Nasennebenhöhlenentzündung

VonMarvin P. Fried, MD, Montefiore Medical Center, The University Hospital of Albert Einstein College of Medicine
Überprüft/überarbeitet Juli 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Einer Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) liegt gewöhnlich eine Allergie, eine virale oder bakterielle Infektion zugrunde.

  • Einige der häufigsten Symptome einer Nebenhöhlenentzündung sind Schmerzen, Empfindlichkeit, Nasenverstopfung und Kopfschmerzen.

  • Die Diagnose beruht auf Symptomen, wird aber manchmal durch eine Computertomographie oder andere bildgebende Untersuchungen ergänzt.

  • Antibiotika können eine zugrunde liegende bakterielle Infektion bekämpfen.

Eine Nebenhöhlenentzündung ist eine der häufigsten Erkrankungen. Eine Nebenhöhlenentzündung kann in allen vier Nasennebenhöhlengruppen auftreten: Kieferhöhle, Siebbeinhöhle, Stirnhöhle und Keilbeinhöhle. Eine Nebenhöhlenentzündung tritt nahezu immer zusammen mit einer Entzündung der Nasengänge (Rhinitis) auf, und einige Ärzte sprechen hier von Rhinosinusitis. Dies kann kurz dauernd (akut) oder lang anhaltend (chronisch) sein.

Akute Nebenhöhlenentzündung

Eine Nebenhöhlenentzündung wird als akut bezeichnet, wenn sie in weniger als 30 Tagen vollständig geheilt ist. Eine akute Nebenhöhlenentzündung wird bei Menschen mit einem normal funktionierenden Immunsystem in der Regel durch eine Virusinfektion verursacht.

Manche akuten Nebenhöhlenentzündungen werden durch Bakterien verursacht. Es kommt häufig zu einer Infektion, weil die Öffnungen der Nebenhöhlen versperrt sind. Meist ist eine Virusinfektion der oberen Atemwege wie eine Erkältung die Ursache. Bei einer Erkältung genügt es oft, dass die Nasenschleimhaut anschwillt, um die Nebenhöhlen zu verschließen. Da die Luft in den Nebenhöhlen ins Blut übergeht, sinkt der Druck in den Nebenhöhlen ab, was zu Schmerzen und Abziehen von Flüssigkeit in die Nebenhöhlen führt. Diese Flüssigkeit ist ein Nährboden für Bakterien. Weiße Blutkörperchen sowie mehr Flüssigkeit treten zur Bekämpfung der Bakterien in die Nebenhöhlen. Dieser Einstrom erhöht den Druck und verursacht größere Schmerzen.

Durch Allergien kann die Nasenschleimhaut zudem so zuschwellen, dass die Ausgänge der Nebenhöhlen verstopfen. Bei einer schiefen Nasenscheidewand kommt es außerdem leichter zu verstopften Nebenhöhlen.

Lage der Nebenhöhlen

Die Nebenhöhlen sind Hohlräume in den Knochen rund um die Nase. Die beiden Stirnhöhlen befinden sich direkt über den Augenbrauen. Die beiden Kieferhöhlen liegen in den Wangenknochen. Die beiden Siebbeinhöhlengruppen liegen auf jeder Seite der Nasenhöhle. Die zwei Keilbeinhöhlen (nicht angezeigt) liegen unmittelbar hinter den Siebbeinhöhlen.

Chronische Nebenhöhlenentzündung

Eine Nebenhöhlenentzündung wird als chronisch bezeichnet, wenn sie länger als 90 Tage dauert. Ärzte verstehen nicht genau, was die Ursache einer chronischen Nebenhöhlenentzündung ist, aber es gibt Faktoren, die eine chronische Entzündung hervorrufen. Dazu gehören chronische Allergien, Nasenpolypen und Umweltreizstoffe (wie Luftschadstoffe und Tabakrauch). Häufig gibt es eine familiäre Vorgeschichte, und eine genetische Veranlagung scheint hier ein Faktor zu sein. Manchmal liegt eine durch Bakterien oder Pilze hervorgerufene Infektion vor. In diesem Fall ist die Entzündung noch schlimmer. Gelegentlich kommt es zur chronischen Entzündung einer Kieferhöhle, wenn sich ein Abszess aus einem Zahn im Oberkiefer in die Kieferhöhle ausbreitet.

