Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus (HIV) bei Kindern und Jugendlichen

VonGeoffrey A. Weinberg, MD, Golisano Children’s Hospital
Überprüft/überarbeitet März 2023 | Geändert Aug. 2023
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Kurzinformationen

Eine Infektion mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) ist eine Virusinfektion, die schrittweise bestimmte weiße Blutkörperchen zerstört. Die Betroffenen werden dadurch anfällig für Infektionen und einige Formen von Krebs und leiden unter dem erworbenen Immunschwächesyndrom (AIDS).

  • Eine Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus (HIV) erfolgt durch Ansteckung mit dem HI-Virus während eines sexuellen Kontakts, einer Bluttransfusion und, bei kleinen Kindern, meist während der Geburt über die Mutter.

  • Anzeichen der Infektion bei Kindern sind Wachstumsverzögerungen, Vergrößerung der Lymphknoten an mehreren Stellen im Körper, Entwicklungsverzögerung, wiederkehrende bakterielle Infektionen und Lungenentzündung.

  • Die Diagnose basiert auf einen Nachweis der HIV-Infektion anhand eines Bluttests.

  • Anti-HIV-Medikamente (sogenannte antiretrovirale Therapie oder ART) können die Auswirkungen einer HIV-Infektion kontrollieren und es Kindern ermöglichen, beschwerdefrei zu leben.

  • Kinder werden mit denselben Medikamenten behandelt wie Erwachsene.

  • Infizierte Schwangere können eine Übertragung der HIV-Infektion auf ihre Neugeborenen verhindern, indem sie antiretrovirale Medikamente einnehmen und ihr Kind mit Säuglingsnahrung füttern, anstatt es zu stillen. Bei manchen Frauen kann auch ein Kaiserschnitt helfen, eine Übertragung der Infektion auf das Kind zu verhindern.

Siehe auch HIV-Infektionen bei Erwachsenen.

Es gibt zwei humane Immunschwächeviren:

  • HIV-1

  • HIV-2

Fast überall auf der Welt sind Infektionen mit HIV-1 weitaus häufiger als Infektionen mit HIV-2. Beide zerstören schrittweise bestimmte Typen von weißen Blutkörperchen, die sogenannten Lymphozyten, die eine wichtige Rolle bei der körpereigenen Immunabwehr spielen. Wenn diese Lymphozyten zerstört werden, wird der Körper angreifbar für viele andere Infektionserreger. Viele Symptome und Komplikationen der HIV-Infektion, einschließlich des Todes, sind Folge dieser Sekundärinfektionen und nicht der HIV-Infektion selbst.

Eine HIV-Infektion kann verschiedene schwere Infektionen durch Erreger nach sich ziehen, die Menschen mit einem intakten Immunsystem normalerweise nichts anhaben können. Diese werden als opportunistische Infektionen bezeichnet, da sie ein geschwächtes Immunsystem ausnutzen. Opportunistische Infektionen können durch Viren, Parasiten, Pilze und manchmal auch durch Bakterien ausgelöst werden.

Das erworbene Immunschwäche-Syndrom (AIDS) ist die schwerste Form der HIV-Infektion. Bei einem HIV-infizierten Kind wird die Diagnose AIDS gestellt, wenn es zumindest eine opportunistische Infektion aufweist oder die körpereigenen Abwehrkräfte stark geschwächt sind.

Nur etwa 1 Prozent der HIV-positiven Menschen in den USA wurden als Kinder oder Jugendliche mit der Krankheit diagnostiziert. Die HIV-Infektion ist bei Kindern mittlerweile sehr selten geworden, weil umfassendere Untersuchungen und Behandlungen von mit HIV infizierten schwangeren Frauen durchgeführt werden. Eine Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten vor und während der Geburt kann helfen, eine Übertragung von der Mutter auf das Kind zu verhindern. Zwischen 1983 und 2015 wurden etwa 9.000 Fälle einer HIV-Infektion bei Kindern und jungen Heranwachsenden gemeldet. 2019 wurden nur noch weniger als 60 neue Fälle bei Kindern unter 13 Jahren diagnostiziert.

Obwohl die Zahl der mit HIV infizierten Säuglinge und Kinder in den USA weiter zurückgeht, steigt die Zahl der HIV-Infektionen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen an. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Kinder, die sich als Säuglinge infiziert haben, länger überleben, aber es gibt auch immer mehr Neuinfektionen unter Heranwachsenden, insbesondere bei jungen homosexuellen Männern. Im Jahr 2019 wurden in den USA rund 36.000 neue Fälle von HIV-Infektionen diagnostiziert. Von diesen neuen Fällen wurden 20 % bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 13 bis 24 Jahren diagnostiziert (die Mehrheit davon war mindestens 18 Jahre alt).

Weltweit gesehen sind Kinder von HIV bei weitem stärker betroffen. Im Jahr 2021 hatten etwa 1,7 Millionen Kinder unter 14 Jahren eine HIV-Infektion. Jedes Jahr werden ungefähr 160.000 Kinder infiziert und etwa 100.000 Kinder sterben. Programme zur Versorgung von Schwangeren und Kindern mit einer antiretroviralen Therapie (ART) haben die Anzahl der Neuinfektionen im Kindesalter und die Todesfälle unter Kindern pro Jahr um 33 bis 50 Prozent gesenkt. Dennoch erhalten infizierte Kinder eine ART nicht annähernd so häufig wie Erwachsene.

