Schizophrenie

VonCarol Tamminga, MD, UT Southwestern Medical Dallas
Überprüft/überarbeitet Apr. 2022 | Geändert Okt. 2022
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Kurzinformationen

Schizophrenie ist eine psychische Störung, die durch einen Verlust des Realitätsbezugs (Psychose), durch Halluzinationen (gewöhnlich Hören von Stimmen), Wahnvorstellungen, Denkstörungen und abnormes Verhalten, einen verminderten Ausdruck von Gefühlen, Antriebsmangel, eine Abnahme geistiger Funktionen (Kognition) und Beeinträchtigungen im gesellschaftlichen und beruflichen Leben und bei der Selbstversorgung gekennzeichnet ist.

  • Weder die Ursache noch der Mechanismus der Schizophrenie ist bekannt.

  • Betroffene können an einer Reihe von Symptomen leiden, angefangen von bizarren Verhaltensweisen und ausschweifender, desorganisierter Sprache bis hin zu Gefühlskälte, Spracharmut, Konzentrationsschwäche und fehlendem Erinnerungsvermögen.

  • Diagnostiziert wird die Schizophrenie aufgrund der Symptome, nachdem durch Untersuchungen andere mögliche Ursachen einer Psychose ausgeschlossen wurden.

  • Die Behandlung beinhaltet Antipsychotika, Schulungsprogramme und Wiedereingliederung sowie Psychotherapie und Schulung der Familie.

  • Der Erfolg der Behandlung kann davon beeinflusst werden, ob die verschriebenen Medikamente wie verordnet eingenommen werden.

  • Eine frühe Diagnose und Behandlung verbessern die langfristige Funktionsfähigkeit.

(Siehe auch Einführung in die Schizophrenie und ähnliche Störungen.)

Schizophrenie ist in der ganzen Welt ein bedeutendes gesundheitliches Problem. An ihr erkranken in der Regel junge Menschen, und zwar gerade zu der Zeit, in der sie unabhängig werden, und die Erkrankung kann zu lebenslanger Behinderung und Stigmatisierung führen. In Bezug auf persönliche und wirtschaftliche Kosten gilt Schizophrenie als eine der schlimmsten Erkrankungen der Menschheit.

Schizophrenie betrifft etwa 1 % der Bevölkerung weltweit, Männer und Frauen gleichermaßen. In den USA ist Schizophrenie bei den Sozialversicherungskosten für jeden 5. krankheitsbedingten Abwesenheitstag und für etwa 2,5 Prozent aller Gesundheitsausgaben verantwortlich. Schizophrenie kommt häufiger vor als die Alzheimer-Krankheit und multiple Sklerose.

Es ist oft schwierig, genau zu bestimmen, wann eine Schizophrenie begonnen hat, da Unkenntnis über die Symptome eine medizinische Behandlung um Jahre verzögern kann. Das Durchschnittsalter bei Einsetzen der Erkrankung liegt bei Männern zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr, Frauen erkranken etwas später. Selten beginnt die Krankheit während der Kindheit. Eine Schizophrenie kann jedoch in der Jugend oder, ebenfalls selten, im späteren Leben einsetzen.

Wenn jemand mit seinem sozialen Alltag immer schlechter zurechtkommt, kann dies zu einer Substanzgebrauchsstörung, Armut und Obdachlosigkeit führen. Menschen mit einer unbehandelten Schizophrenie verlieren unter Umständen den Kontakt zu Familie und Freunden und finden sich oft auf den Straßen großer Städte wieder. Die Krankheit kann ein Leben lang anhalten, wobei in den meisten Fällen auch die psychosoziale Funktionsfähigkeit lebenslang beeinträchtigt wird.

Wussten Sie ...

  • Schizophrenie kommt häufiger vor als die Alzheimer-Krankheit und multiple Sklerose.

  • Verschiedene Erkrankungen, wie eine Schilddrüsenstörung, Hirntumoren, Anfallskrankheiten und andere Erkrankungen des Gehirns, können Symptome hervorrufen, die denen der Schizophrenie ähneln.

Ursachen der Schizophrenie

Die eigentliche Ursache der Schizophrenie ist unbekannt, doch der heutige Stand der Forschung spricht für eine Kombination aus erblichen und umweltbedingten Faktoren. Grundsätzlich handelt es sich jedoch um ein biologisches Problem (mit molekularen und funktionalen Veränderungen im Gehirn), wobei bestimmte externe Faktoren, wie z. B. Lebenssituationen mit großem Stress oder Substanzgebrauch, Auslöser sein können.

