Spinnenbisse

VonRobert A. Barish, MD, MBA, University of Illinois at Chicago;
Thomas Arnold, MD, Department of Emergency Medicine, LSU Health Sciences Center Shreveport
Überprüft/überarbeitet Jan. 2022
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Fast alle der 40.000 Spinnenarten sind giftig. Die Beißwerkzeuge der meisten Arten sind jedoch zu kurz, um die menschliche Haut zu durchdringen. Ernsthafte systemische Reaktionen treten am häufigsten nach Bissen von den folgenden Arten auf:

  • Braune Einsiedlerspinnen, (Loxosceles-Spezies)

  • Widow spiders: Black widow (Latrodectus species), brown widow (L. geometricus)

Braune Einsiedlerspinnen findet man vor allem im Mittleren Westen und in den südlichen Staaten der USA. Ausgenommen sind die Küstenregionen und die Staaten an der kanadischen Grenze, wo sie – durch Kleidung oder Gepäck verbracht –gelegentlich aber auch vorkommen können. Echte Witwen gibt es überall in den USA. Die Braune Witwe hat sich vor Kurzem von Florida aus in allen Golfküstenstaaten verbreitet. Andere giftige Spezies wie Vogelspinnen (z. B. Pamphobeteus, Cupiennius, Phoneutria) und sog. Bananenspinnen (Cupiennius) sowie Kammspinnen (Phoneutria) waren in den USA ursprünglich nicht heimisch, wurden aber mit Waren oder anderen Materialien dorthin importiert oder werden als eine neue Art von Haustieren gehalten. Spinnenbisse verursachen in den USA < 3 Todesfälle pro Jahr, in der Regel bei Kindern.

Nur wenige Spinnengifte wurden detailliert untersucht. Von größter Bedeutung sind diejenigen mit

  • Nekrotisierende Giftbestandteile (bei Braun- und einigen Hausspinnen)

  • Neurotoxische Giftkomponenten (bei Witwenspinnen)

Sphingomyelinase-D ist die Proteinkomponente, die für die meisten Fälle von Gewebezerstörung und Hämolyse durch Braunspinnengift verantwortlich zu sein scheint. Die stärkste toxische Komponente des Giftes der Echten Witwen ist ein Eiweiß, Alpha-Latrotoxin, das die neuromuskuläre Übertragung beeinträchtigt.

Symptome und Anzeichen von Spinnenbissen

Webspinnen: Der Biss durch Loxosceles-Arten ist der in den USA häufigste Spinnenbiss. Der Biss selbst kann zunächst schmerzlos sein. Doch entwickelt sich bei allen diesen Spinnenbissen innerhalb von 30–60 min ein starker Schmerz, der die ganze Gliedmaße einschließt. Im Bereich der Bissstelle bildet sich ein Erythem; es kommt zu Ekchymosen und starkem Juckreiz. In manchen Fällen tritt sogar ein generalisierter Juckreiz auf, der den ganzen Körper befällt. Im Zentrum der Bissstelle bildet sich eine kleine Blase, die oft von einem unregelmäßigen ekchymotischen Bereich umgeben ist, was wie das Zentrum einer Zielscheibe aussehen kann. Die Hautläsion kann wie ein Pyoderma gangraenosum aussehen. Die zentrale Blase größer wird, füllt sich mit Blut, reißt, und hinterlässt ein Geschwür. Ein schwarzer Schorf bildet sich über dem Geschwür und wird schließlich abgestoßen.

Die meisten Bisse hinterlassen nur eine geringe Narbe; es gibt jedoch einige, nach denen es zu großen Gewebedefekten kommt, die sogar die Muskulatur mit betreffen. Der sog. Loxoscelismus, ein durch das Spinnengift induziertes systemisches Syndrom, wird meist erst 24–72 Stunden nach dem Biss beobachtet und ist eher ungewöhnlich. Er tritt häufiger bei Kindern und Jugendlichen auf. Die systemischen Effekte sind dann Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Erbrechen sowie Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, ein generalisierter Hautausschlag, Krampfanfälle, Blutdruckabfall, Verbrauchskoagulopathie, Thrombozytopenie, Hämolyse und Nierenversagen. Das Auftreten dieser Symptomatik kann zum Tode führen.

Bisse von Echten Witwen: Der Biss durch Latrodectus-Arten verursacht gewöhnlich einen scharfen, stechenden Schmerz, der von einem dumpfen, manchmal mit einem Taubheitsgefühl verbundenen Schmerz in der betroffenen Extremität gefolgt wird. Der Schmerz wird oft als dumpf und brennend beschrieben und erscheint im Vergleich zum Lokalbefund ungewöhnlich stark. Innerhalb einer Stunde nach der Giftbeibringung schwillt der lokale Schmerz an, es kommt zu einem diffusen Erythem und einem Aufrichten der Körperhaare um die Bissstelle herum. Manchmal entwickeln sich lokal entfernte und/oder systemische Symptome.

Vergiftungen durch Echte Witwen können als leicht, mittel oder schwer eingestuft werden.

