Übersicht über Herztumoren

VonLauren A. Baldassarre, MD, Yale School of Medicine;
Emmanuel Akintoye, MD, MPH, Yale School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Juni 2024
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Als Tumor wird jedes übermäßige Wachstum bezeichnet, ob krebsartig (bösartig, maligne) oder nicht krebsartig (gutartig, benigne). Herztumoren können folgende Eigenschaften aufweisen:

  • Primär (gutartig oder bösartig)

  • Metastasierend (immer bösartig)

Primäre Herztumoren haben ihren Ursprung im Herzen. Primäre Herztumoren sind selten und kommen bei weniger als einem von 5.000 Menschen vor. Die meisten primären Herztumoren sind gutartig.

Metastasierende Herztumoren entwickeln sich in einem anderen Organ und streuen dann ins Herz. Die meisten Herztumoren sind Krebserkrankungen, die Metastasen bilden, und die meisten sind Krebserkrankungen, die sich von der Lunge aus ausbreiten.

Wussten Sie ...

  • Nicht krebsartig (gutartige) Tumoren können ebenso tödlich sein wie bösartige, sobald sie die Herzfunktion behindern.

Sowohl primäre als auch metastasierende Tumoren können in folgenden Bereichen entstehen:

  • Gewebe, die das Innere der Herzkammern auskleidet (Endokard)

  • Herzmuskel (Myokard)

  • Herzklappen

  • Herzbeutel (Perikard)

Tumoren in der Herzinnenhaut und in den Herzklappen können den Blutfluss durch das Herz behindern oder zu Blutgerinnsel führen, die sich ablösen und zu anderen Körperteilen wandern können (Embolie). Tumoren im Herzmuskel können die Herzfunktion beeinträchtigen und zu einer Herzinsuffizienz führen oder das elektrische Reizleitungssystem des Herzens beeinträchtigen und zu Herzrhythmusstörungen führen. Tumoren im Herzbeutel können das Herz zusammendrücken (einengen) und somit das Füllen mit Blut beeinträchtigen. Es kann zu Brustschmerzen und Herzinsuffizienz kommen.

Gutartige primäre Herztumoren

Bei Erwachsenen machen etwa 40 bis 60 Prozent der gutartigen primären Herztumoren Myxome aus. Myxome entwickeln sich gewöhnlich in der linken oberen Herzkammer (Vorhof). Sie können aus Stammzellen entstehen, die sich in der inneren Schicht (Auskleidung) des Herzens einnisten.

Bei Kleinkindern und Kindern ist der häufigste Typ des gutartigen primären Herztumors ein Rhabdomyom. Rhabdomyome, die typischerweise nicht vereinzelt entstehen, wachsen meist innerhalb der Herzwand und entstehen direkt aus den Herzmuskelzellen. Am häufigsten treten Rhabdomyome im Kleinkind- und Kindesalter auf, oft im Zusammenhang mit einer seltenen Krankheit, der tuberösen Sklerose.

Bei Kleinkindern und Kindern sind Fibrome weitere häufige gutartige primäre Herztumore. Fibrome treten charakteristischerweise als einzelne Tumoren auf; sie bilden sich im Herzmuskel aus Zellen des faserigen Bindegewebes.

Es kann zur Bildung weiterer Typen primärer Herztumoren kommen, doch sind alle selten. Manche sind bösartig und manche gutartig.

Tabelle
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Bösartige primäre Herztumoren

Zu den bösartigen primären Herztumoren gehören:

  • Sarkom

  • Mesotheliom

  • Lymphom

Sarkome entwickeln sich aus Bindegeweben (Blutgefäße, Nerven, Knochen, Fett, Muskeln und Knorpel). Sarkome entwickeln sich im rechten oder linken Vorhof und können den Blutfluss durch das Herz blockieren. Tumoren des rechten Vorhofs können in die Lunge streuen.

Ein Mesotheliom ist eine seltene Krebsform, die in der Membran entsteht, die das Herz bedeckt (Herzbeutel oder Perikard genannt). Meistens entwickelt sich diese Krebsart jedoch in der Membran, die die Lungen umgibt (Brustfell oder Pleura genannt). Mesotheliome des Perikards können in die Wirbelsäule und das Gehirn streuen.