Folgende Faktoren machen Menschen für Schizophrenie anfällig:

  • Genetische Veranlagung

  • Probleme vor, während oder nach der Geburt, wie eine Grippeinfektion der Mutter im 2. Schwangerschaftsdrittel, Sauerstoffmangel bei der Geburt, geringes Geburtsgewicht und eine Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind

  • Infektionen des Gehirns

  • Cannabiskonsum im frühen Teenageralter

Bei Menschen mit einem schizophrenen Elternteil oder Geschwistern liegt das Risiko, selbst an Schizophrenie zu erkranken, bei 10 Prozent, wohingegen es in der Gesamtbevölkerung bei 1 Prozent liegt. Wenn bei einem eineiigen Zwillingspaar einer der Zwillinge unter Schizophrenie leidet, beträgt die Erkrankungswahrscheinlichkeit für den anderen Zwilling 50 Prozent. Das spricht für eine erbliche Komponente.

Symptome der Schizophrenie

Eine Schizophrenie kann plötzlich, innerhalb von Tagen und Wochen oder langsam und schleichend über Jahre hinweg einsetzen. Ausmaß und Art der Symptome sind bei Menschen mit Schizophrenie zwar individuell verschieden, für gewöhnlich aber so ausgeprägt, dass sie die Fähigkeit beeinträchtigen, einer Arbeit nachzugehen, den Umgang mit anderen Menschen zu meistern und für sich selbst zu sorgen.

Manchmal sind die Symptome jedoch zunächst nur leicht ausgeprägt (das sogenannte Prodrom). Die Betroffenen wirken möglicherweise einfach nur in sich zurückgezogen, unorganisiert oder suspekt. Ärzte können die Symptome bereits als den Beginn einer Schizophrenie erkennen. Manchmal fügt sich das Bild jedoch erst im Nachhinein zusammen.

Eine Schizophrenie ist durch psychotische Symptome gekennzeichnet, darunter Wahnvorstellungen, Halluzinationen, desorganisiertes Denken und Sprechen sowie bizarres und unangemessenes Verhalten. Psychotische Symptome beinhalten einen Realitätsverlust.

Bei einigen Personen mit Schizophrenie nehmen mentale (kognitive) Funktionen ab, gelegentlich bereits zu Beginn der Erkrankung. Diese kognitive Beeinträchtigung führt zu Problemen in Bezug auf die Aufmerksamkeit, das abstrakte Denken und die Problemlösung. Der Schweregrad der kognitiven Beeinträchtigung bestimmt weitgehend den Grad der Behinderung von Personen mit Schizophrenie. Viele Personen mit Schizophrenie sind arbeitslos und haben nur wenig oder gar keinen Kontakt zu Familienmitgliedern oder anderen Menschen.

Die Symptome können durch belastende Ereignisse wie beispielsweise den Verlust der Arbeit oder die Beendigung einer romantischen Beziehung hervorgerufen oder verschlimmert werden. Auch Substanzgebrauch (einschließlich Marihuana) kann die Symptome auslösen bzw. verschlimmern.

Allgemein lassen sich die Symptome einer Schizophrenie in vier Hauptgruppen einordnen:

  • Positivsymptome

  • Negativsymptome

  • Desorganisation

  • Kognitive Defizite

Betroffene können Symptome aus einer oder allen Gruppen aufweisen.

Positivsymptome

Zu den Positivsymptomen zählen eine Verzerrung normaler Funktionen. Hierzu zählen folgende:

  • Wahnvorstellungen sind Fehlüberzeugungen und gehen gewöhnlich mit der Fehlinterpretation von Wahrnehmungen oder Erlebnissen einher. Die Betroffenen halten an diesen Vorstellungen fest, obwohl dem eindeutige Beweise entgegenstehen. Es gibt viele Arten der Wahnvorstellungen. Beispielsweise können Menschen mit Schizophrenie unter Verfolgungswahn leiden, indem sie glauben, dass sie gefoltert, verfolgt, betrogen oder ausspioniert werden. Patienten mit Beziehungswahn glauben, Abschnitte in Büchern, Zeitungen und Liedern seien speziell an sie gerichtet. Bei Gedankenentzug oder Gedankeneingebung meinen die Betroffenen, dass andere ihre Gedanken lesen können, dass ihre Gedanken an andere übertragen werden und dass ihnen Gedanken und Regungen von außen eingegeben werden. Wahnvorstellungen bei Schizophrenie können, müssen aber nicht, grotesk sein. Bizarre Wahnvorstellungen sind eindeutig unplausibel und lassen sich nicht aus Erlebnissen des alltäglichen Lebens herleiten. Die Betroffenen glauben beispielsweise, dass ihnen jemand die inneren Organe entnommen hat, ohne eine Narbe zu hinterlassen. Nicht bizarre Wahnvorstellungen beinhalten Situationen, die im täglichen Leben tatsächlich passieren könnten, wie beispielsweise verfolgt oder vom (Ehe-)Partner betrogen zu werden.