Übertragung der HIV-Infektion

Neugeborene und junge Kinder

Der häufigste Weg der Übertragung von HIV auf Kinder erfolgt:

  • vor der Geburt oder während der Geburt durch eine infizierte Mutter

  • Nach der Geburt durch Stillen

HIV-infizierte Säuglinge haben sich praktisch immer bei ihrer Mutter angesteckt. Mehr als 95 Prozent der HIV-infizierten Kinder in den USA haben sich bei ihrer Mutter angesteckt, entweder vor oder bei der Geburt (durch so genannte vertikale Übertragung bzw. Mutter-Kind-Übertragung). Bei den meisten anderen Kindern und Jugendlichen mit einer HIV-Infektion fand die Übertragung durch sexuelle Aktivität statt, in seltenen Fällen infolge von sexuellem Missbrauch.

Aufgrund der verbesserten Sicherheitsmaßnahmen beim Screening von Blutkonserven und Blutprodukten sind in den letzten Jahren in den USA, Kanada oder Westeuropa so gut wie keine Infektionen aufgetreten, die auf Blutkonserven und Blutprodukte zurückzuführen waren.

Experten sind sich nicht sicher, wie viele Frauen mit HIV-Infektion jährlich in den USA entbinden, aber die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) gehen von schätzungsweise 3.000 bis 5.000 Entbindungen aus. Ohne ART würden 25 bis 33 Prozent der infizierten Schwangeren die Infektion während der Geburt auf ihr Kind übertragen. Die Übertragung findet oft während der Geburt statt.

Das Übertragungsrisiko ist bei Müttern am höchsten, die:

  • sich mit HIV während der Schwangerschaft oder des Stillens anstecken

  • Schwere Erkrankung aufgrund einer HIV-Infektion

  • mehrere Viren im Körper haben

Allerdings ist die Übertragungsrate in den USA von etwa 25 Prozent im Jahr 1991 auf 1 Prozent oder weniger im Jahr 2019 stark zurückgegangen. Dieser Rückgang der Mutter-Kind-Übertragungen ist auf die intensiven Bemühungen zurückzuführen, infizierte Schwangere während der Schwangerschaft und Entbindung zu testen und zu behandeln.

Das Virus kann auch über die Muttermilch übertragen werden. Ungefähr 12 bis 14 Prozent der Säuglinge, die sich bei der Geburt nicht infizieren, stecken sich an, wenn sie von ihrer HIV-positiven Mutter gestillt werden. Meist wird das Virus in den ersten Lebenswochen und -monaten übertragen, die Übertragung kann jedoch auch erst später stattfinden. Die Wahrscheinlichkeit einer Virusübertragung ist am höchsten bei Müttern mit hoher Viruslast im Körper, beispielsweise bei solchen, die sich die HIV-Infektion während der Stillzeit zugezogen haben.

Wussten Sie ...

  • In den USA ist die HIV-Übertragungsrate von infizierten Müttern auf ihre Kinder von etwa 25 Prozent im Jahr 1991 auf 1 Prozent oder weniger im Jahr 2019 zurückgegangen.

Jugendliche

Bei Jugendlichen sind die HIV-Übertragungswege die gleichen wie bei Erwachsenen:

  • ungeschützter sexueller Kontakt

  • Gemeinsame Benutzung infizierter Nadeln

Bei allen Erwachsenen besteht ein erhöhtes Risiko einer HIV-Infektion, wenn sie ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Besonders gefährdet sind auch Jugendliche, die zum Spritzen von Drogen infizierte Nadeln gemeinsam benutzen.

In sehr seltenen Fällen kommt es zu einer Übertragung von HIV durch Hautkontakt mit infiziertem Blut. Fast immer ist in solchen Fällen die Hautoberfläche durch Kratzer oder offene Wunden beschädigt. Obwohl das Virus auch im Speichel enthalten sein kann, gibt es bislang keine bekannten Fälle einer Übertragung der Infektion durch Husten, Küsse oder Bisse.

HIV wird NICHT übertragen durch:

  • Nahrungsmittel

  • Wasser

  • Berühren der gleichen Gegenstände im Haushalt (z. B. Kleidung, Möbel und Türgriffe)

  • Sozialen Kontakt zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der Schule

Symptome einer HIV-Infektion bei Kindern

Kinder, die mit einer HIV-Infektion zur Welt kommen, haben in den ersten Lebensmonaten selten Symptome, auch dann nicht, wenn sie keine antiretrovirale Therapie (ART) erhalten haben. Werden die Kinder nicht behandelt, entwickeln sich die Symptome in der Regel im Alter von etwa 3 Jahren, manche Kinder zeigen aber auch erst im Alter von 5 Jahren Symptome.

