Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung

VonMark Zimmerman, MD, South County Psychiatry
Überprüft/überarbeitet Sept. 2023
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Kurzinformationen

Die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Gesundheitsstörung, die gekennzeichnet ist durch Vermeidung von gesellschaftlichen Situationen oder Interaktionen, die mit einem Risiko der Ablehnung, Kritik oder Beleidigung einhergehen.

  • Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung haben Angst vor Zurückweisung, Kritik oder Peinlichkeiten und vermeiden daher Situationen, die zu solchen Reaktionen führen könnten.

  • Ärzte diagnostizieren eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung anhand der spezifischen Symptome, etwa die Vermeidung von Situationen, die zu zwischenmenschlichen Kontakten führen, weil sie Angst vor Zurückweisung und Ablehnung oder dem Gefühl sozialer Inkompetenz, Mangel an Sympathie oder der Unterlegenheit gegenüber anderen haben.

  • Menschen mit dieser Störung können von einer kognitiven Verhaltenstherapie, anderen Psychotherapien und angstlösenden Medikamenten und Antidepressiva profitieren.

Persönlichkeitsstörungen sind psychische Gesundheitsstörungen mit langanhaltenden, tiefgreifenden Mustern des Denkens, der Wahrnehmung, der Reaktion und Bezugnahme, die dazu führen, dass die jeweilige Person stark darunter leidet und/oder ihr Lebensalltag beeinträchtigt ist.

Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung fühlen sich minderwertig. Sie gehen mit diesen Gefühlen so um, dass sie sämtliche Situationen umgehen, in denen sie negativ bewertet werden könnten.

In den USA tritt die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung bei über 2 Prozent der Personen auf. Sie betrifft Frauen etwas häufiger als Männer.

Häufig liegen auch andere Störungen vor. Diese umfassen eine oder mehrere der folgenden:

Menschen, die an einer sozialen Phobie und einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung leiden, haben schwerwiegendere Symptome und sind stärker eingeschränkt als andere, die nur an einer dieser Störungen leiden.

Ursachen für eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung

Gene und Umweltfaktoren können zur Entstehung einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung beitragen. Menschen können beispielsweise eine angeborene Scheu vor sozialen Situationen haben und/oder während der Kindheit eine Ablehnung und Ausgrenzung erfahren haben. Es wurde bereits bei Kindern im Alter von 2 Jahren beobachtet, dass sie soziale Situationen vermeiden.

Symptome einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung

Angst vor Zurückweisung

Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung vermeiden die soziale Interaktion, auch in der Arbeit, weil sie fürchten, dass sie kritisiert oder zurückgewiesen werden, oder dass Menschen sie ablehnen. Sie können beispielsweise das Folgende tun:

  • Sie können eine Beförderung ausschlagen, weil sie Angst vor einer möglichen Kritik durch ihre Mitarbeiter haben.

  • Sie können Besprechungen vermeiden.

  • Sie können es vermeiden, neue Freundschaften zu schließen, wenn sie sich nicht ganz sicher sind, dass man sie akzeptiert.

Menschen mit dieser Störung gehen solange davon aus, dass andere sie kritisieren und ablehnen werden, bis unmissverständlich das Gegenteil davon bewiesen ist. Daher benötigen Menschen mit dieser Störung wiederholt Unterstützung und kritikfreie Akzeptanz, wenn sie einer Gruppe beitreten oder eine enge Beziehung eingehen sollen.

Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung reden nur ungern über sich selbst, damit sie nicht verspottet oder beleidigt werden können.

Menschen mit dieser Störung gehen aus den gleichen Gründen nur ungern Risiken ein oder nehmen an neuen Aktivitäten teil. In solchen Fällen übertreiben sie oft die Gefahren und nehmen geringste Symptome oder andere Probleme zum Anlass, um ihr Wegbleiben zu erklären. Sie können einen begrenzten Lebensstil bevorzugen, weil sie sicherheits- und schutzbedürftig sind.

