Lebensqualität bei älteren Erwachsenen

VonRichard G. Stefanacci, DO, MGH, MBA, Thomas Jefferson University, Jefferson College of Population Health
Überprüft/überarbeitet März 2024
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Die Lebensqualität wird oft als Maß der Gesundheit, des Wohlbefindens und der Fähigkeit definiert, bei besonderen Anlässen oder Aktivitäten dabei sein oder diese genießen zu können. Daher ist sie für jeden Menschen etwas sehr Persönliches. Was eine Person als erfülltes Leben betrachtet, kann sich von der nächsten Person stark unterscheiden. Für viele Menschen dreht sich die Lebensqualität oft um Fragen zu Gesundheit und Gesundheitsversorgung. Wenn Betroffene und ihre Ärzte Entscheidungen in Bezug auf medizinische Probleme treffen, sollten sie dabei die Auswirkungen auf die Lebensqualität berücksichtigen.

Bei der Besprechung der Lebensqualität sollten ältere Erwachsene, ihre Betreuungspersonen und Ärzte Folgendes beachten:

  • Welche die besten medizinischen Entscheidungen sind, hängt von der jeweiligen Person ab.

  • Diese Entscheidungen hängen nicht allein vom Alter ab.

  • Eine Sprache und Einstellung, die sich gegen ältere Erwachsene richtet (Altersdiskriminierung oder „Ageism“), sollte unbedingt vermieden werden. Zum Beispiel sollte man nicht davon ausgehen, dass jemand in einem bestimmten Alter rein aufgrund dieses Alters eine bestimmte medizinische Versorgung nicht mehr erhalten oder an bestimmten Aktivitäten nicht mehr teilnehmen sollte.

Altersdiskriminierung kann zu viel oder zu wenig medizinische Aufmerksamkeit mit sich bringen und die Lebensqualität negativ beeinflussen.

Gesundheitsbezogene Lebensqualität

Wie die Gesundheit die Lebensqualität beeinflusst, hängt von der betroffenen Person ab. Faktoren, die zu einer besseren gesundheitsbezogenen Lebensqualität beitragen, sind unter anderem:

  • Vermeidung beschwerlicher Symptome (wie Schmerzen, Kurzatmigkeit, Übelkeit oder Verstopfung)

  • Sich emotional gesund fühlen (d. h. man ist glücklich, belastbar und gelassen)

  • Die Fähigkeit, alltägliche Aktivitäten auszuführen (wie Körperpflege, Anziehen und Toilettengang)

  • Pflege enger Beziehungen mit Freunden und Familienmitgliedern

  • Freude an sozialen Aktivitäten

  • Zufriedenheit mit den medizinischen Aspekten und den finanziellen Vereinbarungen der medizinischen Versorgung

  • Gesundes Körperbild und sich sexuell attraktiv fühlen (einschließlich intimer Beziehungen)

Einige der Faktoren, die sich negativ auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität auswirken, sind:

  • Geistige Beeinträchtigung

  • Behinderung

  • Chronische Schmerzen

  • Abhängigkeit von Betreuungspersonen

  • Soziale Isolation

Diese Faktoren können für den Patienten und seinen Arzt offensichtlich sein. Für die meisten Menschen dürfte es beispielsweise ein offensichtliches Ziel sein, dass zur Aufrechterhaltung einer hohen Lebensqualität chronische Schmerzen vermieden oder kontrolliert werden sollten.

Andere Faktoren, die einen Zusammenhang zur Lebensqualität aufweisen (wie z. B. die Qualität enger Beziehungen, kulturelle Einflüsse, Religion, Spiritualität, persönliche Werte und frühere Erfahrungen im Gesundheitswesen) sind vielleicht weniger offenkundig.

Aber beispielsweise auch soziale Faktoren mit Auswirkungen auf die Gesundheit (social determinants of health, kurz SDOH) beeinflussen die Lebensqualität. SDOH sind die Bedingungen an den Orten, an denen Menschen leben, lernen, arbeiten und sich vergnügen, die sich auf ein breites Spektrum an Risiken und Ergebnissen in Bezug auf Gesundheit und Lebensqualität auswirken.

Wie sich diese Faktoren auf die Lebensqualität auswirken, kann nicht unbedingt vorhergesagt werden. Darüber hinaus können manche Faktoren, die sich letztlich auch auf die Lebensqualität auswirken, nicht einmal vorausgeahnt werden.

Die Perspektiven zur Lebensqualität können sich auch mit den Umständen ändern. Nach dem Tod eines Ehepartners kann sich beispielsweise die Lebensqualität eines Patienten verändern und die Ziele der Gesundheitsversorgung beeinträchtigen.

Kommunikation mit medizinischen Fachkräften

Patienten sollten mit ihren Ärzten und anderen medizinischen Fachkräften über ihre Lebensqualität sowie darüber sprechen, wie sich ihre gesundheitlichen Probleme auf ihr Leben auswirken. Die Patienten und ihre medizinischen Fachkräfte sollten die Ziele der Gesundheitsversorgung gemeinsam festlegen. Selbst Menschen mit leichter Demenz oder kognitiver Beeinträchtigung können ihre Ziele und Präferenzen genau angeben, wenn medizinische Fachkräfte mit einfachen Erklärungen und Fragen helfen. Es kann hilfreich sein, Familienmitglieder mitzubringen, wenn die Ziele eines Patienten mit kognitiver Beeinträchtigung besprochen werden.