Kinder mit unbehandelter HIV-Infektion

Die meisten Kinder mit HIV-Infektion in den USA und Industrieländern erhalten eine antiretrovirale Therapie. Wenn das Kind jedoch keine Behandlung erhält, sind die Folgenden häufige Symptome einer HIV-Infektion:

  • Verlangsamung von Wachstum und Geschlechtsreife

  • Vergrößerung von Lymphknoten in mehreren Körperbereichen

  • Wiederholte bakterielle Infektionen

  • Immer wieder auftretender Durchfall

  • Lungeninfektionen

  • Vergrößerung von Milz oder Leber

  • Pilzinfektion des Mundes (Mundsoor/Kandidose)

  • Anämie

  • Herzprobleme

  • Hepatitis

  • Opportunistische Infektionen

Mitunter kommt es bei Kindern ohne Behandlung auch wiederholt zu bakteriellen Infektionen wie Mittelohrentzündung (Otitis media), Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) und Bakterien im Blut (Bakteriämie) oder Lungenentzündung (Pneumonie). Etwa ein Drittel aller HIV-infizierten Kinder, die nicht behandelt werden, bekommt eine Lungenentzündung (lymphozytäre interstitielle Pneumonie) mit Husten und Atembeschwerden. Je mehr sich der Zustand des Immunsystems verschlechtert, desto mehr andere Symptome und Komplikationen entwickelt das Kind.

Wenn sich bei HIV-infizierten Säuglingen oder Kleinkindern die schwere Krankheitsform entwickelt, die AIDS genannt wird, hatten sie häufig mindestens einmal eine Pneumocystis jirovecii-Pneumonie (siehe Pneumonie bei immungeschwächten Menschen). Diese schwerwiegende opportunistische Infektion kann bereits im Alter von 4 bis 6 Wochen auftreten, entwickelt sich aber meist bei 3 bis 6 Monate alten Säuglingen, die vor oder bei der Geburt mit HIV infiziert wurden. Bei über der Hälfte der unbehandelten mit HIV infizierten Kindern tritt die Lungenentzündung (Pneumonie) zu einem beliebigen Zeitpunkt auf. Die Pneumocystis-Pneumonie ist eine der Haupttodesursachen bei Kindern und Erwachsenen mit AIDS.

Bei einer beträchtlichen Zahl von nicht behandelten HIV-infizierten Kindern bleiben durch die fortschreitende Hirnschädigung wichtige Entwicklungsschritte wie Laufen oder Sprechenlernen entweder ganz aus oder verzögern sich. Diese Kinder sind in ihrer geistigen Entwicklung häufig beeinträchtigt und haben einen im Verhältnis zu ihrer Körpergröße zu kleinen Schädelumfang. Bis zu 20 Prozent der unbehandelten infizierten Kinder verlieren zunehmend ihre sozialen und sprachlichen Fähigkeiten und die Muskelkontrolle. Sie können teilweise gelähmt werden oder einen unsicheren Gang und steife Muskeln bekommen.

Anämie (eine geringe Anzahl roter Blutkörperchen) ist ein häufiges Leiden bei unbehandelten HIV-infizierten Kindern, die dazu führt, dass die Kinder schwach werden und schnell ermüden. Etwa 20 Prozent der Kinder, die nicht behandelt werden, bekommen Herzprobleme, wie einen beschleunigten Herzschlag, Herzrhythmusstörungen oder Herzinsuffizienz.

In seltenen Fällen entwickeln unbehandelte Kinder eine Entzündung der Leber (Hepatitis) oder der Nieren (Nephritis). Krebserkrankungen kommen bei Kindern mit AIDS zwar selten vor, Non-Hodgkin-Lymphome und Gehirnlymphome sind jedoch etwas häufiger als bei nicht infizierten Kindern. Das Kaposi-Sarkom, eine mit AIDS zusammenhängende Form von Krebs der Haut und inneren Organe, tritt häufig bei HIV-infizierten Erwachsenen auf, aber selten bei HIV-infizierten Kindern.

Mit antiretroviralen Medikamenten behandelte HIV-infizierte Kinder

ART hat die Art und Weise, wie sich eine HIV-Infektion bei Kindern äußert, erheblich verändert. ART ist sehr wirksam und ermöglicht es, eine HIV-Infektion als chronische Erkrankung zu behandeln. Wenn ART eingesetzt wird, entwickeln HIV-infizierte Kinder in der Regel keine Symptome einer HIV-Infektion. Obwohl bakterielle Lungenentzündungen (Pneumonie) und andere bakterielle Infektionen (wie etwa Bakteriämie und rezidivierende Mittelohrentzündung) bei HIV-infizierten Kindern etwas häufiger vorkommen, treten opportunistische Infektionen und Wachstumsdefizite selten auf.

Zwar mildert eine ART die Auswirkungen von Erkrankungen des Rückenmarks und des Gehirns eindeutig, aber dafür scheint die Zahl der Probleme in Entwicklung, Verhalten und Kognition bei behandelten HIV-infizierten Kindern zuzunehmen. Es ist unklar, ob diese Probleme auf die HIV-Infektion selbst, auf die Medikamente zur Behandlung von HIV oder auf andere biologische, psychologische und soziale Faktoren zurückzuführen sind, die bei HIV-infizierten Kindern häufig vorliegen.

Weil Kinder und Erwachsene mit HIV-Infektion dank der ART viele Jahre länger leben können, steigt die Zahl der Personen mit Langzeitkomplikationen, wie zum Beispiel Übergewicht, Herzkrankheit, Diabetes und Nierenkrankheit. Diese Komplikationen scheinen sowohl mit der HIV-Infektion selbst als auch mit den Auswirkungen bestimmter ART-Medikamente zusammenzuhängen.

