Kehldeckelentzündung

(Supraglottitis)

VonAlan G. Cheng, MD, Stanford University
Überprüft/überarbeitet Feb. 2024
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Kurzinformationen

Die Kehldeckelentzündung (Epiglottitis) ist eine bakterielle Infektion des Kehldeckels und des umgebenden Gewebes.

  • Dabei kann die Luftröhre (Trachea) blockiert werden, was bis zum Ersticken führen kann.

  • Die wichtigsten Symptome sind starke Halsschmerzen, Sabbern und lautes, schweres Atmen.

  • Zur Diagnosestellung sieht sich der Arzt den Kehldeckel mithilfe eines flexiblen Beobachtungstubus an, zumeist in einem OP-Saal.

  • Der Impfstoff Haemophilus influenzae Typ B (HiB) kann einige der bakteriellen Kehldeckelentzündungen verhindern.

  • Die Infektion wird mit Antibiotika beseitigt. Ein eingeführter Atemschlauch verhindert, dass die Luftröhre zuschwillt.

Der Kehldeckel ist eine kleine Klappe aus hartem Gewebe, die beim Schlucken den Zugang zu Kehlkopf (Larynx) und Luftröhre (Trachea) verschließt.

Ohren, Nase und Rachen

Ursachen der Kehldeckelentzündung

Manchmal infiziert sich der Kehldeckel mit Bakterien.

Eine durch Haemophilus influenzae Typ B bedingte Kehldeckelentzündung trat früher bei Kindern sehr häufig auf. Durch Routineimpfungen gegen Haemophilus wurde diese Infektion bei Kindern jedoch fast ausgerottet. Heute treten mehr Fälle von Kehldeckelentzündung bei Erwachsenen auf. Allerdings können Kinder über andere Bakterien eine Kehldeckelentzündung bekommen. Nicht geimpfte Kinder und Erwachsene können immer noch mit Haemophilus influenzae Typ B infiziert werden.

Der geschwollene Kehldeckel kann die Luftzufuhr behindern und zu Atmungsproblemen bis hin zum Ersticken führen. Weil Kinder eine engere Luftröhre haben als Erwachsene, ist eine Kehldeckelentzündung für sie gefährlicher, sie kann aber auch bei Erwachsenen tödlich sein.

Oft geht die Kehldeckelentzündung mit einer Bakteriämie einher, bei der Bakterien im Blut zirkulieren. Die Infektion kann sich dadurch auf die Lungen, Gelenke, Hirnhäute, den Herzbeutel und das Unterhautgewebe ausbreiten.

Symptome der Kehldeckelentzündung

Bei Kindern treten die Symptome einer Kehldeckelentzündung plötzlich auf. Die lebensgefährliche Verengung des Kehlkopfs kann innerhalb von wenigen Stunden nach Einsetzen der Symptome auftreten. Hierzu zählen folgende Symptome:

  • Starke Halsschmerzen

  • Schwierigkeiten beim Schlucken

  • Schmerzen beim Schlucken

  • Fieber

  • Sabbern

  • Gedämpfte Stimme

Da die Infektion innerhalb des Kehldeckels sitzt, erscheint die hintere Rachenwand oft nicht infiziert. Wenn die Schwellung des Kehldeckels die Luftröhre verengt, macht das Kind zuerst ein quietschendes Geräusch beim Einatmen (Stridor) und bekommt zunehmend Atembeschwerden. Dieser Zustand schreitet rasch weiter fort.

Die Symptome einer Kehldeckelentzündung bei Erwachsenen entsprechen weitgehend denen von Kindern: Halsschmerzen, Fieber, Schluckbeschwerden, starker Speichelfluss, wobei sich die Symptome meist über mehr als 24 Stunden entwickeln. Da die Luftröhre von Erwachsenen größer ist, ist eine Blockierung der Luftröhre seltener und tritt weniger plötzlich auf. Es kann trotzdem zu einer Blockierung der Luftröhre kommen. Bei verzögerter Diagnose und Behandlung kann der Betroffene versterben.

Bei Kindern und Erwachsenen ist eine Entzündung des Rachens häufig nicht sichtbar. Deshalb vermutet der Arzt eine Kehldeckelentzündung immer dann, wenn schwere Halsschmerzen vorliegen, während der Rachen normal aussieht.

Diagnose einer Kehldeckelentzündung

  • Direkte Untersuchung (normalerweise im Operationssaal)

  • Manchmal Röntgenaufnahmen

Eine Kehldeckelentzündung wird bei Patienten mit einer schweren Halsentzündung und Stridor oder anderen Symptomen einer Kehldeckelentzündung vermutet, wenn ihr Rachen unauffällig ist. Wenn der Arzt eine Kehldeckelentzündung vermutet, wird der Patient ins Krankenhaus eingewiesen.

Zur Diagnosestellung einer Kehldeckelentzündung sieht sich der Arzt den Kehldeckel mithilfe eines flexiblen Beobachtungstubus an, zumeist in einem OP-Saal.

Bei leichten Symptomen und einer weniger wahrscheinlichen Kehldeckelentzündung können Röntgenaufnahmen gemacht werden.

Blut- oder Gewebeproben rund um den Kehldeckel können kultiviert werden (an ein Labor geschickt werden, um die Bakterien zu züchten), damit die Bakterien identifiziert werden können, die die Infektion verursachen.

Vorbeugung und Behandlung der Kehldeckelentzündung

  • Beatmungsschlauch

  • Antibiotika

Eine Kehldeckelentzündung, die von Haemophilus influenzae Typ B verursacht wurde, kann mit dem Impfstoff Haemophilus influenzae Typ B (Hib) wirksam verhindert werden.

Bei der Behandlung einer Kehldeckelentzündung stellt der Arzt sicher, dass die Atemwege des Patienten offen sind. Die Kinder werden in den Operationssaal gebracht. Dort wird ein Atemschlauch aus Kunststoff durch den Mund in die Luftröhre eingeführt (orotracheale Intubation). Der Schlauch verhindert, dass die Luftröhre zuschwillt. Bei Erwachsenen, die Atembeschwerden haben, wird ebenfalls ein solcher Schlauch gelegt, besonders wenn die Atemwege stark blockiert sind. Allerdings brauchen Erwachsene, die keine Schwierigkeiten beim Atmen haben, unter Umständen keinen Atemschlauch und werden dafür auf einer Intensivstation sorgfältig überwacht. Der Beatmungsschlauch wird in der Regel höchstens für 60 Stunden benötigt.

Falls kein Atemschlauch eingeführt werden kann, kann ein temporärer Luftröhrenschnitt durchgeführt werden, durch den der Betroffene durch ein Loch in der Luftröhre atmen kann.

Alle Erwachsenen und Kinder mit Kehldeckelentzündung erhalten Antibiotika (z. B. Ceftriaxon). Antibiotika können je nach den Befunden der Bakterienkultur gewechselt werden.

Tracheotomie
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Eine Tracheotomie ist eine Öffnung, die mittels einer Operation in der Luftröhre (Trachea) angelegt wird. Ein Schlauch für die Atmung und die Entfernung von Sekreten aus der Lunge wird in die Öffnung eingeführt.
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