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Kreuzschmerzen

Überprüft/überarbeitet Jan. 2024
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Die Lendenwirbelsäule ermöglicht es dem Oberkörper, sich zu drehen, zu beugen und aufzurichten. Darüber hinaus liefert sie die nötige Stabilität beim Stehen, Gehen und Heben. Das Kreuz ist an fast allen Bewegungsabläufen beteiligt. Schmerzen im Kreuz treten sehr häufig auf.

  • Kreuzschmerzen werden normalerweise durch Heben, Sport, einen Sturz oder einen Autounfall hervorgerufen.

  • Die häufigste Ursache für Kreuzschmerzen ist eine Muskelzerrung.

  • Durch eine Kräftigung der Bauch-, Hüft- und Rückenmuskulatur kann Kreuzschmerzen vorgebeugt werden.

  • Kreuzschmerzen können behandelt werden, indem Bewegungen, die den Rücken belasten, vermieden werden. Zudem können Schmerzmittel und kalte oder heiße Kompressen helfen, aber Kreuzschmerzen klingen in der Regel von selbst wieder ab.

  • Bei älteren Erwachsenen, die ohne offensichtliche Ursache unter Kreuzschmerzen leiden oder die folgenden „Warnsignale“ aufweisen, sollte unter Umständen ein Arzt konsultiert werden:

Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?

Suchen Sie sofort einen Arzt auf, wenn Sie Kreuzschmerzen und mindestens eines der folgenden Warnsignale verspüren:

  • Taubheitsgefühl

  • Schwäche in einem oder beiden Beinen

  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang

  • Fieber

  • Benommenheit oder Ohnmacht

  • Starke Schmerzen im Bauchbereich

Suchen Sie innerhalb von 24 Stunden einen Arzt auf, wenn Sie Kreuzschmerzen verspüren und mindestens eines der folgenden Warnsignale aufweisen:

  • Eine frühere Krebserkrankung

  • Gewichtsverlust

  • Starke nächtliche Schmerzen

  • Bei mind. 55-Jährigen kein offensichtlicher Grund für die Schmerzen, wie z. B. eine Verletzung

  • Erhöhtes Infektionsrisiko aufgrund der Einnahme von Medikamenten, einer Operation oder Verletzung, Drogenkonsum oder aufgrund von HIV oder AIDS

Wenn die Schmerzen nicht stark sind und Sie keine Warnsignale aufweisen, können Sie auch einige Tage abwarten, bevor Sie einen Arzt aufsuchen.

Was sind die Ursachen von Kreuzschmerzen?

Es kann nicht immer mit Sicherheit gesagt werden, was Kreuzschmerzen verursacht. Häufigste Ursache von Kreuzschmerzen:

  • Muskelzerrung oder Bänderverstauchung (Bänder sind kurze, zähe Gewebestränge, welche die Knochen an den Gelenken miteinander verbinden)

Dazu kann es auf einer oder auf beiden Seiten des Rückens kommen. Die Schmerzen verstärken sich bei Bewegung und werden durch Schonung gelindert.

Andere weit verbreitete Ursachen:

  • Nervenkompression (wenn etwas auf eine Nervenwurzel drückt), z. B. bei einer Arthrose oder einem Bandscheibenvorfall

  • Lumbale Spinalkanalstenose – Verengung des Kanals in der Wirbelsäle, in dem das Rückenmark liegt

  • Spondylolisthese – Verschiebung eines Wirbels nach vorne über den darunter liegenden Wirbel

  • Schmerzen im ganzen Körper (wie z. B. bei einer Fibromyalgie) können sich auch auf das Kreuz auswirken.

Bandscheiben sind die porösen Gewebeverbindungen zwischen den Rückenwirbeln, dank denen sich die Wirbelsäule biegen lässt. Wenn eine Bandscheibe reißt oder zusammengedrückt wird, kann die gallertartige Masse herausquellen (Vorfall), was Druck auf einen Nerv ausüben kann. Schmerzen aufgrund einer Nervenkompression können durch Husten oder Niesen schlimmer werden.

Bei älteren Erwachsenen ist eine lumbale Spinalkanalstenose häufig der Grund für Kreuzschmerzen.

In den folgenden Fällen treten möglicherweise stärkere Schmerzen auf:

  • Falsches Heben von schweren Gegenständen

  • Bei Fettleibigkeit (Adipositas)

  • Große Müdigkeit

  • Schlechte Körperhaltung (krummer Rücken)

  • Schwache Muskeln im Rücken-, Bauch- und Hüftbereich (Rumpfmuskulatur)

Was ist das Ischiassyndrom?

Beim Ischiassyndrom kommt es zu Schmerzen, die durch Druck auf den Ischiasnerv ausgelöst werden. Der Ischiasnerv ist der größte Nerv im Rücken. Er verläuft von der Lendenwirbelsäule der Hinterseite des Beins entlang. Alle Formen von Kreuzschmerzen können ein Ischiassyndrom auslösen.

Das Ischiassyndrom betrifft gewöhnlich nur eine Körperseite. Es kann zu Kribbeln oder Taubheit in einem Teil des Beins kommen. Ebenso können nagende oder stechende Schmerzen an der Hinterseite des Beins bis ins Knie oder sogar bis in den Fuß ausstrahlen. Wenn der Druck auf den Nerv anhält, kann dies zu einer dauerhaften Schwächung und zu Gefühllosigkeit im Bein führen.

Was geschieht beim Arztbesuch?

Der Arzt befragt Sie zu den Symptomen und zur Krankengeschichte und führt eine körperliche Untersuchung durch.

