Läuse

(Pedikulose)

VonJames G. H. Dinulos, MD, Geisel School of Medicine at Dartmouth
Überprüft/überarbeitet Okt. 2023
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Läuse können die Kopfhaut, den Körper, die Schambehaarung und die Wimpern befallen. Kopfläuse werden durch engen Kontakt übertragen, Kleiderläuse unter beengten, überfüllten Bedingungen und Filzläuse durch sexuellen Kontakt. Symptome, Befunde, Diagnostik und Behandlung hängen von der Lokalisation des Befalls ab.

Läuse sind flügellose, blutsaugende Insekten, die den Kopf (Pediculus humanus var. capitis), den Körper (P. humanus var. corporis) oder die Schambehaarung (Phthirus pubis) befallen. Diese 3 Arten von Läusen unterscheiden sich erheblich in Bezug auf Morphologie und klinische Merkmale (siehe Abbildung Ein genauerer Blick auf Läuse). Kopf- und Filzläuse leben direkt auf dem Wirt; Kleiderläuse leben in der Kleidung. Alle Formen treten weltweit auf.

Kopfläuse

Ein näherer Blick auf Läuse

Kopfläuse befallen meistens Mädchen zwischen 5–11 Jahren, können aber grundsätzlich beinahe jeden befallen. Bei dunkelhäutigen Menschen sind sie weniger häufig (1). Kopfläuse werden bei engem Kontakt leicht von Mensch zu Mensch übertragen (z. B. in Haushalten und Klassenräumen) und können vom Haar durch elektrostatische Entladungen oder Wind fortgetragen werden. Eine Übertragung auf diesem Wege (oder durch gemeinsames Benutzen von Kämmen, Bürsten und Hüten) erscheint plausibel, ist jedoch nicht erwiesen. Es besteht kein Zusammenhang zwischen Kopflausbefall und schlechter Hygiene oder niedrigem sozioökonomischen Status.

Der Befall betrifft typischerweise Haar und Kopfhaut, kann aber auch andere beharrte Bereiche umfassen. Der aktive Befall umfasst in der Regel 20 Läuse und verursacht starken Pruritus. Das Untersuchungsergebnis ist meist unauffällig, abgesehen von gelegentlichen Kopfhautexkoriationen und Adenopathie der posterioren Halslymphknoten.

Die Diagnose von Kopfläusen hängt vom Nachweis lebender Läuse ab. Läuse werden nachgewiesen, indem das nasse Haar sorgfältig von der Kopfhaut an mit einem feinzinkigen Kamm (Kammborsten sind etwa 0,2 mm auseinander) durchgekämmt wird. Meist finden sich die Läuse am Hinterkopf oder hinter den Ohren. Nissen werden häufiger gesehen und sind ovale, grauweiße Eier, die an der Basis der Haarschäfte befestigt sind. Jede erwachsene weibliche Laus legt 3–5 Eier täglich, sodass normalerweise weitaus mehr Nissen als Läuse vorhanden sind, die deswegen auch nicht als Maß für die Infestationsschwere herangezogen werden dürfen.

Läuse (Kopf, Nissen)
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Läusenissen sind eiförmige, gräulich-weiße Eier, die an den Haarschäften befestigt sind (oben); sie haben ein unverwechselbares Aussehen bei der Mikroskopie mit geringer Leistung (unten).
Top image courtesy of Thomas Habif, MD. Bottom image courtesy of Dennis D. Juranek, MD, via the Public Health Image Library of the Centers for Disease Control and Prevention.

Die initiale Behandlung von Kopfläusen mit topischen Pedikuliziden ist in der Tabelle Erstbehandlungsoptionen bei Läusen aufgeführt. Medikamentenresistenzen sind weit verbreitet, und die anfängliche Wahl sollte auf lokalen Resistenzmustern und unerwünschten Wirkungen beruhen. Zu den topischen Therapien gehören Malathion, Permethrin oder andere Pyrethroide, Spinosad und Ivermectin (2). Lindan-Shampoo wird aufgrund der weit verbreiteten Resistenz und des Risikos der Neurotoxizität nicht mehr empfohlen (3). Oral verabreichtes Ivermectin ist in der Regel refraktären Erkrankungen vorbehalten (4).