Eine Nebenhöhlenentzündung kann auch subakut (mit einer Dauer von 30 bis 90 Tagen) oder rezidivierend (mindestens 4 Episoden einer akuten Nebenhöhlenentzündung pro Jahr) auftreten.

Symptome einer Nebenhöhlenentzündung

Akute und chronische Nebenhöhlenentzündungen verursachen ähnliche Symptome, darunter

  • Gelben oder grünen eitrigen Ausfluss aus der Nase

  • Kopfschmerzen

  • Druckgefühl und Schmerzen im Gesicht

  • Zugeschwollene und verstopfte Nase

  • Druckempfindlichkeit (d. h. Schmerzen bei Berührung) und Schwellung über der betroffenen Nebenhöhle

  • Beeinträchtigter Geruchssinn (Hyposmie)

  • Mundgeruch (Halitose)

  • Husten mit Auswurf (vor allem nachts)

Einige Symptome deuten darauf hin, welche Nebenhöhle entzündet ist:

  • Kieferhöhlenentzündungen verursachen Schmerzen oberhalb der Wangen knapp unter den Augen, Zahnschmerzen und Kopfschmerzen.

  • Die Stirnhöhlenentzündung bereitet Stirnkopfschmerzen.

  • Eine Infektion der Siebbeinzellen ruft Schmerzen hinter und zwischen den Augen sowie Stirnkopfschmerzen hervor, die als „schädelspaltend“ beschrieben werden.

  • Der Schmerz einer Entzündung der Keilbeinhöhle ist nicht genau abzugrenzen. Er kann im vorderen oder hinteren Bereich des Kopfes empfunden werden.

Manche Menschen fühlen sich einfach insgesamt krank. Auch Fieber und Schüttelfrost sind möglich, deuten aber darauf hin, dass sich die Infektion über die Nebenhöhlen hinaus ausgebreitet hat. Oft sind die Schmerzen bei akuter Nebenhöhlenentzündung stärker. Manchmal nehmen Kopfschmerzen und Gesichtsschmerzen beim Hinlegen oder Vornüberbeugen zu.

Komplikationen bei einer Nebenhöhlenentzündung

Die Hauptkomplikation, die bei einer Nebenhöhlenentzündung auftreten kann, ist die Ausbreitung einer bakteriellen Infektion. Eine Infektion kann sich auf das Gewebe um das Auge ausbreiten (siehe Einführung in die Erkrankungen der Augenhöhle) und das Sehvermögen verändern oder eine Schwellung um das Auge verursachen.

Seltener breitet sich die Infektion auf das Auge selbst aus und führt zu Augenschmerzen und Sehstörungen.

Seltener kann sich eine Infektion auf Gewebe um das Gehirn herum ausbreiten (Meningitis) und schwere Kopfschmerzen und Verwirrtheit verursachen. Bei einer Nebenhöhlenentzündung mit diesen Symptomen sollte so schnell wie möglich ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Diagnose einer Nebenhöhlenentzündung

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Manchmal Computertomographie

Die Diagnose wird anhand der typischen Symptome gestellt. Eine Computertomographie (CT) kann das Ausmaß und die Schwere der Nebenhöhlenentzündung bestimmen. Sie wird hauptsächlich dann durchgeführt, wenn Patienten Komplikationen aufweisen (wie zum Beispiel ein rotes gewölbtes Auge) oder an einer chronischen Nebenhöhlenentzündung leiden. Bei einer Kieferhöhlenentzündung kann der Kiefer geröntgt werden, um einen Zahnabszess auszuschließen. Mitunter wird die Nase endoskopisch untersucht, um die Zugänge der Nebenhöhle zu inspizieren und eine Sekretprobe zu entnehmen. Das Verfahren erfordert eine örtliche Betäubung und kann ambulant durchgeführt werden.