Extreme Empfindlichkeit gegenüber Kritik

Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung sind gegenüber jeder Kritik, Ablehnung oder Spott sehr empfindlich, weil sie ständig darüber nachdenken, ob sie von anderen kritisiert oder abgelehnt werden. Sie achten penibel auf jedes Anzeichen einer negativen Reaktion ihnen gegenüber. Ihr angespanntes Auftreten kann dann zu Spott oder Sticheleien führen und somit ihre Selbstzweifel scheinbar bestätigen.

Sonstige Symptome

Ein geringes Selbstwertgefühl und das Gefühl der Unzulänglichkeit dieser Menschen in sozialen Situationen, besonders in neuen. Sie halten in ihrem Austausch mit neuen Menschen an sich, weil sie sich selbst für sozial ungeschickt, unsympathisch und den anderen unterlegen halten. Sie sind typischerweise ruhig und schüchtern, weil sie glauben, sie könnten etwas Falsches sagen.

Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung sehnen sich nach sozialem Austausch, haben aber Angst ihr Wohlergehen in die Hände anderer zu geben. Weil Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeit ihren Umgang mit anderen Menschen einschränken, leben sie relativ isoliert. Also fehlt ihnen das soziale Netzwerk, das ihnen helfen könnte, wenn sie es brauchen.

Diagnose einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung

  • Ärztliche Beurteilung auf der Basis standardisierter psychiatrischer Diagnosekriterien

Ärzte diagnostizieren Persönlichkeitsstörungen in der Regel anhand der Kriterien im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5. Auflage, Text Revision (DSM-5-TR), dem Standardnachschlagewerk für psychiatrische Diagnosen der American Psychiatric Association.

Damit Ärzte die Diagnose einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung stellen können, müssen die Betroffenen beharrlich soziale Kontakte vermeiden, sich minderwertig fühlen und gegenüber Kritik und Ablehnung überempfindlich sein, was sich in mindestens 4 der folgenden Handlungen ausdrückt:

  • Sie vermeiden arbeitsbezogene Aktivitäten, die mit zwischenmenschlichem Kontakt einhergehen, weil sie fürchten, kritisiert oder abgelehnt zu werden oder dass die anderen sie missbilligen.

  • Sie lassen sich nur ungern auf andere ein, wenn sie nicht absolut sicher sein können, dass diese sie akzeptieren.

  • In engen Beziehungen sind sie reserviert, weil sie fürchten, dass man sich über sie lustig macht oder sie beleidigt.

  • Sie sind in gesellschaftlichen Situationen hauptsächlich damit beschäftigt, festzustellen, ob sie kritisiert oder abgelehnt werden.

  • In neuen gesellschaftlichen Situationen sind sie aufgrund ihres Minderwertigkeitsgefühls gehemmt.

  • Sie sehen sich selbst als gesellschaftlich unfähig, hässlich oder anderen unterlegen an.

  • Sie gehen nur ungern Risiken ein oder nehmen an einer neuen Aktivität teil, weil sie sich vor einer Blamage fürchten.

Außerdem müssen die Symptome bereits früh in der Kindheit begonnen haben.

Behandlung einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung

  • Kognitive Verhaltenstherapie, die sich auf soziale Kompetenzen konzentriert

  • Andere Arten von Psychotherapie

  • Angstlösende Medikamente und Antidepressiva

Die allgemeinen Behandlungsgrundsätze für eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung entsprechen denen aller anderen Persönlichkeitsstörungen.

Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung können sich vor der Behandlung drücken.

Bei Menschen mit sozialen Phobien und ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung können folgende Therapien wirksam sein:

  • Kognitive Verhaltenstherapie, die sich auf soziale Kompetenzen konzentriert und in Gruppen durchgeführt wird

  • Andere Gruppentherapien, wenn die Gruppe aus anderen Menschen mit den gleichen Problemen besteht

Menschen mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung profitieren von individuellen Therapien, die sie unterstützen und ihre Überempfindlichkeit gegenüber anderen berücksichtigen.

Eine psychodynamische Psychotherapie kann hilfreich sein. Diese Form von Psychotherapie fokussiert sich auf die zugrundeliegenden Konflikte.

Antidepressiva, wie etwa selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) und angstlösende Medikamente können helfen, die Angst soweit zu reduzieren, dass die Betroffenen in neuen sozialen Situationen zurechtkommen.