  • Halluzinationen beinhalten das Hören, Sehen, Schmecken oder körperliche Fühlen von Dingen, die andere nicht hören, sehen, etc. können. Die häufigsten Halluzinationen betreffen das Hören (akustische Halluzinationen). Die Betroffenen hören mitunter Stimmen, die ihr Verhalten kommentieren, sich miteinander unterhalten oder kritische und beleidigende Bemerkungen machen.

Negativsymptome

Negativsymptome umfassen eine Abnahme oder einen Verlust der normalen emotionalen und sozialen Funktionen. Hierzu zählen folgende:

  • Bei einem verminderten Gefühlsausdruck (abgestumpfter Affekt) werden nur wenige oder gar keine Gefühle gezeigt. Das Gesicht kann regungslos erscheinen. Die Personen stellen wenig oder keinen Augenkontakt her. Sie verwenden beim Sprechen nicht die Hände oder den Kopf, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ereignisse, bei denen sie normalerweise lachen oder weinen, rufen keine Reaktion hervor.

  • Spracharmut bezeichnet ein verringertes Sprechbedürfnis. Fragen werden u. U. sehr knapp, mit einem oder zwei Wörtern, beantwortet, wodurch der Eindruck innerer Leere entsteht.

  • Anhedonie bezeichnet eine verminderte Fähigkeit, Freude zu empfinden. Die Betroffenen zeigen gewöhnlich wenig Interesse an vorherigen Aktivitäten und verbringen ihre Zeit mit zwecklosen Dingen.

  • Asozialität bezeichnet das fehlende Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen.

Diese Negativsymptome sind oft verbunden mit einem allgemeinen Verlust der Motivation und Zielstrebigkeit und einem Gefühl der Ziellosigkeit.

Desorganisation

Desorganisation beinhaltet Denkstörungen und bizarre Verhaltensweisen:

  • Denkstörung bezeichnet eine unorganisierte Denkweise, die sich dadurch bemerkbar macht, dass jemand faselt und von einem Thema zum anderen wechselt. Die Ausdrucksweise kann leicht unorganisiert oder völlig zusammenhanglos und unverständlich sein.

  • Bizarres Verhalten kann eine Form kindlicher Albernheit und Erregung annehmen oder durch unangemessenes Äußeres, Hygiene oder Benehmen geprägt sein. Katatonie ist eine extreme Form bizarren Verhaltens. Dabei nehmen die Betroffenen eine starre Position ein und widersetzen sich Versuchen, sie zur Bewegung zu animieren, oder bewegen sich im Gegenteil ziellos.

Kognitive Defizite

Kognitive Defizite umschreibt die Schwierigkeit eines Betroffenen, sich zu konzentrieren, sich zu erinnern, zu organisieren und zu planen und Probleme zu lösen. Manche sind nicht in der Lage, sich auf die Lektüre eines Buches zu konzentrieren, der Handlung eines Filmes, einer Fernsehsendung oder Anweisungen zu folgen. Für andere ist es unmöglich, Ablenkungen zu ignorieren oder sich länger auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Demzufolge kann eine berufliche Beschäftigung ungeeignet sein, in der auf Details geachtet werden muss, die durch komplexe Abläufe gekennzeichnet ist und in der Entscheidungen getroffen werden müssen.

Selbstmord

Ca. 5 bis 6 Prozent der Personen mit Schizophrenie begehen Selbstmord, ungefähr 20 Prozent versuchen, sich umzubringen und viele mehr haben ernsthafte Selbstmordgedanken. Selbstmord ist bei jungen Menschen mit Schizophrenie die Hauptursache für einen vorzeitigen Tod und einer der Hauptgründe, warum Schizophrenie die durchschnittliche Lebensdauer um 10 Jahre senkt.

