Überblick über Arbovirus-, Arenavirus- und Filovirus-Infektionen

VonThomas M. Yuill, PhD, University of Wisconsin-Madison
Überprüft/überarbeitet Juni 2023
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Arboviren, Arenaviren und Filoviren sind Viren, die von Tieren auf Menschen und bisweilen von Mensch zu Mensch übertragen werden. Das beteiligte Tier hängt von der Art des Virus ab.

Viele dieser Infektionen verursachen keine Symptome. Symptome der meisten dieser Infektionen sind in der Regel mild und unauffällig und ähneln den Grippesymptomen. Mit fortschreitender Infektion können geschwollene Lymphknoten, Ausschläge und Gelenkschmerzen auftreten. Einige dieser Viren können das Gewebe, welches das Gehirn und Rückenmark bedeckt (Meningitis), oder das Gehirn selbst (Enzephalitis) infizieren. Manche verursachen Fieber mit Blutungsneigung (sogenanntes hämorrhagisches Fieber), was lebensbedrohlich sein kann.

Arboviren

Arboviren sind Viren, die durch Gliederfüßer übertragen werden. Bei den Arboviren handelt es sich nicht um eine einzelne Virusart. Als Arbovirus werden über 250 verschiedene Viren aus unterschiedlichen Virenfamilien bezeichnet, die durch blutsaugende Gliederfüßer auf Menschen oder Tiere übertragen werden. Zu den Gliederfüßern zählen Insekten (wie Fliegen und Stechmücken) sowie Zecken. Mindestens 80 Arboviren verursachen Krankheiten bei Menschen.

Die meisten Arboviren werden durch Moskitos übertragen, einige jedoch durch Zecken und eines (das Oropouche-Virus) durch Stechmücken, und andere werden von Sandmücken übertragen. Arboviren werden übertragen, wenn ein Insekt oder eine Zecke ein infiziertes Tier sticht, und dann ein anderes Tier oder eine Person sticht. Die meisten Infektionen mit einem Arbovirus werden nicht von Mensch zu Mensch übertragen, möglicherweise weil die Virusmenge im menschlichen Blut nicht ausreichend ist, um das Virus an einen anderen Menschen übertragen zu können. Ausnahmen sind Chikungunya-Fieber und die Flavivirus-Infektionen Dengue-Fieber, Gelbfieber sowie die Zika-Virusinfektion, die durch Stechmücken von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Das Zika-Virus kann auch beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. In seltenen Fällen werden Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren durch Bluttransfusionen oder Organspenden oder von der Mutter bei der Geburt auf das Neugeborene übertragen. Es ist nicht erwiesen, dass Arboviren bei flüchtigen Kontakten von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Viele Arboviren, die früher nur in bestimmten Teilen der Welt vorkamen, breiten sich inzwischen aus. Zu diesen Viren zählen das Chikungunya-Virus, die Viruserreger des hämorrhagischen Krim-Kongo-Fiebers, der Japanischen Enzephalitis, des Rift-Valley-Fiebers und des West-Nil-Fiebers sowie das Ross-River-Virus und das Zika-Virus. Diese Viren verbreiten sich zum Teil deshalb, weil der Klimawandel dazu geführt hat, dass die Stechmücken, welche die Viren übertragen, in mehr Gebieten überleben können. Wo das Virus weit verbreitet ist, kann es auch zur Infektion von Reisenden kommen, die dann nach Hause fahren und dort von einer Stechmücke gestochen werden, die das Virus wiederum auf andere Personen überträgt.

Das Chikungunya-Virus wird durch eine bestimmte Art von Stechmücken der Gattung Aedes übertragen. Das Virus stammt ursprünglich aus Afrika, hat sich aber inzwischen bis in die Karibik und bis nach Mittel-, Süd- und Nordamerika ausgebreitet. Typisch für eine Infektion mit dem Chikungunya-Virus sind Fieber und starke Gelenkschmerzen, oft in Händen und Füßen. Es können auch Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Gelenkschwellungen oder ein Ausschlag auftreten. Den meisten Menschen geht es innerhalb einer Woche wieder besser, aber die Gelenkschmerzen können monate- oder manchmal sogar jahrelang bestehen bleiben. Im Jahr 2023 genehmigte die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) den ersten Impfstoff zur Prävention des Chikungunyafiebers. Der Chikungunya-Impfstoff ist für Personen ab 18 Jahren zugelassen, die aufgrund von Auslandsreisen oder Laborarbeiten in den Vereinigten Staaten ein erhöhtes Risiko für eine Exposition gegenüber dem Chikungunya-Virus aufweisen.

Arenaviren

Arenaviren werden von Nagetieren übertragen. Infektionen, die durch diese Viren verursacht werden, umfassen lymphozytäre Choriomeningitis, Lassa-Fieber, bolivianisches hämorrhagisches Fieber (durch das Machupo-Virus verursacht), venezolanisches hämorrhagisches Fieber (durch das Guanarito-Virus verursacht) und argentinisches hämorrhagisches Fieber (durch das Junin-Virus verursacht). Das Lassa-Fieber kann sich von Person zu Person durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten (wie Speichel, Urin, Stuhl oder Blut) ausbreiten. Arenavirus-Infektionen kommen in einigen Gegenden der Welt relativ häufig vor und können schwere Erkrankungen verursachen.

Filoviren

Filoviren können schweres hämorrhagisches Fieber bei Menschen und anderen Primaten (z. B. Menschenaffen und Affen) auslösen. Bisher wurden nur zwei Mitglieder dieser Virusgruppe identifiziert:

Es wurde bisher nicht festgestellt, wie sich diese Viren auf die Menschen ausbreiten. Experten gehen aber davon aus, dass die erste Übertragung der Viren auf einen Menschen durch Berührung oder Verzehr eines infizierten Tieres erfolgte, wie z. B. eine Fledermaus oder ein Primat. Diese Viren verbreiten sich leicht von Mensch zu Mensch.

