Gewebeschäden ohne Erfrierungen

VonDaniel F. Danzl, MD, University of Louisville School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Dez. 2022
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    Akute oder chronische Verletzungen ohne Gewebeerfrierungen können die Folgen einer Kälteexposition sein.

    "Frostnip"

    Die leichteste Erfrierung ist der sog. Frostnip. Die betroffenen Stellen sind taub, geschwollen und rot. Die Behandlung besteht darin, die Stellen wieder zu erwärmen, was Schmerz und Jucken verursacht. Selten bleibt eine leichte Kälteüberempfindlichkeit über Monate bis Jahre bestehen, aber es gibt keine bleibenden Schäden am darunter liegenden Gewebe.

    „Schützengrabenfuß“

    Eine lange Einwirkung feuchter Kälte kann den sog. Schützengrabenfuß (Syn. Immersionsfuß) verursachen. Periphere Nerven und das Gefäßsystem sind gewöhnlich geschädigt, Muskel- und Hautgewebe können in schweren Fällen verletzt sein.

    Zunächst wird der Fuß bleich, ödematös, klamm, kalt und taub. Gewebemazerationen können auftreten, wenn die Patienten sehr lange gelaufen sind. Das Aufwärmen verursacht Hyperämie, Schmerzen und oft eine Hypersensitivität gegenüber leichter Berührung, was 6 bis 10 Wochen anhält. Die Haut kann ulzerieren oder es kann sich schwarzer Schorf bilden. Autonome Dysfunktion mit verstärktem oder vermindertem Schwitzen, vasomotorische Veränderungen und lokale Hypersensitivität gegenüber Temperaturwechseln treten häufig auf. Muskelatrophie und Dysästhesie oder Anästhesie können auftreten und chronisch werden.

    Der Immersionsfuß kann vermieden werden, indem keine zu engen Stiefel getragen, Füße und Schuhe trocken gehalten und die Socken häufig gewechselt werden.

    Die sofortige Behandlung besteht in einer Wiedererwärmung der betroffenen Stellen in warmem Wasser (37–39° C) und dem anschließenden Anlegen eines sterilen Verbandes. Nikotin sollte vermieden werden. Chronische neuropathische Symptome sind schwierig zu behandeln; es kann ein Behandlungsversuch mit Amitriptylin versucht werden (siehe Neuropathische Schmerzen: Behandlung).

    Frostbeulen (Erythema pernio)

    Lokal begrenzte Stellen mit Erythem, Schwellung, Schmerz und Pruritus können nach wiederholter Einwirkung von "damp nonfreezing cold" auftreten; der Mechanismus ist unklar. Blasenbildung oder Ulzeration können vorkommen. Frostbeulen entstehen am häufigsten an den Fingern und prätibial; sie sind selbstlimitierend. Gelegentlich tauchen die Symptome erneut auf. Jüngere Frauen sind am häufigsten betroffen, von denen einige möglicherweise das Raynauds Phänomen haben oder zugrundeliegende Autoimmunerkrankungen (z. B. systemischer oder kutaner Lupus erythematodes).

    Manifestationen von Frostbeulen
    Frostbeulen (Erythema Pernio) (Finger)
    Frostbeulen (Erythema Pernio) (Finger)

      Auf diesem Foto von Frostbeulen weist das mittlere Fingerglied lokalisierte Rötungen auf und erscheint geschwollen.

    © Springer Science+Business Media

    Frostbeulen (Erythema Pernio) (Zehen)
    Frostbeulen (Erythema Pernio) (Zehen)

      Diese Abbildung zeigt Schwellungen und Blasenbildung an den Zehenballen, die durch wiederholte Kälteeinwirkung ohne Erfrieren entstehen.

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    Bild mit freundlicher Genehmigung von Karen McKoy, MD.

    Frostbeulen (Zehen)
    Frostbeulen (Zehen)

      Diese Abbildung zeigt die Schwellung und Rötung von Frostbeulen.

    Bild mit freundlicher Genehmigung von Karen McKoy, MD.

    Endotheliale und neuronale Schäden führen zu Vasospasmus und übertriebener Reaktion des Sympathikus, wenn sie der Kälte ausgesetzt sind. Nifedipin 20 mg 3-mal täglich oral, Limaprost 20 mcg 3-mal täglich oral (in den USA nicht erhältlich) oder Kortikosteroide (oral, z. B. Prednisolon 0,25 mg/kg 2-mal täglich plus topische Kortikosteroide) können bei refraktärem Pernio hilfreich sein. Sympatholytische Medikamente und die Vermeidung von Nikotin kann ebenfalls helfen.

    Allgemeiner Hinweis

    1. 1. Dow J, Giesbrecht GG, Danzl DF, et al: Wilderness Medical Society Clinical Practice Guidelines for the Out-of-Hospital Evaluation and Treatment of Accidental Hypothermia: 2019 Update. Wilderness Environ Med 30(4S):S47-S69, 2019. doi: 10.1016/j.wem.2019.10.002PMID: 31740369.