021.3616