Diagnose

  • Bluttests

  • Kulturen von Blutproben oder Proben von infiziertem Gewebe

Zur Diagnose dieser Infektionen können Bluttests durchgeführt und Kulturen angelegt werden. Das Blut kann zudem auf entsprechende Antikörper gegen oder Antigene von Viren untersucht werden. (Antikörper sind Proteine, die vom Immunsystem produziert werden, um den Körper gegen einen bestimmten Angriff zu schützen. Antigene sind Proteine auf oder in Viren und lösen die Abwehrmechanismen des Körpers aus.) Beim Anlegen einer Kultur lässt man Mikroorganismen aus Proben von Blut, Körperflüssigkeit oder anderen Materialien, die aus einem infizierten Bereich entnommen wurden, im Labor wachsen, bis eine ausreichende Menge vorhanden ist, um sie zu bestimmen.

Auf der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) basierende Techniken können verwendet werden, um viele Kopien des viralen Erbguts zu erstellen. Mit dieser Technik können Ärzte das Virus schnell und genau identifizieren.

Tests werden manchmal schnell durchgeführt – zum Beispiel, wenn die Infektion eine ernste Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellt oder gravierende Symptome vorliegen.

Eine Blutprobe oder andere Gewebeprobe wird manchmal mit einem Elektronenmikroskop mit starker Vergrößerung und hoher Auflösung untersucht.

Behandlung

  • Unterstützende Versorgung

  • Manchmal Ribavirin

Die Behandlung der meisten dieser Infektionen konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Aufrechterhaltung lebenswichtiger Funktionen. So können beispielsweise Bluttransfusionen gegeben werden, wenn die Blutung stark ist.

Das antivirale Medikament Ribavirin kann zur Behandlung von hämorrhagischem Fieber eingesetzt werden, z. B. bei Lassa-Fieber.

Vorbeugung

Da es so viele verschiedene Arboviren gibt, ist es oft einfacher und kostengünstiger, Arbovirus-Infektionen zu kontrollieren, indem die sie übertragenden Gliederfüßer kontrolliert werden und einer Exposition gegenüber dem Virus vorgebeugt wird (einschließlich der Vorbeugung von Mückenstichen und Zeckenbissen), als durch die Entwicklung spezieller Impfstoffe oder medikamentöser Behandlungen.

Die Kontrolle von Stechmücken ist schwierig, neue Ansätze werden jedoch entwickelt und getestet. Neben der Verwendung chemischer Pestizide gibt es auch wissenschaftliche Ansätze, um Mücken genetisch zu verändern, sterilisierte männliche Stechmücken freizusetzen oder Mücken mit Bakterien zu infizieren, die eine Virusinfektion der Stechmücken blockieren.

Vermeidung einer Virusexposition

Infektionen, die durch Stechmücken oder Zecken übertragen werden, können häufig durch Folgendes verhindert werden:

  • Infektionen in Populationen, die als Wirtsorganismus fungieren (Vektoren) reduzieren oder einschränken

  • Kleidung tragen, die so viel wie möglich vom Körper bedeckt

  • Insektenabwehrmittel einsetzen, die z. B. Diethyltoluamid (DEET) enthalten

  • Kleidung tragen, die mit dem Insektizid Permethrin imprägniert ist

  • Jeden Kontakt mit Stechmücken oder Zecken möglichst vermeiden

Um Mückenstiche zu vermeiden, können Menschen zum Beispiel einschränken, wie viel Zeit sie in feuchten Gebieten draußen verbringen.

Gegen Zecken kann Folgendes helfen:

  • Auf Wegen oder Pfaden bleiben

  • Hosenbeine in die Schuhe oder Socken stecken

  • Langärmlige Hemden tragen (siehe die Randleiste Vorbeugung von Zeckenbissen)

Infektionen, die von Mäusen oder anderen Nagetieren übertragen werden, entstehen in der Regel durch Kontakt mit ihrem Urin, ihren Fäkalien oder anderen Körperflüssigkeiten, die das Virus enthalten. Folgende Maßnahmen können dabei helfen, solchen Kontakt zu vermeiden:

  • Geschlossene Räume, wo sich Mäuse aufgehalten haben, vor dem Reinigen durchlüften.

  • Oberflächen vor dem Kehren oder Reinigen mit einer Lösung benetzen, die mindestens 10 Prozent Bleichmittel enthält.

  • Keinen Staub aufwühlen.

  • Öffnungen verschließen, durch die Nagetiere in das Haus gelangen könnten.

  • Nahrungsmittel in schädlingssicheren Behältern aufbewahren.

  • Potenzielle Nistplätze in Wohnumgebungen beseitigen.

Die Vorbeugung einer Exposition gegenüber dem Ebola- oder dem Marburg-Virus erfordert eine strenge Quarantäne von infizierten Menschen und Isoliermaßnahmen, da sich diese Viren leicht von Mensch zu Mensch verbreiten.

Impfungen

Es gibt derzeit allgemein und in den USA lediglich wirksame Impfstoffe für den Menschen gegen das Ebola-Virus, das Gelbfieber-Virus, den Viruserreger der Japanischen Enzephalitis und das Chikungunya-Virus. Ein Impfstoff gegen Dengue-Fieber ist in einigen Ländern außerhalb der USA verfügbar, ist jedoch nur bedingt wirksam und wird nur Menschen verabreicht, die bereits früher mit Dengue-Fieber infiziert waren. Ein neuer Impfstoff wird in Kürze verfügbar sein.