Purin-Salvage-Störungen

VonMatt Demczko, MD, Mitochondrial Medicine, Children's Hospital of Philadelphia
Überprüft/überarbeitet März 2024
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Purine sind Schlüsselbestandteile des zellulären Energiesystems (z. B. ATP, NAD), der Signalwege (z. B. GTP, cAMP, cGMP) und den Pyrimidinen der RNA- und DNA-Bildung.

Purine werden neu synthetisiert oder wiederverwertet, indem sie auf einem speziellen Stoffwechselweg („salvage pathway“) aus dem normalen Katabolismus „geborgen“ werden.

Das Endprodukt des vollständigen Katabolismus der Purine ist die Harnsäure.

Zusätzlich zu Purin-Salvage-Erkrankungen, Purin-Stoffwechselstörungen (siehe auch Tabelle Störungen des Purinstoffwechsels) einschließlich

Siehe auch Vorgehen bei einem Patienten mit Verdacht auf eine angeborene Stoffwechselstörung und Untersuchung auf vermutete vererbte Stoffwechselstörungen.

Lesch-Nyhan-Syndrom

Das Lesch-Nyhan-Syndrom ist eine seltene X-chromosomal-rezessive Erkrankung, die durch einen Mangel an Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyl-Transferase (HPRT) verursacht wird; der Grad des Mangels (und damit die Erscheinungsformen) variiert mit der spezifischen Mutation. Das Ausmaß des Mangels (und damit auch die Symptomatik) variiert in Abhängigkeit von den spezifischen Mutationen. Ein HPRT-Mangel führt dazu, dass Hypoxanthin und Guanin nicht auf dem „salvage pathway“ bereitgestellt werden können. Stattdessen werden die Purine zu Harnsäure umgewandelt. Zusätzlich führt die Verminderung des Inositolmonophosphats und des Guanosylmonophosphats zu einer vermehrten Umwandlung von 5-Phosphoribosyl-1-pyrophosphat (PRPP) zu 5-Phosphoribosylamin, das die Harnsäureüberproduktion zusätzlich verstärkt. Eine Hyperurikämie macht für Gicht und ihre Komplikationen anfällig. Die Patienten weisen eine Reihe von kognitiven Störungen und Verhaltensänderungen auf. Die Ätiologie ist unklar, sie scheint nicht in Verbindung mit der Harnsäure zu stehen.

Die Krankheit manifestiert sich normalerweise zwischen 3 und 12 Monaten mit orangefarbigem, sandigem Ausfall im Urin (Xanthine). Sie schreitet unter Beteiligung des Zentralnervensystems mit intellektueller Beeinträchtigung, spastischen zerebralen Anfällen, unwillkürlichen Bewegungen und selbstverstümmelndem Verhalten (vor allem Beißen) fort. Später kann eine chronische Hyperurikämie die Symptome einer Gicht (z. B. Urolithiasis, Nephropathie, Gichtarthritis, Tophi) verursachen.

Die Diagnose des Lesch-Nyhan-Syndroms wird bei einer Kombination aus Dystonie, Retardierung und Selbstverstümmelung vermutet. Die Serumharnsäurespiegel sind erhöht, aber zur Bestätigung wird eine DNA-Analyse veranlasst.

Für die Störung des zentralen Nervensystems gibt es keine bekannte Behandlung; die Behandlung ist unterstützend. Hierfür steht eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung. Die Selbstverstümmelung kann manchmal eine körperliche Fixierung, Zahnextraktionen und eine medikamentöse Therapie notwendig machen. Die Hyperurikämie wird mit einer purinarmen Diät (z. B. Vermeidung von Innereien, Bohnen, Sardinen) und Allopurinol, einem Xanthinoxidasehemmer, behandelt (das letzte Enzym im Purinstoffwechsel). Allopurinol verhindert die Umwandlung des akkumulierten Hypoxanthins zu Harnsäure. Weil Hypoxanthin sehr löslich ist, wird es dann ausgeschieden.

Adeninphosphoribosyltransferase-Mangel

Adenin-Phosphoribosyltransferase-Mangel ist eine seltene autosomal-rezessive Störung, die dazu führt, dass Adenin für die Purinsynthese nicht verwertet werden kann. Das akkumulierte Adenin wird zu 2,8-Dihyroxyadenin oxidiert, das im Harntrakt ausfällt und ähnliche Probleme verursacht wie bei einer Harnsäurenephropathie (z. B. Nierenkolik, häufige Infektionen und, wenn zu spät diagnostiziert, Nierenversagen). Der Beginn der Krankheit kann in jedem Alter erfolgen.

D er Harnsäurespiegel ist normal. Die Diagnose eines Adenin-Phosphoribosyltransferase-Mangels wird aufgrund erhöhter 2,8-Dihydroxyadenin-, 8-Hydroxyadenin- und Adeninspiegel im Urin gestellt und mittels DNA-Analyse bestätigt.

D ie Behandlung eines Adenin-Phosphoribosyltransferase-Mangels besteht in einer Restriktion der oralen Purinzufuhr, hoher Flüssigkeitszufuhr und Vermeidung einer Urinalkalisierung. Eine Nierentransplantation kann bei Nierenversagen notwendig werden. Allopurinol kann die Oxidation von Adenin verhindern.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Online Mendelian Inheritance in Man (OMIM) database: Complete gene, molecular, and chromosomal location information