Lymphome sind Krebserkrankungen von weißen Blutkörperchen, die als Lymphozyten bezeichnet werden. Sie entstehen meist in den Lymphknoten, der Milz und/oder dem Knochenmark. Lymphome mit Ursprung im Herzen sind äußerst selten, treten meist bei Personen mit fortgeschrittener HIV-Infektion auf und wachsen schnell.

Metastasierende Herztumoren

Metastasierende Herztumoren haben ihren Ursprung in anderen Bereichen des Körpers, für gewöhnlich in Lunge, Brust, Nieren, Blut und Haut, und greifen dann auf das Herz über (metastasieren). Sie sind immer bösartig. Metastasierende Herztumoren treten 30 bis 40 Mal häufiger auf als primäre Herztumoren. Ein kleiner Anteil der Menschen mit Lungenkrebs oder Brustkrebs – zwei der häufigsten Krebsarten – und ein noch größerer Anteil der Menschen mit einer bösartigen Geschwulst (Melanom) haben Metastasen im Herzen.

Symptome von Herztumoren

Es ist möglich, dass Herztumoren keine Symptome, leichte Symptome oder Symptome einer lebensbedrohlichen Herzstörung verursachen.

Gutartige Tumoren können ebenso tödlich sein wie bösartige, sobald sie die Herzfunktion behindern.

Zu den Hauptsymptomen von Herztumoren zählt Folgendes:

Zu den weiteren Symptomen können unter anderem zählen:

  • Fieber

  • Erschöpfung (Lethargie)

  • Die Gelenke schmerzen.

  • Kleine rote (oder manchmal purpurfarbene oder braune) Flecken auf der Haut (Petechien)

Bei Patienten, die einen Tumor auf einer Herzklappe oder in ihrer Nähe haben (etwa Myxome und Fibrome), entstehen oft Herzgeräusche (Geräusche, die durch einen unruhigen Blutfluss durch das Herz verursacht werden), weil das Blut die Klappe nicht normal durchfließen kann. Herztumoren, die die Herzklappen blockieren, das Herz zusammendrücken oder sich auf die Herzmuskelwand auswirken, können zu einer Herzinsuffizienz führen, die zu Kurzatmigkeit und geschwollenen Beinen führt. Jene Tumore, die das elektrische Reizleitungssystem im Herzen beeinträchtigen, können zu Herzrhythmusstörungen führen, was Herzklopfen oder Ohnmacht verursacht. Wird der Blutfluss durch das Herz durch einen Tumor, der eine Herzklappen blockiert, oder einen Tumor im Herzbeutel, der das Herz zusammendrückt, verringert, kann es bei Betroffenen zu niedrigem Blutdruck kommen, was zu Schwindel und Ohnmacht führen kann.

Herztumoren, insbesondere Myxome und manchmal Fibroelastome, können entarten, sodass sich Teile von ihnen ablösen und mit dem Blutkreislauf wandern (sie werden zu Emboli). Diese Emboli können in kleinen Arterien stecken bleiben und den Blutfluss blockieren. Auch Blutgerinnsel, die sich an der Oberfläche von Tumoren, etwa von Myxomen, bilden, können sich als Emboli ablösen und Arterien verstopfen. Die von den Emboli verursachten Symptome hängen davon ab, wohin das Material wandert und welche Gewebe und Organe dadurch von der verstopften Arterie betroffen sind. Emboli, die beispielsweise eine Arterie im Gehirn verstopfen, können zu einem Schlaganfall führen.

Diagnose von Herztumoren

  • Echokardiographie, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und/oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET)

Primäre Herztumoren sind schwer zu diagnostizieren, da sie relativ selten auftreten und ihre Symptome denen vieler anderer Erkrankungen ähneln. Der Verdacht auf einen primären Herztumor kommt bei Menschen mit Herzgeräuschen, Herzrhythmusstörungen (verursacht Herzklopfen, Schwäche oder Ohnmacht), unerklärlichen Symptomen einer Herzinsuffizienz (verursacht Kurzatmigkeit, Anschwellen der Beine und Müdigkeit) und unerklärlichem Fieber (möglicherweise verursacht durch ein Myxom) auf.

Metastasierende Herztumoren werden bei Krebspatienten mit gestörter Herzfunktion vermutet, deren Krebs eigentlich andere Körperteile betrifft.

Herztumore werden häufig diagnostiziert, wenn ein Patient aufgrund einer anderen Erkrankung, wie zum Beispiel bei Atembeschwerden, untersucht wird.