Nach dem Auftragen eines topischen Pedikulizids werden die Nissen entfernt, indem ein feiner Kamm auf nassem Haar (Nasskämmen) eingesetzt wird. Die Abtötung lebender (lebensfähiger) Nissen ist von besonderer Bedeutung zur Prävention eines erneuten Befalls. Lebende Nissen fluoreszieren unter der Woodlicht-Lampe. Die meisten Pedikulozide töten auch Nissen ab. Abgestorbene Nissen bleiben nach erfolgreicher Behandlung zurück und sind kein Hinweis auf eine aktive Infektion; sie müssen nicht entfernt werden. Nissen wachsen mit der Zeit von der Kopfhaut weg. Sofern weniger als 0,5 cm von der Kopfhaut entfernt keine Nissen vorhanden sind, kann eine aktive Infektion ausgeschlossen werden. Es konnte gezeigt werden, dass Heißluft > 88% der Nissen tötet, jedoch unterschiedlich effektiv bei der Tötung geschlüpfter Läuse war. Dreißig Minuten Heißluft, etwas kühler als bei einem Haartrockner, kann eine wirksame Zusatzmaßnahme zur Behandlung von Kopfläusen sein.

Unterschiedlich beurteilt wird, ob die persönlichen Gegenstände von Menschen mit Läusen oder Nissen gereinigt werden müssen und ob Kinder mit Kopfläusen oder Nissen von der Schule ferngehalten werden müssen. Keiner dieser Ansätze wird durch die derzeitige Datenlage gestützt. Allerdings empfehlen einige Experten ein Ersetzen persönlicher Gegenstände oder eine gründliche Reinigung, die durch ein Trocknen bei 54° C für 30 min gefolgt wird. Gegenstände, die nicht gewaschen werden können, können für 2 Wochen in einer luftdichten Plastiktüte aufbewahrt werden, um die Läuse abzutöten, die nur etwa 10 Tage leben.

Kleiderläuse

Körperläuse leben in erster Linie auf Bettwäsche und Kleidung, nicht auf Menschen, und sind am häufigsten in beengten, überfüllten Verhältnissen (z. B. in Militärkasernen, einigen Haushalten), unter schlechten hygienischen Bedingungen und an Orten mit Gemeinschaftsbetten anzutreffen. Die Übertragung erfolgt durch das gemeinsame Benutzen kontaminierter Kleidungsstücke und Bettwäsche. Kleiderläuse sind die wichtigsten Überträger von epidemischem Typhus, Fünftagefieber und Rückfallfieber.

Körperlaus (Pediculus humanus var. corporis)
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Das von Läusen übertragene Rückfallfieber wird durch Borrelia recurrentis verursacht, die von Körperläusen auf den Menschen übertragen wird.
Image courtesy of the World Health Organization and the Public Health Image Library of the Centers for Disease Control and Prevention.

Kleiderläuse verursachen Juckreiz und führen durch ihre Bisse zu kleinen, roten Pünktchen, die meist gemeinsam mit länglichen Kratzmarken, Urtikaria oder einer oberflächlichen bakteriellen Infektion auftreten. Besonders häufig finden sich diese Befunde auf Schultern, Gesäß und Bauch. An der Körperbehaarung finden sich gelegentlich auch Nissen.

Die Diagnose von Körperläusen erfolgt durch den Nachweis von Läusen und Nissen in der Kleidung, insbesondere an den Nähten.

Die primären therapeutischen Maßnahmen gegen Kleiderläuse sind die gründliche Reinigung (z. B. Reinigung, die durch ein Trocknen bei 65° C [149°F]gefolgt wird) oder Erneuerung von Kleidung und Bettwäsche, was oft schwierig ist, weil die Betroffenen oft nur wenig Ressourcen und keinen Einfluss auf ihre Umgebungsbedingungen haben (5).

Filzläuse

Filzläuse werden bei Jugendlichen und Erwachsenen sexuell übertragen und können bei Kindern durch engen Kontakt mit den Eltern auftreten. Außerdem können sie durch infizierte Gegenstände (z. B. Handtücher, Bettwäsche, Kleidungsstücke) übertragen werden. Meist sind die Scham- und perianalen Haare betroffen, allerdings ist eine Ausbreitung auf Oberschenkel, Rumpf und Gesichtsbehaarung möglich (Bart und Wimpern).

Bilder von Filzläusen
Filzlaus (Nahaufnahme)
Filzlaus (Nahaufnahme)

© Springer Science+Business Media

Filzläuse
Filzläuse

Image provided by Thomas Habif, MD.

