Polymyalgia rheumatica

VonAlexandra Villa-Forte, MD, MPH, Cleveland Clinic
Überprüft/überarbeitet Mai 2022 | Geändert Sept. 2022
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Kurzinformationen

Bei einer Polymyalgia rheumatica kommt es zu Entzündungen der Gelenkinnenhaut sowie zu starken Schmerzen und Steifheit in den Nacken-, Rücken-, Schulter- und Hüftmuskeln.

  • Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt.

  • Nacken, Rücken, Schultern und Hüften werden steif und schmerzen.

  • Die Diagnose basiert normalerweise auf den Symptomen sowie auf den Ergebnissen von Bluttests.

  • Nach Einnahme des Kortikosteroids Prednison kommt es in den meisten Fällen zu einer deutlichen Besserung.

(Siehe auch Überblick über Vaskulitis.)

Polymyalgia rheumatica tritt verstärkt ab dem 55. Lebensjahr auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Ursache der Polymyalgia rheumatica ist unbekannt. Polymyalgia rheumatica kann vor, nach oder gleichzeitig mit einer Riesenzellarteriitis (temporalis) auftreten. Einige Fachleute gehen davon aus, dass es sich hierbei um zwei Formen desselben krankhaften Prozesses handeln könnte. Polymyalgia rheumatica scheint häufiger vorzukommen.

Symptome der Polymyalgia rheumatica

Die Symptome der Polymyalgia rheumatica können plötzlich oder schleichend auftreten. In Nacken, Schultern, oberem und unterem Rücken und den Hüften kommt es zu Schmerzen und Steifheit. Die Steife ist am Morgen und nach Ruhephasen am ausgeprägtesten. Manchmal können die Beschwerden so stark sein, dass die Betroffenen das Bett nicht verlassen können oder nicht in der Lage sind, einfache Tätigkeiten auszuführen. Obwohl die Muskeln nicht geschädigt oder schwach sind, fühlen sie sich schwach. Außerdem kann es zu Fieber, Unwohlsein, Depressionen und Gewichtsverlust kommen.

Manche Patienten mit Polymyalgia rheumatica weisen außerdem Symptome einer Riesenzellarteriitis auf, die zu einer Erblindung führen können. Die Arthritis kann leicht verlaufen. Wenn sie jedoch schwer verläuft oder das Hauptsymptom ist, handelt es sich wahrscheinlich eher um eine rheumatoide Arthritis.

Diagnose der Polymyalgia rheumatica

  • Körperliche Untersuchung

  • Bluttests

  • Reaktion auf Kortikosteroide

Die ärztliche Diagnose der Polymyalgia rheumatica stützt sich auf die Symptome und die Ergebnisse einer körperlichen Untersuchung. Ärzte führen weitere Tests wie Bluttests durch, um Polymyalgia rheumatica von anderen Erkrankungen zu unterscheiden. Normalerweise werden folgende Bluttests gemacht:

  • Blutsenkung (Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit - BSG), C-reaktiver Proteinspiegel oder beides: Bei Personen mit Polymyalgia rheumatica sind beide Werte normalerweise sehr hoch, was auf eine aktive Entzündung hindeutet.

  • Großes Blutbild: Dieser Test dient zur Überprüfung auf Anämie und eine hohe Blutplättchenzahl, die Patienten mit Polymyalgia rheumatica in der Regel entwickeln.

  • Thyrotropin (Thyreoidea-stimulierendes Hormon, kurz TSH): Mit dieser Untersuchung kann eine Schilddrüsenunterfunktion ausgeschlossen werden, die Schwäche und Schmerzen in den Schulter- und Hüftmuskeln verursachen kann.

  • Kreatinkinase: Mit dieser Untersuchung kann eine Schädigung des Muskelgewebes (Myopathie) ausgeschlossen werden, die Schwäche und Schmerzen in den Schulter- und Hüftmuskeln verursachen kann. Wenn der Kreatinkinasewert im Blut erhöht ist, liegt sehr wahrscheinlich eine Muskelschädigung vor. Da bei einer Polymyalgia rheumatica keine Muskeln geschädigt sind, ist dieser Wert normal.

  • Messung von Rheumafaktor oder antizyklischen citrullinierten Peptidantikörpern: Diese Antikörper sind bei 80 Prozent aller Personen mit rheumatoider Arthritis vorhanden, jedoch nicht bei Polymyalgia rheumatica. Mithilfe dieser Untersuchung kann zwischen beiden unterschieden werden.

Die Diagnose wird auch dadurch unterstützt, wie die Patienten auf Kortikosteroide ansprechen, da die meisten Patienten mit Polymyalgia rheumatica sich bei einer Behandlung mit niedrig dosierten Kortikosteroiden sehr rasch viel besser fühlen.

Behandlung der Polymyalgia rheumatica

  • Prednison

Geringe Dosen des Kortikosteroids Prednison führen normalerweise bei Betroffenen mit einer Polymyalgia rheumatica zu einer deutlichen Besserung. Wenn außerdem eine Riesenzellarteriitis vorliegt, wird eine höhere Dosis verordnet, um eine Erblindung zu vermeiden. Wenn die Symptome schwächer werden, wird die Medikation langsam auf die geringste wirksame Dosis reduziert (ausgeschlichen). Viele Patienten können Prednison nach etwa zwei Jahren absetzen. Doch einige müssen das Medikament über mehrere Jahre in kleinen Dosen einnehmen.

Kortikosteroide verursachen bei älteren Menschen häufig Nebenwirkungen (siehe Der Alterungsprozess im Visier: Riesenzell-Arteriitis und Polymyalgia rheumatica).

Die Riesenzellarteriitis kann zu Beginn einer Polymyalgia rheumatica oder auch erst viel später auftreten, zum Teil sogar nach einer scheinbaren Heilung. Deshalb sollten Patienten ihren Arzt unverzüglich über Kopfschmerzen, Muskelschmerzen beim Kauen, ungewöhnliche Krämpfe oder Schwäche in Armen und Beinen bei Belastung sowie Sehprobleme informieren.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Vasculitis Foundation: Bietet Informationen für Patienten zu Vaskulitis an, zum Beispiel, wie man einen Arzt findet, sich zu Forschungsstudien informiert und Patientenhilfsgruppen beitritt