Mit Tuberkulose (TB) verwandte bakterielle Infektionen

(Nichttuberkulöse mykobakterielle Infektionen)

VonEdward A. Nardell, MD, Harvard Medical School
Überprüft/überarbeitet Sept. 2022 | Geändert Nov. 2022
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Kurzinformationen

Es gibt viele Arten von Mykobakterien. Die Art Mycobacterium tuberculosis verursacht Tuberkulose. Die anderen Arten von Mykobakterien, die Krankheiten verursachen, werden hier besprochen. Diese werden als nichttuberkulöse Mykobakterien bezeichnet. Menschen kommen in der Regel mit diesen Bakterien in der Umwelt durch verunreinigtes Wasser oder verunreinigte Erde in Kontakt. Die meisten Erregerkontakte verursachen jedoch keine Infektionen und viele Infektionen verursachen keine Erkrankung.

Wenn nichttuberkulöse Mykobakterien-Infektionen (NTM) auftreten, treten sie in der Regel nur bei folgenden Personen auf:

NTM-Infektionen werden in der Regel durch die Umwelt und nicht durch infizierte Personen übertragen.

Die Hauptsymptome einiger NTM-Infektionen sind Husten, Fieber und Gewichtsverlust.

Am häufigsten sind die Lungen von den Infektionen betroffen. Die meisten Lungeninfektionen werden durch eine als Mycobacterium-avium-Komplex (MAC) bezeichnete Bakteriengruppe verursacht, die sowohl das Mycobacterium avium als auch das Mycobacterium intracellulare umfasst. Auch andere nichttuberkulöse Mykobakterien, die nicht zum MAC gehören, führen mitunter zu Infektionen beim Menschen.

Infektionen mit dem Mycobacterium avium-Komplex (MAC)

MAC-Lungeninfektionen

MAC-Infektionen der Lunge entwickeln sich in der Regel langsam. Zu den ersten Anzeichen gehören Husten und das Ausspucken von Schleim. Viele Patienten fühlen sich müde, verlieren an Gewicht und haben leichtes Fieber.

Die Infektion kann langsam fortschreiten oder lange Zeit stabil bleiben. Wenn sie fortschreitet, spucken die Patienten unter Umständen immer wieder Blut und leiden unter Atembeschwerden.

Eine Laboruntersuchung des Sputums der infizierten Person ist nötig, um eine MAC-Infektion von Tuberkulose zu unterscheiden. Es wird dann eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs erstellt. Diese kann einige Unterschiede zwischen Tuberkulose und einer MAC-Infektion sichtbar machen.

Weil auch bei der Behandlung von MAC-Infektionen Arzneimittelresistenz ein häufiges Problem darstellt, wird vorzugsweise eine Kombination von Antibiotika gegeben, die meist aus drei Wirkstoffen (Clarithromycin oder Azithromycin, Rifampin und Ethambutol) besteht, und häufig bei Patienten mit mittelschwerer Infektion eingesetzt wird. Die Medikamente müssen in der Regel 12 bis 18 Monate lang angewendet werden. Wenn diese Kombination keine Wirkung zeigt, werden andere Kombinationen ausprobiert. Personen mit einer sich verschlechternden Infektion erhalten eine Kombination aus 4 bis 6 anderen Medikamenten.

MAC-Lymphknoteninfektionen

Eine MAC-Infektion der Lymphknoten kann sich bei Kindern typischerweise im Alter zwischen 1 und 5 Jahren entwickeln. Die Infektion wird gewöhnlich durch die Aufnahme von Erde oder Wasser, die mit den Mykobakterien verunreinigt sind, verursacht.

Zur Diagnose der Infektion wird ein betroffener Lymphknoten entfernt und untersucht.

Antibiotika sind in der Regel nicht nötig, um die Infektion zu heilen. Stattdessen können die infizierten Lymphknoten chirurgisch entfernt werden.

Ausgedehnte MAC-Infektionen

Eine MAC-Infektion kann sich bei folgenden Personengruppen im gesamten Körper ausbreiten:

  • Menschen mit fortgeschrittener AIDS-Erkrankung

  • Manchmal bei Personen, die an anderen Erkrankungen leiden oder Medikamente/Drogen einnehmen, die das Immunsystem schwächen

Die Symptome umfassen Fieber, Anämie, Bluterkrankungen, Durchfall und Bauchschmerzen.