Läuse an den Wimpern
Läuse an den Wimpern

Filzläuse können sich auf die Wimpern ausbreiten. Dieses Foto zeigt Wimpern, die mit einer Laus und Nissen befallen sind.

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PAUL PARKER/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Pediculosis pubis (Filzläuse) mit Maculae ceruleae
Pediculosis pubis (Filzläuse) mit Maculae ceruleae

Maculae ceruleae sind die blauen Flecken auf dem Oberschenkel. Es wird angenommen, dass sie sekundär auf die gerinnungshemmende Wirkung des Läusespeichels zurückzuführen sind.

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© Springer Science+Business Media

Pediculosis pubis (Filzläuse) mit Exkoriationen
Pediculosis pubis (Filzläuse) mit Exkoriationen

© Springer Science+Business Media

Pediculosis pubis (Filzläuse) mit Läusekot
Pediculosis pubis (Filzläuse) mit Läusekot

Die Ausscheidungen der Läuse sind die rötlich-braunen Punkte auf der Haut.

© Springer Science+Business Media

Pediculosis pubis (Filzläuse) mit an den Schamhaaren anhaftenden Nissen
Pediculosis pubis (Filzläuse) mit an den Schamhaaren anhaftenden Nissen

© Springer Science+Business Media

Filzläuse verursachen Juckreiz. Körperliche Befunde sind kaum zu erheben, bei einigen Patienten finden sich Exkoriationen und eine regionale Lymphadenopathie und/oder Lymphadenitis. Durch die antikoagulatorischen Eigenschaften des Läusespeichels während der Blutmahlzeit entstehen blasse, blaugraue Makulae (Maculae ceruleae) auf Rumpf, Gesäß und Oberschenkeln, die jedoch untypisch für den Filzlausbefall sind. Der Befall der Wimpern geht mit Augenjucken, -brennen und -reizung einher.

Die Diagnose von Filzläusen erfolgt durch den Nachweis von Nissen, Läusen oder beidem durch genaue Untersuchung (Wood-Lampe) oder mikroskopische Analyse. Ein den Befall stützender Befund sind verstreute, dunkelbraune Pünktchen (Läuseexkret) auf Haut oder Unterwäsche.

Die Behandlung von Filzläusen ist in der Tabelle aufgeführt. Die Erstbehandlung erfolgt in der Regel mit topischen Pedikuliziden. Oral verabreichtes Ivermectin wird manchmal bei Patienten mit Schamläusebefall eingesetzt, die auf topische Therapien nicht ansprechen. Die Therapie des Lid- und Wimpernbefalls ist oft schwierig und erfolgt mit Vaseline, Physostigminsalbe, oralem Ivermectin oder physikalischer Entfernung mit einer Pinzette. Sexualpartner sollten ebenfalls behandelt werden.

Tabelle
Tabelle

Literatur

  1. 1. Meinking TL, Burkhart CG, Burkhart CN: Head lice. N Engl J Med347(17):1381-1382, 2002; author reply 1381-2. doi: 10.1056/NEJM200210243471720

  2. 2.Nolt D, Moore S, Yan AC, et al: Head lice. Pediatrics150(4):e2022059282, https://doi.org/10.1542/peds.2022-059282

  3. 3. Nolan K, Kamrath J, Levitt J: Lindane toxicity: A comprehensive review of the medical literature. Pediatr Dermatol.29(2):141-146, 2012. doi: 10.1111/j.1525-1470.2011.01519.x

  4. 4. Chosidow O, Giraudeau B, Cottrell J, et al: Oral ivermectin versus malathion lotion for difficult-to-treat head lice. N Engl J Med362(10):896-905, 2010. doi: 10.1056/NEJMoa0905471. Erratum in: N Engl J Med 362(17):1647, 2010. PMID: 20220184.

  5. 5. Nyers ES, Elston DM: What's eating you? Human body lice (Pediculus humanus corporis). Cutis 105(3):118-120, 2020. PMID: 32352435

Wichtige Punkte

  • Kopf- und Filzläuse leben auf Menschen, während Kleiderläuse in der Kleidung leben.

  • Die Diagnose wird über das Auffinden lebender Läuse und Nissen bestätigt.

  • Behandeln Sie Kopf- oder Filzläuse mit einem topischen Medikament (z. B. ein Pyrethroid) oder, wenn sie nicht auf die topische Therapie ansprechen, mit oralem Ivermectin.

  • Kleiderläuse werden symptomatisch und durch das Beseitigen der Lausquelle behandelt.