Die Symptome einer im Jugendalter erworbenen HIV-Infektion sind ähnlich den Symptomen bei Erwachsenen (siehe Symptome einer HIV-Infektion bei Erwachsenen).

Diagnose einer HIV-Infektion bei Kindern

  • Bei schwangeren Frauen vor der Entbindung: Schwangerschaftsvorsorge und Tests während der Wehen und der Entbindung

  • Bluttests bei Kindern nach der Geburt

  • Nach der Diagnose, häufige Kontrolle

Schwangere

Die Diagnose von HIV-Infektionen bei Kindern beginnt mit der Diagnose von HIV-Infektionen bei schwangeren Frauen im Rahmen von routinemäßigen Vorsorge-Blutuntersuchungen in der Schwangerschaft. Frauen sollten in der frühen Schwangerschaft und erneut im dritten Trimester auf eine HIV-Infektion getestet werden, damit eine neu erworbene HIV-Infektion erkannt wird.

Während die Frauen im Krankenhaus auf die Entbindung warten, können Schnelltests auf HIV mittels Blut und Speichel durchgeführt werden, die innerhalb von Minuten bis Stunden ein Ergebnis liefern können.

Neugeborene und alle Kinder unter 18 Monaten

Bei allen Kindern unter 18 Monaten sind die für Erwachsene üblichen HIV-Antikörper- und Antigentests nicht hilfreich, da ihr Blut praktisch immer mütterliche HIV-Antikörper enthält, die von der HIV-infizierten Mutter über die Plazenta an sie weitergegeben wurden, auch, wenn der Säugling nicht infiziert ist.

Daher müssen bei Kindern unter 18 Monaten für eine definitive Diagnose einer HIV-Infektion spezielle Bluttests durchgeführt werden, die Nukleinsäureamplifikationstests (NAT) heißen. Die Diagnose einer HIV-Infektion wird bestätigt, wenn anhand von NAT-Tests genetisches Material vom HIV (DNA oder RNA) im Blut des Kindes gefunden werden.

Die NAT-Tests sollten bei diesen Kindern in kurzen Zeitabständen durchgeführt werden, üblicherweise in den ersten 2 Lebenswochen, im Alter von 1 Monat und im Alter zwischen 4 und 6 Monaten. So ist gewährleistet, dass bei den meisten Kindern die HIV-Infektion bereits innerhalb der ersten 6 Lebensmonate entdeckt wird. Einige Säuglinge mit einem sehr hohen Risiko für die Entwicklung von HIV können auch häufiger getestet werden.

Alle Kinder dieser Altersgruppe sollten getestet werden, wenn ihre Mütter:

  • eine HIV-Infektion haben

  • ein Risiko für eine HIV-Infektion tragen

Kinder ab dem 18. Lebensmonat und Jugendliche

Bei Kindern über 18 Monaten und bei Jugendlichen können die gleichen Bluttests zur Diagnose einer HIV-Infektion wie bei Erwachsenen verwendet werden. Dabei handelt es sich in der Regel um Bluttests, die zum Nachweis von HIV-Antikörpern und Antigenen durchgeführt werden. (Antikörper sind Proteine, die vom Immunsystem zur Verteidigung des Körpers gegen Angriffe produziert werden, und Antigene sind Stoffe, die eine Immunreaktion im Körper auslösen können – Tests, die Antikörper gegen oder Antigene von Mikroorganismen nachweisen.)

Überwachung

Wenn eine HIV-Infektion diagnostiziert wurde, muss ihr Verlauf überwacht werden. Hierzu werden alle 3 bis 4 Monate die Zahl der CD4+-Lymphozyten (CD4-Zahl) und die Zahl der Viruspartikel im Blut (Viruslast) bestimmt.

Lymphozyten sind eine Art von weißen Blutkörperchen. Die Anzahl der CD4+-Lymphozyten nimmt mit fortschreitender HIV-Infektion ab. Wenn die CD4-Zahl niedrig ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei Kindern schwerwiegende Infektionen und andere Komplikationen von HIV entwickeln, größer.

Die Viruslast erhöht sich, wenn sich die HIV-Infektion verschlimmert. Die Viruslast gibt an, wie schnell sich die CD4-Zahl voraussichtlich in den nächsten Jahren verringern wird.

Die CD4-Zahl und die Viruslast helfen Ärzten bei der Bestimmung, wann sie antiretrovirale Medikamente einsetzen sollten, was die voraussichtlichen Auswirkungen einer Behandlung wären und ob eventuell andere Medikamente erforderlich sind, um Komplikationen wie Infektionen vorzubeugen.

Behandlung einer HIV-Infektion bei Kindern

  • Antiretrovirale Medikamente

  • Laufende Überwachung

  • Motivation zu Therapietreue

Arzneimittel

Alle Kinder mit HIV-Infektion sollten so schnell wie möglich eine antiretrovirale Therapie (ART) erhalten, idealerweise innerhalb von 1 bis 2 Wochen nach der Diagnose. Kinder werden zumeist mit den gleichen antiretroviralen Medikamenten behandelt wie Erwachsene (siehe Medikamentöse Behandlung von Infektionen mit dem humanen Immundefizienz-Virus [HIV]). Doch nicht alle der bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eingesetzten Mittel sind auch für kleine Kinder verfügbar, nicht zuletzt deshalb, weil sie nicht in flüssiger Form vorliegen.