Zur Diagnose einer ausgedehnten MAC-Infektion wird meist versucht, Bakterien aus einer Blutprobe oder einer Probe aus Knochenmark- oder Lebergewebe oder aus einem infizierten Lymphknoten in einer Kultur anzuzüchten.

Solche Infektionen werden mit zwei oder drei Antibiotika behandelt, häufig mit Clarithromycin oder Azithromycin plus Ethambutol und manchmal Rifabutin.

Schwerkranke AIDS-Patienten mit einer Anzahl der CD4-positiven Lymphozyten unter 100 müssen Clarithromycin oder Azithromycin einnehmen, um eine ausgedehnte MAC-Infektion zu verhindern. Auch die effektive Behandlung der AIDS-Symptome ist wichtig. Eine solche Behandlung kann die Fähigkeit des Immunsystems zur Bekämpfung der Infektion verbessern.

Weitere Infektionen mit nichttuberkulösen Mykobakterien

Nichttuberkulöse Mykobakterien, die nicht zum MAC gehören, führen mitunter ebenfalls zu Infektionen beim Menschen.

Hautinfektionen

Das Schwimmbadgranulom ist eine Hautinfektion, die durch Mycobacterium marinum verursacht wird. Das Mycobacterium marinum und einige andere Arten von Mykobakterien wachsen in Schwimmbädern und sogar in Heimaquarien. Diese Mykobakterien können Hautinfektionen verursachen, wenn Menschen in kontaminierten und ungechlorten Becken schwimmen, ein kontaminiertes Heimaquarium reinigen oder sich beim Umgang mit kontaminierten Fischen oder Schalentieren die Haut aufschürfen oder schneiden.

Es können sich rötliche Pusteln bilden, die größer werden und einen violetten Farbton annehmen. Sie treten gewöhnlich an den Armen oder Knien auf.

Diese Hautinfektionen können ohne Behandlung wieder abklingen, wenn die Betroffenen ein normales Immunsystem haben. Bei Betroffenen mit einem geschwächten Immunsystem kann sich die Infektion jedoch auf andere Körperstellen ausbreiten.

Unter chronischen Infektionserkrankungen leidende Personen brauchen gewöhnlich eine 3- bis 6-monatige Behandlung mit Minocyclin, Doxycyclin, Clarithromycin oder einem anderen Antibiotikum.

Das Buruli-Geschwür (Buruli-Ulkus) ist eine Hautinfektion, die durch Mycobacterium ulcerans verursacht wird. Diese Infektion (auch als Buruli-Ulkus oder Ulcus tropicum bekannt) ist nach Lepra und Tuberkulose weltweit die dritthäufigste mykobakterielle Erkrankung bei Personen mit einem normalen Immunsystem. Die meisten Infektionen kommen in den tropischen Gebieten West- und Zentralafrikas vor. In Australien kommen die meisten Fälle in einer gemäßigten Zone rund um die Stadt Melbourne vor.

Die Infektion beginnt als Beule unter der Haut, einem großflächigen geschwollenen Bereich oder einer allgemeinen Schwellung von Beinen, Armen oder Gesicht. Der betroffene Bereich schmerzt nicht. Wenn die Infektion fortschreitet, verursacht sie große, offene Wunden an Beinen oder Armen und führt zu einer ausgedehnten Zerstörung der Haut und des darunter liegenden Gewebes.

Infektionen mit Mycobacterium ulcerans werden mit einer Kombination aus Antibiotika behandelt.

Wund- und Fremdkörperinfektionen

Andere Arten von Mykobakterien, wie das Mycobacterium fortuitum und das Mycobacterium abscessus, können in Wassersystemen in Wohn-, Büro- und Gesundheitseinrichtungen überleben. Sie lassen sich mit den gängigen Dekontaminationspraktiken nur schwer beseitigen (z. B. mit Chlor im Wasser).

Das Mycobacterium fortuitum kann Wunden, Tätowierungen und künstliche Körperteile, wie etwa künstliche Herzklappen oder Brustimplantate, befallen.

Das Mycobacterium abscessus löste schwere Infektionen aus, als zur Wurzelkanalreinigung bei Kindern kontaminiertes Wasser eingesetzt wurde.

Antibiotika und die operative Entfernung der infizierten Stellen und/oder Fremdmaterialen heilen die Infektion normalerweise. Bestimmte Mykobakterien können jedoch nur schwer oder gar nicht beseitigt werden, sodass manche Patienten an einen erfahrenen Spezialisten überwiesen werden.