  • Leicht: Die Schmerzen beschränken sich auf die Bissstelle, bei normalen Vitalfunktionen

  • Moderat: Diaphorese und Piloerektion im Bereich des Bisses, krampfartige Schmerzen in den großen Muskelgruppen des Rumpfes, normale Vitalfunktionen

  • Schwer (auch Latrodectismus genannt): Diaphorese an einem entfernten Ort, starke generalisierte Krämpfe, Schmerzen in den großen Muskelgruppen des Rumpfes, Hypertonie und Tachykardie, oft Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

Latrodectismus, ein systemisches Syndrom, verursacht durch die neurotoxischen Komponenten im Spinnengift von Witwenspinnenbissen, manifestiert sich als Unruhe, Ängstlichkeit, Schwitzen, Erbrechen, Bluthochdruck, Speichelfluss, Schwäche, diffuser Hautausschlag, Juckreiz, Ptosis, Augenlid- und Extremitätenödem, Atemnot, erhöhte Hauttemperatur über der betroffenen Region und krampfartige Schmerzen mit einer Rigidität der Bauchmuskulatur, der Schultern, der Brust und des Rückens. Die abdominellen Beschwerden können so stark sein, dass der Verdacht auf ein akutes Abdomen, Tollwut oder Tetanus entsteht. Die Symptomatik bildet sich über 1–3 Tage wieder zurück. Als Residuen können Muskelspasmen, Parästhesien, Unruhe und Schwäche über mehrere Wochen bis Monate fortbestehen.

Taranteln Der Biss der Tarantel kommt extrem selten vor und ist nicht toxisch. Bisse sind extrem selten und ungiftig bei nord- und südamerikanischen Vogelspinnen. Fühlt sich die Spinne jedoch angegriffen, so wirft sie die nadelförmigen Haare ab. Diese Haare verhalten sich dann wie Fremdkörper in der Haut und in den Augen und können eine Mastzelldegranulation mit einer anaphylaktoiden Reaktion auslösen, die sich bei sensibilisierten Menschen mit Urtikaria, Angioödem, Bronchospasmus und Blutdruckabfall manifestieren kann. Dies passiert besonders bei Liebhabern dieser Spinnen, die mit diesen Tieren täglich umgehen. Wolfsspinnen und Vogelspinnen, die außerhalb des amerikanischen Kontinents beheimatet sind, werden gelegentlich als Haustiere gehalten. Sie sind aggressiver als die amerikansichen Vogelspinnen, haben keine nadelähnlichen Haare und können giftig sein.

Diagnose von Spinnenbissen

  • Klinische Abklärung

  • Sorgfältiger Ausschluss anderer Diagnosen

Häufig werden andere Insektenbisse von den Betroffenen für Spinnenbisse gehalten. Der Verdacht auf einen Spinnenbiss liegt typischerweise dann vor, wenn die Anamnese und die lokale Läsion auf einen solchen hinweisen. Allerdings kann die Diagnose selten gesichert werden, da es hierfür notwendig wäre, den Biss zu beobachten, die Spinne zu fangen, zu identifizieren und alle anderen Ursachen auszuschließen.

In nichtendemischen Gegenden sollte der Biss einer Webspinne nicht ohne Identifizierung der Spinne diagnostiziert werden. Viele Patienten scheriben fälschlicherweise Infektionen mit Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) den Bissen der Braunspinne zu. Solche Infektionen sollten ausgeschlossen werden, wie auch andere Befunde, die Spinnenbisse imitieren (siehe Tabelle Störungen, die mit Spinnenbisse verwechselt werden können). Schwere Fälle von Latrodectismus können ein akutes Abdomen, eine Tollwut oder einen Tetanus vortäuschen.

Spinnen können durch den Ort, an dem sie leben, und durch ihre typische Zeichnung identifiziert werden. Echte Witwen halten sich vorwiegend im Freien auf. Dort sind sie unter Steinhaufen, Holzstapeln, Heuhaufen und in Toilettenhäuschen versteckt. Die uhrglasförmige Zeichnung am Bauch ist rot bis orange. Die Echten Webspinnen dagegen halten sich vorwiegend in Häusern auf. Auch dort halten sie sich z. B. in Kleidung, hinter Möbeln oder unter Fußbodenleisten versteckt. Sie fallen durch die markante Zeichnung in Form einer Geige auf dem Cephalothorax auf. Diese Kennzeichnung kann selbst bei einer intakten Spinne schwierig sein.

Tabelle
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Behandlung von Spinnenbissen

  • Routinemäßige Wundversorgung

  • Verzögerte Exzision bei nekrotischne Webspinnenbissen

  • Parenterale Opioiden, Benzodiazepine und Antiserum für schwere und manchmal moderate Bisse von Echten Witwen.

Eine Behandlung, die für alle Spinnenbisse gilt, besteht in der Wundreinigung, dem Aufbringen von Eiswürfeln, um den Schmerz zu reduzieren, dem Hochlagern der betroffenen Extremität, einer Tetanusprophylaxe (siehe Tabelle Tetanusprophylaxe bei Routinewundbehandlung), oder Wiederauffrischung und einer klinischen Überwachung. Meistens sprechen die lokalen Hautsymptome auf diese Maßnahmen ausreichend an.