Die ART-Behandlung wird auf das Kind zugeschnitten, die Kombinationen bestehen aber typischerweise aus Folgendem:

  • Zwei nukleosidische Reverse-Transkriptase-Hemmer (NRTIs) plus entweder:

  • ein Integrase-Hemmer oder ein Protease-Hemmer

Manchmal wird auch ein nichtnukleosidischer Reverse-Transkriptase-Hemmer mit zwei NRTIs verabreicht.

Im Allgemeinen treten bei Kindern dieselben Nebenwirkungen auf wie bei Erwachsenen, jedoch mit einer geringeren Häufigkeit. Die Nebenwirkungen der Medikamente können jedoch die Behandlung einschränken.

Überwachung

Der Therapieverlauf wird kontrolliert, indem die Viruskonzentration im Blut (Viruslast) sowie die CD4+-Zahl (siehe Diagnose von HIV-Infektionen bei Kindern) regelmäßig gemessen wird. Ärzte führen routinemäßig mehrere weitere Tests durch und Mädchen erhalten einen Schwangerschaftstest.

Eine erhöhte Viruslast im Blut kann ein Zeichen dafür sein, dass das Virus eine Resistenz gegen die Medikamente entwickelt, oder dass die Mittel nicht regelmäßig eingenommen werden. In jedem Fall muss dann auf ein anderes Medikament umgestellt werden. Zur Verlaufskontrolle wird das Kind alle 3 bis 4 Monate untersucht und es werden Bluttests durchgeführt. Andere Blut- und Urintests werden in Abständen von 6 bis 12 Monaten durchgeführt.

Therapietreue

Therapietreue bedeutet, dass die Medikamente wie verordnet eingenommen werden. Die Einhaltung der verschriebenen ART-Einnahmepläne ist äußerst wichtig. Wenn die Kinder ihre ART-Medikamente nicht so regelmäßig einnehmen, wie sie sollten, kann das HI-Virus in ihrem Körper rasch eine Resistenz gegen ein oder mehrere der Medikamente entwickeln. Komplizierte Einnahmepläne sind für Eltern und Kinder oft schwer einzuhalten. Dies kann den Therapieerfolg gefährden. Zur Vereinfachung der Therapie und zur Verbesserung der Therapietreue können Tabletten verordnet werden, die drei oder mehr Arzneistoffe gleichzeitig enthalten. Diese Tabletten müssen nur ein- oder zweimal täglich eingenommen werden. Die flüssigen Formen der Medikamente schmecken inzwischen besser, was die Therapietreue verbessert.

Die Einhaltung der ART ist für Jugendliche mitunter schwieriger als für kleinere Kinder. Jugendlichen fällt die Therapietreue auch bei anderen chronischen Krankheiten wie Diabetes und Asthma schwer (siehe auch Chronische Erkrankungen bei Kindern). weil sie sich aufgrund ihrer Krankheit anders als Gleichaltrige und deshalb ausgegrenzt fühlen. Indem sie ihre Behandlung aussetzen oder absetzen, können sie ihre Krankheit leugnen. Weitere Probleme, aufgrund derer sich die Behandlung von Jugendlichen schwierig gestalten und die Therapietreue erschwert sein kann, sind:

  • Geringes Selbstwertgefühl

  • Chaotische und unstrukturierte Lebensweise

  • Furcht vor Ausgrenzung aufgrund der Krankheit

  • Mitunter fehlende Unterstützung seitens der Familie

Jugendlichen fällt es mitunter schwer, zu verstehen, warum sie Medikamente einnehmen müssen, obwohl sie sich nicht krank fühlen, und sie fürchten sich sehr vor Nebenwirkungen.

Trotz des häufigen Kontakts mit einem Versorgungsteam aus Kinderärzten haben Jugendliche, die seit ihrer Geburt infiziert sind, Furcht wegen ihrer HIV-Infektion oder leugnen diese, oder sie hegen Misstrauen gegenüber den Informationen, die sie von ihren Ärzten erhalten. Anstatt Jugendliche, die zuhause vielleicht nicht ausreichend Unterstützung erhalten, direkt auf die Notwendigkeit der Einnahme ihrer Medikamente hinzuweisen, beschreiten die medizinischen Teams mitunter einen anderen Weg, indem sie den Jugendlichen helfen, sich auf praktische Dinge zu konzentrieren, beispielsweise darauf, wie sie opportunistische Infektionen vermeiden können und wo sie Informationen über Serviceangebote zu Fragen der Reproduktionsgesundheit, Hilfe bei der Wohnungssuche und Ausbildungsplätze finden (siehe Übergang zur Erwachsenenversorgung).

Opportunistischen Infektionen vorbeugen

Um einer Pneumocystis-Pneumonie vorzubeugen, verschreiben Ärzte Kindern mit HIV-Infektion Trimethoprim/Sulfamethoxazol, je nachdem, wie alt sie sind und/oder wie niedrig ihr CD4-Wert ist. Alle Säuglinge, die von HIV-infizierten Frauen entbunden wurden, erhalten ab der 4. bis 6. Lebenswoche Trimethoprim/Sulfamethoxazol, bis die Tests zeigen, dass sie nicht infiziert sind. Kindern, die Trimethoprim/Sulfamethoxazol nicht vertragen, kann stattdessen Dapson, Atovaquon oder Pentamidin verabreicht werden.

