Messie-Syndrom

VonKatharine Anne Phillips, MD, Weill Cornell Medical College;
Dan J. Stein, MD, PhD, University of Cape Town
Überprüft/überarbeitet Juli 2023
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Kurzinformationen

Personen mit Messie-Syndrom fällt es dauerhaft so schwer, sich von Dingen zu trennen oder sie zu entsorgen, dass sich die Gegenstände ansammeln und den Wohnraum so sehr zustellen, dass er nicht mehr nutzbar ist.

  • Anders als Sammler häufen Betroffene die Dinge in ungeordneter Weise an und es fällt ihnen schwer, sich von Gegenständen von geringem Wert zu trennen.

  • Ärzte stellen diese Diagnose, wenn die Patienten zu viele Gegenstände ansammeln, sich nicht davon trennen können und über dieses Horten verzweifeln oder ihre Arbeits- oder Lebensweise dadurch beeinträchtigt ist.

  • Eine kognitive Verhaltenstherapie und bestimmte Medikamente können hilfreich sein.

Die Symptome des Hortens beginnen oft im Jugendalter. Die Störung kann anfangs leicht sein, sich aber mit zunehmendem Alter verschlimmern und, wenn die Betroffenen Mitte Dreißig sind, erhebliche Probleme verursachen. Es wird vermutet, dass 2 bis 6 Prozent der Bevölkerung von dieser Störung betroffen sind. Sie ist bei Frauen und Männern gleichermaßen verbreitet.

Symptome eines Messie-Syndroms

Personen mit Messie-Syndrom haben einen starken Drang, Gegenstände anzuhäufen und aufzubewahren, und es quält sie, wenn sie sich von diesen Gegenständen trennen müssen oder auch nur darüber nachdenken. Sie haben nicht genug Platz, all die Gegenstände unterzubringen, die sie ansammeln. Der Wohnraum wird so zugestellt und vollgestopft, dass er nicht mehr nutzbar ist, außer, um gehortete Gegenstände zu lagern. So können beispielsweise Zeitungen in der Spüle gestapelt werden und die Arbeitsflächen, den Herd und den Boden der Küche belegen, so dass in der Küche keine Mahlzeiten mehr zubereitet werden können.

Die Funktionsfähigkeit der Betroffenen zu Hause und gelegentlich bei der Arbeit oder in der Schule ist häufig vom Messie-Syndrom beeinträchtigt. Zum Beispiel lassen Menschen mit Messie-Syndrom möglicherweise keine anderen Personen, auch nicht Familienmitglieder, Freunde und Handwerker ins Haus, weil ihnen die Unordnung peinlich ist. Die Unordnung stellt möglicherweise ein Brand- oder Sicherheitsrisiko dar, oder es kann zu Ungezieferbefall kommen. Einige Betroffene sind sich dessen bewusst, dass das Horten ein Problem ist, viele andere jedoch nicht.

Bei der Tierhortung halten betroffene Personen mehr Haustiere, als sie vom Platz her unterbringen, füttern oder tiermedizinisch versorgen lassen können. Sie lassen die Tiere in unhygienischen Bedingungen hausen. Es sind oft zu viele Tiere, und sie nehmen an Gewicht ab und/oder werden krank. Vielen Betroffenen ist jedoch nicht klar, dass sie die Tiere nicht angemessen versorgen. Tierhorter hängen sehr an ihren Haustieren und wollen sie nicht weggeben.

Ohne Behandlung dauern die Symptome normalerweise ein Leben lang unverändert oder mit geringen Veränderungen an.

Diagnose des Messie-Syndroms

  • Ärztliche Beurteilung auf der Basis spezifischer psychiatrischer Diagnosekriterien

Ärzte unterscheiden das Messie-Syndrom von einer vorübergehenden Ansammlung von Gegenständen und Gerümpel (zum Beispiel bei Erbschaft einer Immobilie), weil beim Syndrom das Horten zur Gewohnheit wird. Es unterscheidet sich vom Sammeln von Gegenständen (wie Büchern oder Figuren), da das Horten, anders als das Sammeln, unorganisiert abläuft und die Möglichkeit der Betroffenen, die vollgestopften Räume zu nutzen, beeinträchtigt.

Ärzte diagnostizieren das Messie-Syndrom, wenn

  • Menschen dauerhaft Schwierigkeiten haben, auszumisten oder an Gegenständen festhalten, unabhängig von deren tatsächlichen Wert.

  • Die Betroffenen bewahren Gegenstände hauptsächlich deswegen auf, weil sie sich dazu getrieben fühlen, unabhängig vom Wert des Gegenstands.

  • Die angesammelten Gegenstände versperren und verstopfen die Wohnräume (nicht die Keller oder Speicher), sodass diese nicht mehr richtig für ihren eigentlichen Zweck genutzt werden können.

  • Die Betroffenen leiden sehr, wenn sie daran denken, dass sie ihre eigenen Gegenstände wegwerfen sollen und/oder fühlen sich wegen ihres Hortens in ihrer Funktionsfähigkeit eingeschränkt (z. B. in der Arbeit, in der Familie oder mit Freunden).

Behandlung des Messie-Syndroms

  • Kognitive Verhaltenstherapie

  • Bestimmte Antidepressiva

Eine kognitive Verhaltenstherapie, die sich speziell auf die Messie-Störung konzentriert, wird in der Regel als erste Behandlung versucht. Ärzte können zum Beispiel versuchen, den Patienten dabei zu helfen, auszumisten, keine neuen Gegenstände zu erwerben (wenn zu viel Einkaufen das Problem ist) und sie dabei unterstützen, bessere Entscheidungen zu treffen.

Da viele Betroffene nicht gewillt sind, mit dem Horten aufzuhören, müssen Ärzte möglicherweise Motivationstechniken anwenden, um die Personen zur Teilnahme an der Behandlung zu animieren.

Die Behandlung mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI, eine Art Antidepressivum) kann einigen Patienten helfen, aber insgesamt sind SSRIs bei Patienten mit anderen psychiatrischen Erkrankungen (z. B. Angststörungen) wirksamer.