Bei jungen Männern mit Schizophrenie ist das Selbstmordrisiko erhöht, vor allem bei gleichzeitiger Substanzgebrauchsstörung. Außerdem steigt das Risiko bei Personen mit depressiven Symptomen oder Gefühlen der Hoffnungslosigkeit, die arbeitslos sind, oder die gerade eine psychotische Episode hatten oder aus dem Krankenhaus entlassen wurden.

Das Selbstmordrisiko ist bei Personen am größten, bei denen die Schizophrenie erst später im Leben aufgetreten ist und die davor gut im Leben zurecht gekommen sind. Diese Personen sind weiterhin in der Lage, Kummer und Qual zu empfinden. Sie neigen daher eher zu Verzweiflungshandlungen, weil sie sich der Auswirkungen ihrer Erkrankung bewusst sind. Diese Personen haben auch die beste Prognose in Bezug auf Heilung.

Wussten Sie ...

  • Etwa 5 bis 6 Prozent der Personen mit Schizophrenie begehen Selbstmord.

Gewalt

Entgegen der landläufigen Meinung besteht bei Personen mit Schizophrenie nur ein leicht erhöhtes Risiko für gewalttätiges Verhalten. Gewaltandrohung und kleinere aggressive Ausbrüche sind viel häufiger als ernsthaft gefährliches Verhalten. Nur sehr wenige schwer depressive, isolierte, paranoide Personen attackieren oder töten andere Personen, denen sie die alleinige Schuld für ihre Probleme geben (z. B. eine Autoritätsperson, eine Berühmtheit, der Ehepartner).

Folgende Personen sind eher hochgradig gewalttätig:

  • Diejenigen, die Alkohol oder Freizeitdrogen konsumieren

  • Personen mit der Wahnvorstellung, verfolgt zu werden

  • Personen mit Halluzinationen, in denen ihnen Gewalttaten befohlen werden

  • Personen, die die ihnen verschriebenen Medikamente nicht einnehmen

Selbst unter Berücksichtigung von Risikofaktoren ist es für Ärzte jedoch schwer, genau vorherzusagen, ob eine bestimmte Person mit Schizophrenie gewalttätiges Verhalten zeigen wird.

Diagnose der Schizophrenie

  • Ärztliche Beurteilung auf der Basis spezifischer Kriterien

  • Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren zum Ausschluss anderer Erkrankungen

Es gibt keinen eindeutigen Test zur Diagnose einer Schizophrenie. Ein Facharzt stellt die Diagnose anhand einer umfassenden Begutachtung der Vorgeschichte und der Symptome.

Eine Schizophrenie wird diagnostiziert, wenn die beiden folgenden Merkmale vorliegen:

  • Zwei oder mehr kennzeichnende Symptome (Wahnvorstellungen, Halluzinationen, desorganisierte Sprache, desorganisiertes Verhalten, negative Symptome) dauern über mindestens 6 Monate an.

  • Diese Symptome stellen eine erhebliche Beeinträchtigung bei der Arbeit, in der Schule oder im gesellschaftlichen Leben dar.

Oft sind Informationen von Angehörigen, Freunden und Lehrern wichtig, um den Beginn der Störung festzustellen.

Mit Laboruntersuchungen werden eine Substanzgebrauchsstörung sowie vorbestehende medizinische, neurologische oder hormonelle Störungen, die Merkmale einer Psychose aufweisen können, als Grund ausgeschlossen. Beispiele für derartige Erkrankungen sind Hirntumoren, Schläfenlappenepilepsie, Schilddrüsenerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Huntington-Krankheit, Lebererkrankungen und Nebenwirkungen von Medikamenten und Vitaminmangel. Manchmal werden Tests auf eine Substanzgebrauchsstörung durchgeführt.

Es werden bildgebende Verfahren wie Computer- (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns durchgeführt, um einen Hirntumor auszuschließen. Obwohl Personen mit Schizophrenie Anomalien im Gehirn aufweisen, die im CT oder MRT sichtbar sind, sind diese Anomalien nicht spezifisch genug, um die Diagnose einer Schizophrenie zu stützen.

Darüber hinaus versuchen Ärzte, eine Reihe anderer psychischer Störungen auszuschließen, die Merkmale einer Schizophrenie aufweisen, wie z. B. kurze psychotische Störung, schizophreniforme Störung, schizoaffektive Störung und schizotypische Persönlichkeitsstörung.

Prognose bei Schizophrenie

Früherkennung und frühe Behandlung sind die Leitlinien zur Behandlung von Schizophrenie. Je eher mit einer Behandlung begonnen wird, umso besser ist das Ergebnis.