Kinder mit deutlich geschwächtem Immunsystem erhalten zudem Azithromycin oder Clarithromycin, um einer Infektion mit Mycobacterium avium complex vorzubeugen, in Abhängigkeit von ihrem Alter und ihrem CD4-Wert. Rifabutin ist ein alternatives Medikament.

Grundimmunisierungen im Kindesalter

Praktisch alle HIV-infizierten Kinder sollten die Grundimmunisierungen im Kindesalter erhalten, unter anderem:

Eine jährliche Grippeimpfung mit inaktivierten oder Lebendimpfstoffen wird auch für die Haushaltsmitglieder empfohlen.

Manche Impfstoffe enthalten lebende Bakterien, z. B. Bazillus Calmette-Guérin (der in einigen Ländern außerhalb der USA zur Vorbeugung gegen Tuberkulose verwendet wird) oder Lebendviren, beispielsweise die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung (die in den USA nicht verfügbar ist, aber in anderen Teilen der Welt verabreicht wird) und die Impfstoffe gegen Windpocken (Varizellen) und Masern-Mumps-Röteln. Diese können bei Kindern mit HIV mit stark geschwächtem Immunsystem schwere oder tödliche Krankheiten auslösen. Lebendimpfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken, gegen Varizellen und, in einigen Teilen der Welt, gegen Gelbfieber und Dengue-Fieber werden für HIV-infizierte Kinder empfohlen, deren Immunsystem nicht stark geschwächt ist.

Generell ist die Wirksamkeit aller Impfungen bei Kindern mit HIV-Infektion herabgesetzt. Mit HIV infizierte Kinder mit sehr niedrigem CD4+-Wert gelten als anfällig für Krankheiten, die durch Impfstoffe verhindert werden können, wenn sie einem entsprechenden Erreger ausgesetzt sind (z. B. Masern, Tetanus oder Windpocken), unabhängig davon, ob sie gegen die jeweilige Krankheit geimpft wurden. Ihnen kann intravenös Immunglobulin verabreicht werden. Intravenöses Immunglobulin oder die umgehende Impfung mit einem Impfstoff gegen Masern-Mumps-Röteln sollte auch für alle nicht geimpften Personen im Haushalt in Betracht gezogen werden, wenn Kontakt mit an Masern erkrankten Kindern besteht.

Soziale Probleme

Für Kinder, die Tageseinrichtungen oder Schulen besuchen oder eine Pflegestelle benötigen, sollte der betreuende Arzt das Risiko für infektiöse Erkrankungen abklären. Im Allgemeinen ist die Gefahr, dass sich ein mit HIV infiziertes Kind (oder ein anderes Kind mit einem geschwächten Immunsystem) eine Infektion wie Windpocken zuzieht, größer als das Risiko, dass es andere Kinder mit HIV ansteckt. Jüngere Kinder mit HIV-Infektion, die offene Hautwunden haben oder potenziell gefährliche Verhaltensweisen (wie Beißen) an den Tag legen, sind allerdings nicht für den Besuch eines Kindergartens geeignet.

Kinder mit einer HIV-Infektion sollten an so vielen normalen kindlichen Aktivitäten teilnehmen, wie es ihre körperliche Verfassung zulässt. Der Austausch mit anderen Kindern fördert ihre soziale Entwicklung und ihre Selbstachtung. Da eine HIV-Infektion mit Stigma und Diskriminierung belegt ist und aufgrund der routinemäßig üblichen Vorsichtsmaßnahmen an Schulen und in Tagesstätten und aufgrund der Tatsache, dass die Gefahr einer Übertragung auf andere Kinder extrem unwahrscheinlich ist, ist es auch nicht nötig, dass außer den Eltern, dem behandelnden Arzt und gegebenenfalls dem Schularzt andere Personen um die HIV-Infektion des Kindes wissen.

Mit dem Fortschreiten der Krankheit sollten die Kinder in einem Rahmen behandelt werden, der sie so wenig wie möglich einschränkt. Besteht die Möglichkeit der Hauspflege und stehen Sozialdienste zur Verfügung, kann das Kind so viel Zeit wie möglich zu Hause statt in der Klinik verbringen.

Übergang zur Erwachsenenversorgung

Wenn Jugendliche mit HIV-Infektion ein bestimmtes Alter erreichen (üblicherweise zwischen 18 und 21 Jahren), unterliegen sie nicht mehr der pädiatrischen Versorgung sondern der Erwachsenenversorgung. Das Versorgungsmodell für Erwachsene unterscheidet sich deutlich und die Jugendlichen sollten daher nicht einfach ohne zusätzliche Planung an eine Erwachsenenklinik oder einen Arzt überwiesen werden.

Bei Kindern und Jugendlichen ist die Gesundheitsversorgung tendenziell eher familienorientiert, und das medizinische Team setzt sich aus Ärzten, Pflegepersonen, Sozialarbeitern und Psychologen zusammen. Unter Umständen werden Jugendliche, die sich bei der Geburt infiziert haben, ihr gesamtes Leben lang von einem solchen multidisziplinären Team betreut.