Bei Webspinnenbissen ist die Beschränkung der Intervention auf eine standardmäßige Wundversorgung und Maßnahmen, die das Infektionsrisiko minimieren in der Regel am besten:

  • Lokal wirksame Antibiotikasalben (z. B. Polymyxin-Bacitracin-Neomycin) können zur Anwendung kommen. Wunden mit Geschwürbildung sollten täglich gereinigt und débridiert werden.

  • Urtikarielle Hautveränderungen können mit Antihistaminika, topischen Kortikosteroiden oder beidem behandelt werden.

  • Nekrotische Hautläsionen, die nach dem Biss von Braunspinnen gesehen werden, müssen gereinigt und bandagiert werden. Eine chirurgische Entfernung der Hautnekrosen sollte erst dann durchgeführt werden, wenn diese eindeutig demarkiert sind. Bis zur endgültigen Demarkierung kann es Wochen dauern.

Kein Eingriff konnte das Ergebnis bei Webspinnenbissen verbessern. Häufig angepriesene oder schlecht untersuchte Behandlungsmöglichkeiten sind umstritten oder potenziell schädlich. Dapson (z. B. 100 mg p.o. 1-mal täglich bis die Entzündung abklingt) wird oft bei Geschwüre > 2 cm erwogen, aber der Nutzen ist unbewiesen und es kann sich eine dosisabhängige Hämolyse, Agranulozytose, aplastische Anämie und Methämoglobinämie entwickeln. Tetracycline wurden empfohlen, um die Dermonecrose durch die Webspinnenvergiftung zu verhindern, ihre Wirksamkeit konnte jedoch nicht bestätigt werden. Kortikosteroide, Colchicin, Nitroglyzerin, Elektroschocktherapie und chirurgische Exzision sind nutzlos.

Bei Witwenspinnenbissen ist ärztliche Hilfe notwendig, wenn die Symptome mittelschwer oder schwer sind; die Erstbehandlung besteht aus parenteralen Opioiden und Benzodiazepinen. Die Muskelschmerzen und Muskelkrämpfe, die im Gefolge dieser Bisse auftreten können, sprechen nur unzulänglich auf Muskelrelaxanzien und Kaliziumsalze an.

Symptomatische Vergiftungserscheinungen werden zunächst unterstützend behandelt. Aus Pferden gewonnenes Antevenin steht zur Verfügung, ein neues F(ab)2Antivenin wird derzeit untersucht. Viele Experten empfehlen die Konsultation mit einem Toxikologen, bevor sie Gegengifte verabreichen. Da der Tod durch die Witwenspinnenvenomierung selten ist und das Antivirus knapp ist, war die Antivirusbehandlung bisher nur Patienten im hohen Lebensalter und solchen mit komorbiden Erkrankungen vorbehalten. Weil Symptome über Wochen oder Monate andauern können, werden Antiseren heutzutage breiter angewendet, z. B. wenn die Vergiftung schwer oder mittelschwer ist. Das Antiserum wirkt am effektivsten, wenn es früh eingesetzt wird, es kann aber auch noch bis zu 36 h nach dem Biss eine Wirkung entfalten. Klinisches Ansprechen ist in der Regel sehr deutlich. Die Dosis des equinen Antivenoms für Kinder und Erwachsene beträgt 1 Ampulle (6000 Einheiten) i.v. in 50 ml normaler Kochsalzlösung, normalerweise über 15 Minuten. Obwohl der Hersteller vor der Verabreichung des Gegenmittels einen Hauttest empfiehlt, sagt der Test nicht immer Nebenwirkungen wie eine akute Anaphylaxie voraus und wird nicht mehr empfohlen.

Alle Wolfsspinnen/Vogelspinnenbisse werden unterstützend behandelt.

Wichtige Punkte

  • Webspinnenarten, z. B. Loxosceles Spezies (Braune Einsiederspinne) sind im Mittleren Westen und Süden der USA verbreitet, aber nicht in den Küstenregionen oder in Kanada.

  • Echte Witwen (z. B. die Schwarze Witwe, Latrodectus Spezies) sind in den USA heimisch.

  • Webspinnenbisse können zu Schmerzen (manchmal 30–60 min verzögert), Rötung, Ekchymose und Blasenbildung führen, manchmal mit einer Ulzeration des umliegenden Gewebes.

  • Bisse von Echten Witwen verursachen unmittelbare Schmerzen und manchmal regionale oder generalisierte Manifestationen wie Muskelkrämpfe, Schwitzen, Bluthochdruck und Herzrasen, sowie Schwäche.

  • Häufig werden andere Insektenbisse von den Betroffenen für Spinnenbisse gehalten.

  • Bei Webspinnenbissen wird die Wunde versorgt, lokale Symptome behandelt und ggf. später eine Exzision durchgeführt.

  • Bei Bissen von Echten Witwen wird die Wunde versorgt, neben lokalen symptomatischen Maßnahmen und manchmal unter Anwendung parenteraler Opioide, Benzodiazepinen und Antiseren.