Akute Belastungsreaktion

VonJohn W. Barnhill, MD, New York-Presbyterian Hospital
Überprüft/überarbeitet Aug. 2023
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Die akute Belastungsreaktion ist eine intensive, unangenehme und gestörte Reaktion, die kurz nach einem überwältigenden traumatischen Ereignis beginnt und weniger als einen Monat andauert. Wenn die Symptome länger als einen Monat andauern, werden die Patienten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) diagnostiziert.

(Siehe auch Überblick über posttraumatische und Belastungsstörungen.)

Menschen mit akuter Belastungsstörung entwickeln akute Belastungsreaktionen, die innerhalb eines Monats nach dem Kontakt mit einem traumatischen Ereignis auftreten. Zu diesen Stressreaktionen zählen vermehrte Angstzustände, mentales Wiedererleben des traumatischen Ereignisses, Vermeidung von Erinnerungen an das Trauma, Stimmungstiefs, die Entwicklung von dissoziativen Symptomen (einschließlich Derealisation und Amnesie) und vermehrte Erregbarkeit.

Personen mit dieser Störung weisen möglicherweise dissoziative Symptome auf. Sie fühlen sich beispielsweise emotional betäubt oder selbstentfremdet. Sie können auch das Gefühl haben, nicht in der Wirklichkeit zu leben.

Das Ausmaß der Belastung nach einem traumatischen Ereignis bei Menschen mit akuter Belastungsstörung ist tendenziell größer als bei Menschen mit einer Anpassungsstörung.

Die Zahl derjenigen, die an akuter Belastungsreaktion leiden, ist nicht bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine akute Belastungsreaktion entsteht, ist größer, wenn traumatische Ereignisse besonders schwerwiegend sind oder sich wiederholen.

Diagnose einer akuten Belastungsreaktion

  • Ärztliche Beurteilung auf der Basis standardisierter psychiatrischer Diagnosekriterien

Eine akute Belastungsreaktion wird diagnostiziert, wenn die Betroffenen

  • direkt oder indirekt einem traumatischen Ereignis ausgesetzt waren.

Außerdem müssen sie mindestens 9 der folgenden Symptome für 3 Tage bis zu 1 Monat aufweisen:

  • Wiederkehrende, unkontrollierbare und störende, belastende Erinnerungen an das Ereignis

  • Wiederkehrende, quälende Träume über das Ereignis

  • Das Gefühl, dass sich das traumatische Ereignis wiederholt, zum Beispiel in Form von Flashbacks

  • Intensives körperliches oder seelisches Leid, wenn die Erinnerung an das Ereignis wiederkehrt (z. B. den Ort des Geschehens wieder betreten oder Geräusche hören, die an das Ereignis erinnern)

  • Über einen langen Zeitraum nicht in der Lage sein, positive Emotionen zu empfinden (z. B. Glück, Zufriedenheit oder liebevolle Gefühle)

  • Veränderter Realitätssinn (z. B. Gefühl der Benommenheit oder wie in Zeitlupe)

  • Gedächtnisverlust in Bezug auf einen wichtigen Aspekt des traumatischen Ereignisses

  • Bemühung, quälende Erinnerungen, Gedanken oder Gefühle im Zusammenhang mit dem Ereignis zu vermeiden

  • Bemühung, Erinnerungen von außen im Zusammenhang mit dem Ereignis (Personen, Orte, Gespräche, Aktivitäten, Objekte und Situationen) zu vermeiden

  • Schlafstörungen

  • Reizbarkeit oder Wutausbrüche

  • Übertriebene Wachsamkeit in Bezug auf mögliche Gefahren (Hypervigilanz)

  • Konzentrationsschwierigkeiten

  • Übertriebene Reaktion auf laute Geräusche, plötzliche Bewegungen oder andere Reize (Schreckreaktion)

Zudem müssen die Symptome starke Belastung verursachen oder die Funktionsfähigkeit erheblich beeinträchtigen.

Ärzte prüfen außerdem, ob die Ursache der Symptome auch die Anwendung eines Medikaments oder eine andere Erkrankung sein könnte.

Behandlung einer akuten Belastungsreaktion

  • Selbstversorgung

  • Psychotherapie

  • Manchmal Medikamente

Die akute Belastungsreaktion endet bei vielen Menschen, sobald sie aus der traumatischen Situation befreit sind, sie ausreichend Unterstützung in Form von Verständnis und Einfühlung in ihr Leid bekommen und sie Gelegenheit erhalten, zu beschreiben, was passiert ist und wie sie reagiert haben. Vielen hilft es, wiederholt über ihre Erfahrungen zu sprechen. Freunde und Angehörige können diese Unterstützung oft leisten. Ansonsten sind Ärzte oder andere psychiatrische Fachkräfte hilfreich.