Das typische Modell zur Gesundheitsversorgung von Erwachsenen zielt dagegen auf die Person selbst ab, und die beteiligten Gesundheitsversorger befinden sich möglicherweise in getrennten Praxen, sodass viele Termine bei verschiedenen Ärzten notwendig sind. Mit der Erwachsenenversorgung betraute Ärzte in Kliniken und Praxen haben es häufig mit hohem Patientenaufkommen zu tun, und die Konsequenzen von Verspätungen oder versäumten Terminen (was bei Jugendlichen unter Umständen häufiger vorkommt) sind strenger.

Es kann helfen, den Übergang über mehrere Monate hinweg zu planen und die pädiatrischen medizinischen Fachkräfte sowie die in die Erwachsenenbetreuung involvierten Personen in Gespräche oder Termine mit den Jugendlichen einzubeziehen, um den Übergang reibungsloser und erfolgreicher zu gestalten.

Prognose für Kinder mit HIV-Infektion

Vor der Verfügbarkeit der antiretroviralen Therapie (ART) starben 10 bis 15 Prozent der Kinder in Industrieländern und vermutlich 50 bis 80 Prozent der Kinder in Entwicklungsländern vor Erreichen des 4. Lebensjahres. Dank der ART leben heute die meisten Kinder, die mit einer HIV-Infektion geboren wurden, bis ins Erwachsenenalter. Immer mehr dieser jungen Erwachsenen, die bei Geburt infiziert waren, bringen selbst Kinder zur Welt bzw. zeugen Nachwuchs.

Es ist nicht bekannt, ob die HIV-Infektion selbst oder die bei Kindern mit HIV-Infektion in kritischen Wachstums- und Entwicklungsphasen angewendete ART weitere Nebenwirkungen hat, die sich erst später äußern. Bisher wurden jedoch keine solchen Nebenwirkungen bei Kindern festgestellt, die sich vor der Geburt infiziert hatten und mit einer ART behandelt wurden und die nun junge Erwachsene sind.

Wegen der Art und Weise, wie HIV sich in den Körperzellen verborgen hält, wird mit Medikamenten keine 100-prozentige Eliminierung des Virus aus dem Körper erreicht. Auch wenn das Virus in Tests nicht mehr nachweisbar ist, verbleiben einige Viren im Zellinneren. In einem Fall erhielt ein Kind, das von einer unbehandelten HIV-infizierten Mutter entbunden worden war, eine hochdosierte ART-Behandlung. Obwohl die ART unbeabsichtigterweise unterbrochen wurde als das Kind 15 Monate alt war, konnte auch im Alter von 24 Monaten kein reproduzierendes (replizierendes) HI-Virus in dem Kind nachgewiesen werden. Erst später wurde das Virus wieder nachweisbar. Derzeit wird in wissenschaftlichen Studien versucht herauszufinden, ob die Gabe hoher ART-Dosen zur Unterdrückung des Virus positive gesundheitliche Auswirkungen hat, auch wenn diese nur für kurze Zeit verabreicht werden.

Ärzte empfehlen allen Personen jeden Alters, ihre ART-Behandlung nicht zu unterbrechen.

Wenn Kinder mit HIV keine antiretroviralen Medikamente erhalten, treten opportunistische Infektionen auf, insbesondere die Pneumocystis-Pneumonie, und die Prognose ist schlecht. Pneumocystis-Pneumonie verläuft bei 5 bis 40 Prozent der behandelten Kinder und bei nahezu 100 Prozent der unbehandelten Kinder tödlich. Auch Kinder, bei denen das Virus früh (in der ersten Lebenswoche) festgestellt wurde, oder die in ihrem ersten Lebensjahr Symptome zeigen, haben eine schlechtere Prognose, wenn sie keine ART erhalten.

Bis heute gibt es keine Heilung für eine HIV-Infektion, und es ist noch nicht klar, ob eine Heilung überhaupt möglich ist. Was man aber weiß, ist, dass die HIV-Infektion eine behandelbare Infektion ist, und dass ein langfristiges Überleben mit einer effektiven ART möglich ist.

Vorbeugung gegen HIV-Infektionen bei Kindern

Siehe auch prophylaktische Behandlung nach einer Exposition.

Vorbeugung der Übertragung von infizierten Mutter auf das Kind

Die aktuelle vorbeugende Therapie für infizierte Schwangere kann das Übertragungsrisiko hochwirksam minimieren. Schwangere mit HIV-Infektion sollten die antiretrovirale Therapie (ART) zunächst oral einnehmen. Idealerweise sollte die ART sofort beginnen, nachdem die HIV-Infektion diagnostiziert wurde und die Frauen bereit für die verordnete Therapie sind. Schwangere mit HIV-Infektion, die bereits eine ART erhalten, sollten diese Therapie während der gesamten Schwangerschaft fortsetzen. Frauen mit HIV-Infektion sollten die ART auch fortsetzen, wenn sie versuchen, schwanger zu werden.

