Mononeuropathie

VonMichael Rubin, MDCM, New York Presbyterian Hospital-Cornell Medical Center
Überprüft/überarbeitet März 2024
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Bei einer Mononeuropathie werden einzelne periphere Nerven geschädigt.

  • Der Druck auf einen Nerv über einen längeren Zeitraum ist die häufigste Ursache der Mononeuropathie.

  • Im betroffenen Bereich kommt es eventuell zu Kribbeln, Prickeln oder Taubheit und zu Schwäche des betroffenen Muskels.

  • In der Regel stützt sich die Diagnose einer Mononeuropathie auf die Symptome und das Ergebnis einer körperlichen Untersuchung.

  • Obwohl es oft sinnvoll ist, die ursächliche Aktivität einzuschränken oder zu hemmen und Schmerzmittel einzusetzen, besteht doch manchmal die Notwendigkeit von Kortikosteroidinjektionen, Physiotherapien oder Operationen.

(Siehe auch Übersicht über das periphere Nervensystem.)

Ursachen der Mononeuropathie

In den meisten Fällen ist Mononeuropathie auf eine äußerliche Verletzung zurückzuführen. In der Regel ist die Verletzung auf eine Nervenkompression zurückzuführen. Einige Beispiele:

  • Länger anhaltender Druck auf einen Nerv, der knapp unter der Körperoberfläche in der Nähe eines hervorstehenden Knochens verläuft, z. B. an Ellenbogen, Schulter, Handgelenk oder Knie (wie bei einem langen, tiefen Schlaf, insbesondere bei Menschen mit Alkoholkrankheit)

  • Druck wegen eines schlecht sitzenden Gipses oder Krücken, die falsch eingestellt oder fehlerhaft gebraucht werden

  • Druck durch eine über längere Zeit verkrampfte Position, z. B. bei der Gartenarbeit oder beim Kartenspielen, wenn man die Ellenbogen auf den Tisch stützt

Druck führt ebenso zu einer Nervenschädigung, wenn man sich lange nicht bewegen kann, z. B., wenn man unter Narkose im Rahmen einer Operation steht oder bettlägerig (insbesondere ältere Erwachsene), gelähmt oder bewusstlos ist.

Seltener werden Nerven durch folgende Ursachen geschädigt:

  • Unfälle

  • Längere Hitze- oder Kälteeinwirkung

  • Strahlentherapie bei Krebs

  • Wiederholte Verletzungen, z. B. beim festen Anfassen kleiner Werkzeuge oder bei übermäßigen Vibrationen eines Presslufthammers

  • Infektionen, wie Lepra und Lyme-Borreliose

  • Eine Bluttasche (Hämatom)

  • Krebs, wenn er direkt in einen Nerv eindringt

Bei einer leichten Nervenkompression kommt es nicht zu Schwäche, sondern nur zu Kribbeln. Dabei kann man z. B. aus Versehen den Ellenbogen (Musikantenknochen) verletzen oder einen tauben Fuß bekommen. Diese Fälle gelten als vorübergehende Mononeuropathien.

Nerven, die nahe einem Knochen in der Körperoberfläche verlaufen, sind für eine Verletzung anfällig. Beispielsweise können die folgenden Nerven geschädigt werden:

Wussten Sie ...

  • Der Gebrauch von falsch eingestellten Krücken kann einen Nerv in der Achselhöhle schädigen und zu Schwäche in der Hand und im Handgelenk führen.

Symptome der Mononeuropathie

Mononeuropathien verursachen Empfindungsstörungen in dem vom geschädigten Nerv versorgten Bereich, z. B. Prickeln oder Empfindungsverlust. Manchmal liegen Schmerz und Schwäche vor. Gelegentlich führt die Schwäche zu Lähmung und eventuell zu einer chronischen Schrumpfung und Versteifung der Muskeln (Kontrakturen).

Karpaltunnelsyndrom

Das Karpaltunnelsyndrom ist die häufigste Mononeuropathie. Es entsteht durch Druck auf den Nervus medianus, der durch einen engen Durchgang am Handgelenk verläuft (der sogenannte Karpaltunnel).