Manchmal verabreichen Ärzte vorübergehend Medikamente zur Linderung von Angstzuständen oder zum Schlafen. Aber andere Medikamente (wie Antidepressiva) werden in der Regel nicht verabreicht, es sei denn, sie werden zur Behandlung einer gleichzeitig auftretenden anderen Erkrankung verschrieben.

Selbstversorgung

Eine Selbstversorgung ist während und nach einer Krise oder einem Trauma entscheidend. Die Selbstversorgung kann in 3 Komponenten unterteilt werden:

  • Persönliche Sicherheit

  • Körperliche Gesundheit und praktische Unterstützung

  • Achtsamkeit

Die persönliche Sicherheit ist grundlegend. Nach einer einzelnen traumatischen Episode können die Betroffenen die Erfahrung besser verarbeiten, wenn sie wissen, dass sie und ihre Angehörigen sicher sind. Es kann jedoch schwierig sein, sich während anhaltender Krisen, wie z. B. häuslicher Gewalt, Krieg oder einer infektiösen Pandemie, ganz zu schützen. Während solcher andauernden Krisen sollten die Betroffenen den Rat von Fachleuten suchen, wie sie und ihre Angehörigen so sicher wie möglich sein können.

Die körperliche Gesundheit kann während und nach traumatischen Erfahrungen bedroht sein. Jeder sollte versuchen, sich gesund zu ernähren und sich ausreichend zu bewegen und zu schlafen. Beruhigende Medikamente und Substanzen (z. B. angstlösende Medikamente) und Rauschmittel (z. B. Alkohol) sollten, wenn überhaupt, sparsam angewendet werden. Praktische Unterstützung umfasst die Unterstützung bei der Unterbringung, in Rechts- und Krankenversicherungsangelegenheiten und anderen Problemen, die bewältigt werden müssen, aber überwältigend sein können.

Die Achtsamkeit bei der Selbstversorgung soll helfen, belastende Gefühle, Langeweile, Wut, Traurigkeit und Isolation, die traumatisierte Menschen normalerweise durchleben, zu verringern. Wenn die Umstände es erlauben, sollten gefährdete Personen ganz normal ihrem Tagesablauf nachgehen, z. B. aufstehen, duschen, anziehen, nach draußen gehen, einen Spaziergang machen und regelmäßig essen.

Es ist nützlich, vertrauten Hobbys und Aktivitäten nachzugehen, die Spaß machen und ablenken: zeichnen, fernsehen oder kochen.

Der Austausch mit Familie und Freunden und der Gemeinde kann entscheidend sein, selbst, wenn es schwierig ist, menschliche Beziehungen während einer Krise zu pflegen.

Dehnübungen und Sport sind von Vorteil, aber selbstberuhigende Techniken wie das Zählen der eigenen Atemzüge, Meditieren oder Selbsthypnose können ebenso hilfreich sein.

Unter Stress können Menschen leicht in Wut geraten, auch gegenüber Menschen, die ihnen nahe stehen. Die Unterstützung von Freunden und Familienmitgliedern können durch ihre Kontaktaufnahme und Ausdruck ihres Mitgefühls und Trostspenden besonders von Nutzen sein. Jemandem eine nette Nachricht hinterlassen, für ihn Kekse backen und ihm ein Lächeln schenken, können die traumatisierte Person nicht nur auf nette Weise überraschen, sondern auch über die Hoffnungslosigkeit und Beschämung hinweghelfen, die oft Teil der Erfahrung der traumatisierten Person sind.

Psychotherapie

Aufklärung kann dem Betroffenen helfen, die Stressreaktion und den natürlichen Verlauf der Symptomverbesserung zu verstehen. Kognitive Verhaltenstherapien können helfen, Betroffenen zu ermöglichen, die traumatischen Erinnerungen in einer sicheren Umgebung zu verarbeiten, maladaptive Gedanken über das Trauma oder die Reaktionen darauf zu korrigieren und das Trauma mit eigenen Worten zu besprechen, sobald der Betroffene dazu in der Lage ist.

Arzneimittel

Es gibt keine Medikamente, besonders hilfreich sind, die Symptome einer akuten Belastungsstörung zu lindern oder zu verhindern, dass sich daraus keine richtige PTBS entwickelt. Es können Medikamente verabreicht werden, um Schlaflosigkeit, Angst und Unruhe zu lindern, aber eine längere Anwendung scheint die Genesung zu beeinträchtigen.