Bei Verdacht auf einen Tumor wird diese Diagnose für gewöhnlich mithilfe einer Echokardiographie bestätigt. Für dieses Verfahren wird eine Sonde, die Ultraschallwellen abgibt (Schallkopf), über den Brustkorb bewegt, um ein Bild der Herzstrukturen zu erzeugen. Genügt die Ultraschallaufnahme durch den Brustkorb nicht, kann der Schallkopf auch durch den Rachen in die Speiseröhre geführt werden, um Signale von der Rückseite des Herzens zu erhalten. Dieses Verfahren wird als transösophageale Echokardiographie bezeichnet.

Eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) kann zusätzliche Informationen liefern. Zudem können damit oft gutartige von bösartigen Tumoren unterschieden werden. Manchmal kann eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) hilfreich sein, um den ersten Nachweis darauf zu finden, dass sich der Krebs auf das Herz ausgebreitet hat.

Im Gegensatz zu anderen Körperteilen wird bei einem Herztumor selten eine Biopsie durchgeführt. Bei dieser wird eine Gewebeprobe entnommen, um sie unter dem Mikroskop zu untersuchen. Abhängig von der Tumorstelle kann eine Herzgewebsbiopsie gefährlich sein. Zudem kann mit dem bildgebenden Verfahren meist schon geklärt werden, ob ein Herztumor gutartig oder bösartig ist.

Behandlung von Herztumoren

  • Operative Entfernung des nicht krebsartigen (gutartigen) Herztumors

  • Manchmal Chemotherapie oder Strahlentherapie bei bösartigen Herztumoren

Nicht krebsartige (gutartige) Herztumoren

Ein einzelner kleiner, gutartiger primärer Herztumor kann operativ entfernt werden, was gewöhnlich zu einer Heilung führt. Wenn ein großer, gutartiger primärer Tumor den Blutfluss durch das Herz erheblich behindert, lässt sich die Herzfunktion verbessern, indem jener Teil des Tumors entfernt wird, der nicht mit der Herzwand verwachsen ist. Ist jedoch ein großer Anteil der Herzwand betroffen, ist eine Operation (ein chirurgischer Eingriff) unter Umständen nicht möglich.

Rhabdomyome bilden sich bei den meisten betroffenen Neugeborenen ohne Behandlung zurück und normalerweise ist keine Behandlung erforderlich.

Bei Kleinkindern und Kindern kann ein Fibrom, wenn es nicht an der Scheidewand zwischen den Herzkammern (Septum) sitzt, erfolgreich entfernt werden. Tumoren an der Scheidewand beeinträchtigen gewöhnlich auch das elektrische Reizleitungssystem des Herzens und können nicht operiert werden. Kinder mit dieser Tumorform sterben meist sehr jung infolge von Herzrhythmusstörungen. Wenn ein großes Fibrom den Blutfluss blockiert und mit dem gesamten umgebenden Gewebe des Herzens verwachsen ist, kann unter Umständen eine Herztransplantation nötig werden.

Transplantationen werden weder bei Kindern noch Erwachsenen häufig durchgeführt. Zudem ist dieses Verfahren in der Regel nur für Patienten mit gutartigen Tumoren geeignet.

Bösartige Herztumoren

Primäre bösartige Tumoren können nicht operativ entfernt werden und sind fast immer tödlich. Um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, wird manchmal eine Chemotherapie oder Strahlentherapie eingesetzt. Die Behandlung einer metastasierenden Krebserkrankung hängt vom Ursprungsorgan ab und kann eine Chemotherapie beinhalten.

Perikardtumoren

Gutartige Tumoren im Herzbeutel können operativ entfernt werden; es erfolgt jedoch keine Operation bei bösartigen Tumoren, da diese meist bereits in andere Körperbereiche gestreut haben. Wenn der Tumor Flüssigkeit abscheidet, die die Herzbewegung beeinträchtigt, kann diese Flüssigkeit mit einem kleinen Plastikröhrchen abgeleitet werden, das mithilfe einer Nadel in den Raum zwischen Herzbeutel und Herz (den Perikardraum) eingeführt wird. Manchmal werden Medikamente in den Perikardraum injiziert, um das Tumorwachstum zu verringern oder um eine erneute Ansammlung der Flüssigkeit zu verhindern.