Zusätzlich zur ART während der Schwangerschaft wird den werdenden Müttern manchmal während der Wehen und der Entbindung über die Vene (intravenös) das antiretrovirale Medikament Zidovudin (ZDV) verabreicht. ZDV wird dem HIV-infizierten Neugeborenen dann zweimal täglich während der ersten 4 bis 6 Lebenswochen oral verabreicht (mitunter zusammen mit zusätzlichen antiviralen Medikamenten bei bestimmten Neugeborenen, die einem größeren Risiko für die Übertragung von HIV ausgesetzt sind). Mit dieser Behandlung von Mutter und Kind lässt sich die Übertragungsrate von etwa 25 bis auf 1 Prozent und darunter senken. Auch ein vor dem Einsetzen der Wehen durchgeführter Kaiserschnitt, kann das Risiko für die Übertragung der HIV-Infektion auf das Neugeborene senken. Ein Kaiserschnitt kann Frauen empfohlen werden, die eine Infektion haben, die mit ART schlecht kontrollierbar ist. Nach der Entbindung wird die ART bei allen Frauen mit einer HIV-Infektion fortgesetzt.

Da HIV während des Stillens und über die Muttermilch übertragen werden kann, sollte die Entscheidung zum Stillen erst nach Beratung und Gesprächen mit medizinischen Fachkräften getroffen werden.

In Ländern, in denen die Risiken für Unterernährung und infektiösen Durchfall durch verunreinigtes Wasser oder Säuglingsnahrung hoch sind und bezahlbare Säuglingsnahrung nicht verfügbar ist, wiegen die Vorteile des Stillens das Risiko einer HIV-Übertragung auf. In diesen Ländern sollten Mütter mit einer HIV-Infektion ihre Kinder in den ersten 12 Lebensmonaten stillen und das Kind dann rasch auf normale Nahrung umstellen. Häufig erhalten ihre Kinder während der Stillzeit eine ART.

Müttern mit einer HIV-Infektion sollte geraten werden, ihre Muttermilch niemals an Milchbanken zu spenden.

Mütter mit einer HIV-Infektion sollten die Nahrung für ihre Kinder nicht vorkauen.

Vorbeugung der Übertragung von infizierten Kindern auf andere

Da der HIV-Status von Kindern nicht immer bekannt ist, sollten alle Schulen und Kindergärten spezielle Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit Unfällen oder Nasenbluten sowie in Bezug auf die Reinigung und Desinfizierung von mit Blut kontaminierten Oberflächen ergreifen.

Während der Reinigung sollte das Personal vermeiden, dass die Haut mit Blut in Kontakt kommt. Es sollten stets Latexhandschuhe zur Verfügung stehen; außerdem sollten die Hände nach Entfernen der Handschuhe gewaschen werden.

Kontaminierte Oberflächen sollten mit einer frisch bereiteten Bleichlösung gesäubert und desinfiziert werden, wobei 1 Teil Haushaltsbleichmittel mit 10 bis 100 Teilen Wasser gemischt werden sollte.

Diese Maßnahmen werden als universelle Vorsichtsmaßnahmen bezeichnet und sind nicht nur bei Kindern mit HIV-Infektion, sondern bei allen Kindern und in allen Situationen, in denen es zu Blutkontakt kommen kann, zu befolgen.

Vorbeugung vor einer Übertragung für Jugendliche

Die Vorbeugung bei Jugendlichen entspricht der Vorbeugung für Erwachsene. Alle Jugendlichen sollten Zugang zu HIV-Tests haben und darüber aufgeklärt werden, wie HIV übertragen wird und mit welchen Mitteln einer Infektion vorgebeugt werden kann, einschließlich einer Aufklärung darüber, hochriskantes Verhalten (wie das gemeinsame Benutzen von infizierten Nadeln) und Sex ohne sichere Sexualpraktiken zu vermeiden.

Prophylaktische Behandlung vor der Exposition

Die Einnahme eines antiretroviralen Arzneimittels vor einem Kontakt mit dem HI-Virus kann das HIV-Infektionsrisiko senken. Eine solche Präventivbehandlung wird als Präexpositionsprophylaxe (PrEP) bezeichnet.

PrEP ist am wirksamsten, wenn Patienten die Medikamente täglich einnehmen, kann aber teuer sein. Daher wird PrEP am häufigsten für Personen empfohlen, die nicht mit HIV infiziert sind, aber ein hohes Risiko für eine Infektion haben, wie etwa Personen, die einen Sexualpartner haben, der mit HIV infiziert ist, Männer, die mit Männern Geschlechtsverkehr haben, und Menschen, die Transgender sind. Ältere Jugendliche mit einem Risiko können ebenfalls PrEP erhalten, aber die Vertraulichkeitsaspekte und Kosten sind komplizierter als bei PrEP für Erwachsene.

Trotz PrEP müssen zusätzliche Methoden zur Vorbeugung vor anderen Infektionen angewendet werden, beispielsweise konsequente Benutzung von Kondomen und keine gemeinsame Benutzung von Nadeln zum Spritzen von Drogen.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Beendigung der HIV-Epidemie: Tipps zur Eliminierung neuer HIV-Infektionen von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC)

  2. Übergang vom Kind zur Erwachsenenversorgung von der Weltgesundheitsorganisation

  3. Präexpositionsprophylaxe (PrEP): Aufklärung der American Sexual Health Association über die Arzneimittel, die in den PrEP-Tabletten enthalten sind