Barotrauma des Ohrs

(Barotitis media; Aerotitis media)

VonTaha A. Jan, MD, Vanderbilt University Medical Center
Überprüft/überarbeitet Jan. 2024
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Bei einem Barotrauma handelt es sich um eine Verletzung aufgrund eines erhöhten Umgebungsdrucks, wie z. B. bei Flugreisen oder beim Gerätetauchen. Ein Barotrauma kann Ohrenschmerzen oder eine Schädigung des Trommelfells bewirken.

Das Trommelfell (Membrana tympanica) trennt den Gehörgang vom Mittelohr. Wenn sich der Luftdruck im Gehörgang durch den Außendruck und der Luftdruck im Mittelohr rasch verändern oder ungleich sind, kann das Trommelfell beschädigt werden. In der Regel hilft die Eustachi-Röhre, die das Mittelohr mit dem hinteren Teil der Nase verbindet, dabei, den Druck auf beiden Seiten des Trommelfells im Gleichgewicht zu halten, indem Luft von außen in das Mittelohr gelangt. Wenn sich der Umgebungsdruck z. B. beim Steig- oder Sinkflug oder bei tiefen Tauchgängen plötzlich verändert, muss die Luft erst durch die eustachische Röhre dringen, um den Druck im Mittelohr anzugleichen. (Siehe auch Barotrauma.)

Ist die Eustachi-Röhre jedoch aufgrund einer Vernarbung, eines Tumors, einer Infektion, einer Erkältung oder Allergie teilweise oder vollständig verstopft, ist die Luftzufuhr zum Mittelohr unterbrochen. Dann kann der Druckunterschied Schmerzen, häufig Schwerhörigkeit und Blutergüsse im Trommelfell hervorrufen oder zu einem Riss (Ruptur) oder einer Blutung des Trommelfells führen. Bei einem sehr starken Druckunterschied kann das ovale Fenster (der Zugang vom Mittelohr zum Innenohr) ebenfalls reißen und es kann Flüssigkeit aus dem Innenohr ins Mittelohr übertreten. Diese Art von Ruptur wird als Perilymphfistel bezeichnet. Hörverlust oder Vertigo, die während des Tauchens im Meer auftreten, vor allem bei Vorliegen von Vertigo, weisen auf einen solchen Riss hin.

Die eustachische Röhre: Erhaltung gleicher Luftdruckverhältnisse

Die eustachische Röhre hilft, den Druck auf beiden Seiten des Trommelfells im Gleichgewicht zu halten, indem Luft von außen in das Mittelohr gelangt. Ist die eustachische Röhre verstopft, kann die Luft nicht ins Mittelohr vordringen, und der Druck fällt ab. Ist der Luftdruck im Mittelohr geringer als im Gehörgang, wölbt sich das Trommelfell nach innen. Das kann Schmerzen verursachen, zu einem Bluterguss im Trommelfell führen oder es platzen lassen.

Behandlung eines Barotraumas des Ohrs

  • Maßnahmen zur Druckentlastung

Plötzliche Luftdruckveränderungen rufen oft Schmerzen oder das Gefühl hervor, die Ohren seien verstopft. Häufig kann der Druck im Mittelohr angeglichen werden und das Unbehagen verschwindet nach ein paar Maßnahmen. Wenn der Druck der Außenluft abfällt, wie z. B. beim Steigflug, sollte man möglichst bei offenem Mund atmen, gähnen, Kaugummi kauen oder schlucken. Hierdurch öffnet sich die eustachische Röhre, und es kann Luft aus dem Mittelohr entweichen. Wenn der Druck der Außenluft steigt, wie z. B. beim Sinkflug oder tieferem Tauchen, kann man die Nase zuhalten, den Mund schließen und Luft vorsichtig durch die Nase herauspressen. Mit diesem Manöver wird Luft durch die blockierte eustachische Röhre gepresst.

Gelegentlich kann eine Myringotomie bei Schwerhörigkeit und starken Schmerzen helfen. Dabei wird das Trommelfell durchstochen, damit Flüssigkeit aus dem Mittelohr abfließen kann (siehe Myringotomie).

Bei Patienten mit einer Perilymphfistel kann eine Operation erforderlich sein, um die Fistel zu schließen und das Austreten von Flüssigkeit zu stoppen.

Vorbeugung eines Barotraumas des Ohrs

Bei Erkältungen und Allergien kann ein Flug oder Tauchgang unangenehm werden. Auf solche Aktivitäten sollte man bis zum Abklingen der Erkältung oder der allergischen Symptome verzichten. Wenn sich diese Aktivitäten jedoch nicht umgehen lassen, helfen abschwellende Nasentropfen oder -sprays wie Phenylephrin oder Oxymetazolin bei Anwendung 30 bis 60 Minuten vor dem Start oder Sinkflug die eustachische Röhre offen zu halten, damit ein Druckausgleich im Trommelfell möglich ist.