In manchen Fällen kann der Arzt Untersuchungen anordnen, wie z. B. Röntgenaufnahmen, eine MRT (Magnetresonanztomografie), einen CT(Computertomografie)-Scan oder eine Elektromyographie und Untersuchungen der Nervenleitfähigkeit.

Röntgenaufnahmen oder MRT sind bei Rückenschmerzen nicht immer notwendig.

Wie werden Kreuzschmerzen behandelt?

Die Behandlung beruht auf der Ursache und der Dauer der Rückenschmerzen. In den meisten Fällen verschwinden Kreuzschmerzen mit geeigneten Maßnahmen zu Hause wieder.

  • Bei starken Schmerzen ist möglicherweise Bettruhe während ein bis zwei Tagen angezeigt.

  • Zu lange Bettruhe ist jedoch schlecht, weil dadurch die Rückenmuskulatur geschwächt wird, was zu stärkeren Schmerzen führen kann.

  • Leichte Aktivität ist förderlich – der Arzt kann Ihnen sagen, was Sie unternehmen können und was nicht.

  • Kälte- oder Wärmeanwendungen am betroffenen Bereich – Kälte ist in den ersten 2 Tagen nach einer Verletzung besser, und Wärme sollte erst später angewendet werden.

  • Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder Naproxen können eingenommen werden.

  • Liegen ist möglicherweise bequemer in Seitenlage mit gebeugten Knien.

Es wird so schnell wie möglich zur Aufnahme leichter Übungen zur Kräftigung des Rückens geraten. Je stärker die Muskeln sind, desto stabiler und schmerzfreier ist der Rücken. Auch eine Physiotherapie kann ins Auge gefasst werden. Der Physiotherapeut kann Ihnen Rückenübungen beibringen, die Sie zu Hause selbst ausführen können. Ebenso kann er Ihnen beibringen, wie Sie durch die richtigen Bewegungen beim Heben sicherer arbeiten können.

Wenn der Arzt sicher ist, dass die Schmerzen nicht auf eine Nervenkompression oder Arthrose zurückzuführen sind, kann Folgendes ausprobiert werden:

  • Massage

  • Behandlung durch einen Chiropraktiker

Bei lang anhaltenden Schmerzen kann Folgendes vorgeschlagen werden:

  • Gewichtsabnahme

  • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), eine zu Hause durchführbare Elektrotherapie, die ein sanftes kribbelndes Gefühl erzeugt und täglich mehrmals genutzt werden kann – der Arzt wird Sie an einen Physiotherapeuten überweisen, um Ihnen den Einsatz dieses Geräts beizubringen

  • Injektion eines Kortikosteroids (wie Dexamethason oder Methylprednisolon) zusammen mit einem Betäubungsmittel in den Epiduralraum zwischen der Wirbelsäule und der äußeren Gewebeschicht um das Rückenmark

  • Operation

Es gibt viele verschiedene Arten von Rückenoperationen. Normalerweise wird eine Operation nur dann empfohlen, wenn Anzeichen einer schweren Nervenkompression vorliegen oder die Schmerzen sehr stark sind und durch andere Behandlungen nicht gelindert werden können.

Wie kann Kreuzschmerzen vorgebeugt werden?

  • Machen Sie Dehnübungen und kräftigen Sie Bauch-, Hüft- und Rückenmuskulatur.

  • Halten Sie den Rücken im Stehen und Gehen gerade (ein gekrümmter Rücken ist belastend).

  • Sitzen Sie mit den Füßen am Boden und nicht mit übereinandergeschlagenen Beinen.

  • Stehen oder sitzen Sie nicht über längere Zeit.

  • Heben Sie Gegenstände mit gebeugten Knien und geradem Rücken.

Übungen gegen Kreuzschmerzen

Beckenkippung

In Rückenlage die Füße aufstellen, die Fersen stehen auf dem Boden, das Gewicht ruht auf den Fersen. Das Kreuz gegen den Boden drücken, die Gesäßmuskulatur anspannen (dabei das Gesäß leicht vom Boden abheben) und die Bauchmuskulatur anspannen Diese Position halten und bis 10 zählen. Diese Übung 20-mal wiederholen.

Bauchpresse

In Rückenlage die Füße aufstellen. Die Arme liegen gekreuzt auf der Brust. Die Bauchmuskeln anspannen und die Schultern langsam rund 30 cm vom Boden abheben, wobei der Kopf gerade gehalten wird (das Kinn soll die Brust nicht berühren) Dann die Bauchmuskulatur entspannen und die Schultern langsam wieder senken. Drei Sätze mit je zehn Wiederholungen durchführen.

Dehnung der Gesäßmuskulatur durch Heraufziehen des Knies auf die Brust

Flach auf den Rücken legen. Beide Hände hinter ein Knie legen und das Knie an die Brust ziehen. Halten und bis 10 zählen. Dann das Bein langsam zurückführen und die Übung mit dem anderen Bein wiederholen. Diese Übung 10-mal durchführen.

Grätsch-Streck-Sitz

Mit gestreckten, aber nicht durchgedrückten Knien auf den Boden setzen, die Beine so weit wie möglich grätschen Beide Hände auf dasselbe Knie legen und langsam in Richtung Fußknöchel bewegen. Nur bis zu einer Position gehen, die keine Schmerzen verursacht und für 10 Sekunden bequem gehalten werden kann Langsam in die Sitzposition zurückkehren Mit dem anderen Bein wiederholen Diese Übung 10-mal mit jedem Bein durchführen.