Schwangere Frauen und Diabetiker sowie Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), bestimmten Formen der Amyloidose oder rheumatoider Arthritis sind ebenfalls gefährdet, Karpaltunnelsyndrom zu entwickeln. Auch anfällig sind Menschen, die berufsbedingt ständig mit gestreckten Handgelenken kräftige Bewegungen vollführen müssen, z. B. bei Arbeiten mit einem Schraubenzieher. Ein weiterer möglicher, aber umstrittener Risikofaktor ist das Schreiben auf einer falsch positionierten Computertastatur. In den meisten Fällen sind die Ursachen jedoch nicht bekannt.

Druck auf den Nervus medianus verursacht Schmerzen und Empfindungsstörungen (wie Taubheit, Kribbeln oder Brennen) in den folgenden Körperteilen:

  • Manchen Fingern (Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie die Seite des Ringfingers, die zum Daumen hin zeigt)

  • Handflächen und Innenseiten des Handgelenks

  • Manchmal im Arm

Ein chronisches Karpaltunnelsyndrom kann dazu führen, dass die Muskeln in der Hand (auf Seite des Daumens) schwächer werden und verkümmern (Atrophie).

Peroneuslähmung

Der Nervus peronaeus liegt knapp unterhalb der Haut auf dem äußeren, unteren Teil des Knies. Druck auf diesen Nerv verursacht eine Peroneuslähmung.

Die Peroneuslähmung schwächt den Muskel, der den Fuß anhebt, sodass die Betroffenen den Knöchel nicht beugen können, um den vorderen Teil des Fußes zu heben (Fallfuß). Als Folge ziehen sie möglicherweise den vorderen Teil des Fußes beim Gehen am Boden entlang.

Schlanke, bettlägerige Menschen sind häufig von einer Peroneuslähmung betroffen, ebenso wie Menschen, die in einem falsch angepassten Rollstuhl sitzen, oder über einen längeren Zeitraum unbewusst ihre Beine kreuzen (insbesondere schlanke Menschen).

Zu einer Beseitigung der Symptome kommt es in der Regel, wenn man Druck auf den Nerv vermeidet – z. B. wenn man sich das Beinekreuzen abgewöhnt.

Wenn der Fuß einschläft

Man kann einen eingeschlafenen Fuß als vorübergehende Neuropathie ansehen. Ein Fuß schläft ein, wenn Druck auf den ihn versorgten Nerv ausgeübt wird. (Betroffen sind in der Regel der Nervus peronaeus oder der Ischiasnerv.)

Der Druck beeinträchtigt die Blutversorgung des Nervs, der daraufhin ungewöhnliche Signale aussendet (ein Prickeln oder Kribbeln), was als Parästhesie bezeichnet wird.

Durch Umhergehen wird der Druck aufgehoben und die Blutversorgung wieder gewährleistet. Infolgedessen funktioniert der Nerv wieder und das Prickeln hört auf.

Radialislähmung

Der Speichennerv (Nervus radialis) verläuft durch die untere Seite des Knochens im Oberarm. Länger andauernder Druck auf diesen Nerv verursacht Radialislähmung. Diese Störung nennt man auch Samstagnacht-Lähmung, da sie oft auftritt, wenn die Person viel Alkohol getrunken hat (insbesondere am Wochenende) und dann mit einem Arm über die Bar oder der Stuhllehne oder unter dem Kopf des Partners/der Partnerin fest einschläft. Wenn Krücken falsch eingestellt sind und auf die Innenseite des Armes in der Achselhöhle drücken, kommt es zu dieser Störung.

Infolge des Nervenschadens sind Handgelenk und Finger geschwächt, sodass das Handgelenk herabhängt und die Finger gekrümmt sind (Fallhand). Manchmal ist der Handrücken gefühllos.

In der Regel verschwindet die Störung, wenn der Druck aufgehoben wird.