Bei Menschen mit Schizophrenie hängt die Prognose zum großen Teil von der ordnungsgemäßen Einnahme der Medikamente ab. Ohne medikamentöse Behandlung erleiden 70 bis 80 Prozent innerhalb eines Jahres nach der Diagnose einen Rückfall. Wenn die Medikamente regelmäßig eingenommen werden, sinkt die Rückfallquote auf etwa 30 Prozent, und die Symptome bessern sich bei den meisten Patienten beträchtlich. Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus ist die Wahrscheinlichkeit bei Patienten, die ihre verordneten Medikamente nicht einnehmen, sehr groß, innerhalb eines Jahres wieder eingewiesen zu werden. Die Einnahme der Medikamente verringert die Wahrscheinlichkeit einer Wiedereinweisung beträchtlich.

Trotz des nachweislichen Nutzens einer medikamentösen Behandlung nimmt die Hälfte der Schizophrenie-Patienten ihre Medikamente nicht ein. Manche erkennen nicht, dass sie krank sind, und lehnen eine Medikamenteneinnahme ab. Andere setzen die Mittel wegen der unangenehmen Nebenwirkungen ab. Vergesslichkeit, Desorganisation oder einfach ein Mangel an Geld verhindern eine regelmäßige Einnahme.

Die ordnungsgemäße Einnahme kann am ehesten verbessert werden, indem bestimmte Hindernisse ausgeräumt werden. Wenn das Hauptproblem bei den Nebenwirkungen liegt, kann ein Wechsel des Medikaments hilfreich sein. Ein stetiges, vertrauensvolles Verhältnis zu einem Arzt oder Therapeuten hilft manchen Patienten mit Schizophrenie, ihren Zustand eher zu akzeptieren und die Notwendigkeit der ordnungsgemäßen Einnahme der Medikamente zu erkennen.

Über längere Zeit gesehen ist die Prognose unterschiedlich gut:

  • Bei einem Drittel der Betroffenen bessert sich die Erkrankung erheblich und dauerhaft.

  • Ein weiteres Drittel erzielt eine gewisse Verbesserung mit sporadischen Schüben und einer Restbehinderung.

  • Bei einem Drittel kommt es zu schwerer und dauerhafter Behinderung.

Nur etwa 15 Prozent aller an Schizophrenie erkrankten Personen kommen so gut zurecht wie vor dem Auftreten der Schizophrenie.

Faktoren, die auf eine bessere Prognose hinweisen:

  • Plötzliches Einsetzen von Symptomen

  • Älteres Lebensalter bei Einsetzen der Symptome

  • Gute Fähigkeiten und Fertigkeiten vor der Erkrankung

  • Nur leichte kognitive Beeinträchtigung

  • Vorliegen nur weniger negativer Symptome (wie beispielsweise verminderter Gefühlsausdruck)

  • Ein kürzerer Zeitraum zwischen der ersten psychotischen Episode und der Behandlung

Faktoren, die auf eine schlechtere Prognose hinweisen, sind die Folgenden:

  • Jüngeres Lebensalter bei Einsetzen der Symptome

  • Beeinträchtigungen in sozialen Situationen und bei der Arbeit vor Einsetzen der Erkrankung

  • Familiäre Veranlagung zu Schizophrenie

  • Vorliegen vieler negativer Symptome

  • Ein längerer Zeitraum zwischen der ersten psychotischen Episode und der Behandlung

Die Prognose ist bei Männern schlechter als bei Frauen. Frauen sprechen besser auf die Behandlung mit Antipsychotika an.

Behandlung der Schizophrenie

  • Antipsychotikum

  • Psychotherapie

  • Koordinierte fachärztliche Versorgung

Ziele der Behandlung der Schizophrenie umfassen

  • Verringerung der Schwere psychotischer Symptome

  • Verhinderung des erneuten Auftretens symptomatischer Phasen und der damit verbundenen Beeinträchtigungen in der Funktionsfähigkeit

  • Unterstützung von Betroffenen, um ihre Funktionsfähigkeit auf möglichst hohem Niveau zu halten

Früherkennung und frühe Behandlung sind wichtig. Je eher die Behandlung eingeleitet wird, umso besser ist der Ausgang.

Antipsychotika, Rehabilitation, Wiedereingliederungsmaßnahmen und Psychotherapie sind die wichtigsten Bestandteile der Behandlung. Eine Schulung der Angehörigen über die Symptome und die Behandlung der Schizophrenie (Familienpsychoedukation) bietet den Betroffenen Unterstützung und erleichtert Ärzten die Aufrechterhaltung des Kontakts mit dem Betroffenen.