Ulnarislähmung

Der Ulnarisnerv verläuft knapp unter der Haut am Ellenbogen. Der Nerv kann leicht geschädigt werden, wenn man aus Versehen die Ellenbogen verletzt oder sich ständig auf sie stützt. Manchmal ist die Nervenschädigung auf einen falsch gewachsenen Knochen im betroffenen Bereich zurückzuführen. Wenn der Nervus ulnaris oder Ellennerv geschädigt und geschwollen ist, kann er auf seinem Weg durch einen engen Durchgang am Ellenbogen (den Kubitaltunnel) zusammengedrückt (komprimiert) werden. Die daraus resultierende Erkrankung wird Kubitaltunnelsyndrom genannt. (Der Ellennerv verläuft auf seinem dem Weg vom Oberarm zum Handgelenk und der Hand durch den Kubitaltunnel.)

In der Regel kommt es zu Kribbeln und Prickeln im Klein- und Ringfinger beider Hände. Die Ulnarislähmung wird von einer schweren Verletzung verursacht und führt zu Schwäche der Handmuskulatur. Bei schweren, chronischen Fällen kommt es sogar zu Muskelschwund (Atrophie) und einer Klauenhand (aufgrund der Muskelsteife können die Finger nicht gebeugt werden).

Man soll Druck auf den Ellenbogen vermeiden.

Diagnose der Mononeuropathie

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Manchmal Elektromyografie und Messungen der Nervenleitungsgeschwindigkeit

In der Regel stützt sich die Diagnose von Mononeuropathien auf die Symptome und das Ergebnis einer körperlichen Untersuchung.

In der Regel werden Elektromyografie und Messungen der Nervenleitungsgeschwindigkeit zu folgenden Zwecken durchgeführt:

  • Um andere mögliche Ursachen auszuschließen

  • Um Nervenschädigungen festzustellen

  • Um die Schwere der Erkrankung zu bestimmen

Behandlung der Mononeuropathie

  • Behandlung der Krankheitsursache

  • bei vorübergehender Druckeinwirkung Ruhe, Wegnahme des Drucks und Gabe nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR)

  • manchmal Kortikosteroidinjektionen, eine Schiene, Operation und/oder Physiotherapie

Wenn der Mononeuropathie eine Erkrankung zugrunde liegt, wird sie behandelt. Ein vorliegender Tumor wird beispielsweise operativ entfernt.

Wenn die Ursache ein vorübergehender Druck ist, kann Folgendes zu einer Beseitigung der Symptome führen:

  • Sich ausruhen

  • Druck auf den Nerv vermeiden

  • Wärme im betroffenen Bereich einsetzen

  • Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Ibuprofen, zur Verringerung der Entzündung

Kortikosteroidspritzen in den Karpaltunnel führen beim Karpaltunnelsyndrom oft zu einer Besserung.

Handgelenkschienen werden meist nachts getragen und kommen häufig zur Behandlung des Karpaltunnelsyndroms bis zum Abklingen der Symptome zum Einsatz. Diese Schienen verringern die Bewegungen des Handgelenks, welche Entzündungen und Schwellungen im Karpaltunnel verursachen. Dadurch reduzieren die Schienen den Druck auf den Nerv, und die Symptome des Karpaltunnelsyndroms werden schwächer. Handgelenkschienen sollten nicht den ganzen Tag lang getragen werden. Denn wenn die Bewegung des Handgelenks über einen längeren Zeitraum eingeschränkt wird, kann das Handgelenk steif werden und die Muskeln verkümmern. Schienen sind beim Kubitaltunnelsyndrom weniger hilfreich.

Ein chirurgischer Eingriff dient der Beseitigung des Druckes, wenn die Störung trotz anderer Behandlung fortschreitet. In solchen Fällen ist eine operative Behandlung des Karpaltunnelsyndroms gewöhnlich erfolgreich.

Bei schwerer, chronischer Ulnarislähmung wird die Muskelschrumpfung durch Physiotherapie verhindert.