Eine koordinierte fachärztliche Versorgung, die ein Resilienztraining, eine persönliche und eine Familientherapie, Behandlung der kognitiven Dysfunktion und Unterstützung bei der Arbeit umfasst, sind wichtig, dass sich der Betroffene psychisch und sozial wieder erholt.

Antipsychotikum

Antipsychotika können Symptome wie Wahnvorstellungen, Halluzinationen und desorganisiertes Denken lindern oder beseitigen. Nachdem die akuten Symptome abgeklungen sind, wird durch die weitere Einnahme von Antipsychotika die Wahrscheinlichkeit weiterer Schübe deutlich verringert. Leider gehen Antipsychotika mit erheblichen Nebenwirkungen einher, z. B. mit Benommenheit, Muskelsteife, Zittern, ungewollten Bewegungen (zum Beispiel Spätdyskinesie), Gewichtszunahme und Ruhelosigkeit. Die neueren Antipsychotika der zweiten Generation, die am häufigsten verschrieben werden, verursachen seltener Muskelsteifheit, Zittern und Spätdyskinesie als die gängigen Antipsychotika der ersten Generation.

Rehabilitation und Wiedereingliederung

Rehabilitation und Selbsthilfeprogramme wie beispielsweise Schulungen am Arbeitsplatz haben das Ziel, den Betroffenen die Fähigkeiten zu vermitteln, die sie für ihr Leben in der Gesellschaft (anstatt in einer Einrichtung) brauchen. Auf diese Weise lernen Menschen mit Schizophrenie, einer Tätigkeit nachzugehen, einzukaufen, sich selbst zu versorgen, einen Haushalt zu führen und mit anderen zurechtzukommen.

Wiedereingliederungsprogramme sollen Personen mit Schizophrenie in die Lage versetzen, ein möglichst unabhängiges Leben zu führen. Diese Programme umfassen betreute Wohneinrichtungen oder Wohngruppen, in denen ein Betreuer anwesend ist, der sicherstellt, dass ein Patient mit Schizophrenie seine Medikamente wie verordnet einnimmt, und der mit den Finanzen hilft. Der Betreuer kann den Patienten auch regelmäßig zu Hause besuchen.

Bei schweren Rückfällen kann ein Klinikaufenthalt notwendig sein, unter Umständen auch gegen den Willen des Betroffenen, wenn er sich oder andere gefährdet. Im Allgemeinen ist es jedoch das Ziel, die Patienten in die Gesellschaft einzugliedern.

Einige schizophrene Personen sind nicht in der Lage, selbstständig zu leben, entweder aufgrund schwerer und dauerhafter Symptome oder weil sie nicht auf medikamentöse Behandlung ansprechen. Diese Menschen müssen gewöhnlich rund um die Uhr in einer geschützten Umgebung betreut werden.

Selbsthilfe- und Interessensgruppen wie die National Alliance on Mental Illness sind für Angehörige oft hilfreich.

Psychotherapie

Im Allgemeinen lindert eine Psychotherapie die Symptome der Schizophrenie nicht. Die Psychotherapie kann jedoch helfen, die Basis für eine Zusammenarbeit zwischen dem Patienten mit Schizophrenie, seiner Familie und dem Arzt zu schaffen. Auf diese Weise kann der Patient lernen, seine Störung zu verstehen und mit ihr umzugehen, Antipsychotika wie verordnet einzunehmen und Stresssituationen, die die Störung verschlimmern können, zu bewältigen. Ein gutes Arzt-Patient-Verhältnis ist oft ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Behandlung.

Wenn Personen mit Schizophrenie bei ihren Familien leben, kann ihnen und ihrer Familie Psychoedukation angeboten werden. Durch diese Aufklärung erhalten die Betroffenen und ihre Angehörigen Informationen über die Erkrankung sowie darüber, wie sie damit umgehen können, zum Beispiel durch das Erlernen von Bewältigungsstrategien. Diese Aufklärung kann dazu beitragen, Rückfälle zu vermeiden.

Weitere Informationen

  1. National Alliance on Mental Illness (NAMI), Schizophrenie: Die NAMI fördert das Bewusstsein für Schizophrenie sowie Bildungs- und Interessenvertretungsmaßnahmen, um die Betroffenen zu unterstützen, und Krisenreaktionsdienste (einschließlich einer Beratungs- und Notrufnummer), um hilfsbedürftige Menschen zu unterstützen.