Manchmal finden sich die Befunde einer chronischen Nebenhöhlenentzündung zufällig auf einer CT des Kopfes, die aus anderen Gründen durchgeführt wird (z. B. bei Personen, die mit Kopfschmerzen oder einer leichten Kopfverletzung in die Notaufnahme kommen).

Ein Verdacht auf eine Nebenhöhlenentzündung bei Kindern liegt dann vor, wenn mindestens 10 Tage lang ein eitriger Ausfluss aus der Nase tritt und mit extremer Müdigkeit (Fatigue) und Husten einhergeht. Es kann zu Schmerzen im Gesicht und Unbehagen kommen. Fieber ist ungewöhnlich. Bei der Untersuchung der Nase wird ein eitriger Ausfluss festgestellt. Eine CT kann die Diagnose bestätigen, aber aufgrund der Risiken, die mit einer Strahlenbelastung verbunden sind, wird diese Methode in der Regel nur bei Kindern mit einer chronischen Nebenhöhlenentzündung, die auf Antibiotikabehandlung nicht anspricht, durchgeführt, oder bei Anzeichen von Komplikationen.

Behandlung einer Nebenhöhlenentzündung

  • Behandlung zur Verbesserung des Sekretabflusses aus den Nebenhöhlen

  • Medizinisches Nasenspray

  • Mitunter Antibiotika

  • Wenn Antibiotika nicht wirksam sind, Operation

Die Behandlung soll das Ablaufen des Sekrets erleichtern und die Infektion ausheilen lassen. Dampfinhalation: heiße nasse Handtücher über die betroffenen Nebenhöhlen legen; heiße Getränke helfen beim Abschwellen der Schleimhäute und unterstützen das Ablaufen. Das Spülen der Nase mit Salzwasserlösung (Nasenspülung) oder mit einem Salzwasserspray kann ebenfalls beim Bekämpfen der Symptome helfen.

Nasensprays, wie z. B. Phenylephrin oder Oxymetazolin, die geschwollene Schleimhäute abschwellen lassen, können für einen begrenzten Zeitraum benutzt werden. Ähnliche Medikamente zum Einnehmen, wie etwa Pseudoephedrin, sind weniger wirkungsvoll. Kortikosteroidhaltige Nasensprays helfen ebenfalls beim Lindern der Symptome, müssen aber mindestens 10 Tage eingenommen werden, um zu wirken.

Antibiotika

Bei akuter starker Nebenhöhlenentzündung (Symptome wie Fieber mit 39 °C oder mehr und starke Schmerzen über mindestens 3 Tage) oder bei akuter persistierender Nebenhöhlenentzündung (über mindestens 10 Tage) werden Antibiotika wie Amoxicillin/Clavulansäure oder Doxycyclin verabreicht.

Bei chronischer Nebenhöhlenentzündung können dieselben Antibiotika eingenommen werden, aber über einen längeren Zeitraum (typischerweise 4-6 Wochen) hinweg.

Wenn Antibiotika nicht wirken, wird ein chirurgischer Eingriff durchgeführt, um die Nebenhöhle auszuwaschen und Material für eine Kultur zu entnehmen oder um den Abfluss der Nebenhöhle zu verbessern, was die Entzündung unterdrückt. Eine Obstruktion der oberen Atemwege, die den Abfluss stört, muss möglicherweise auch operativ beseitigt werden.

Pilzinfektionen der Nebenhöhlen

Eine Vielzahl an Pilzen, die gewöhnlich in der Umgebung vorhanden sind, kann sich in der Nase und den Nebenhöhlen von gesunden Menschen befinden. In bestimmten Situationen können Pilze jedoch zu schwerwiegenden Nasen- und Nebenhöhlenentzündungen führen.

Pilzgeflechte

Pilzgeflechte können sich durch übermäßiges Pilzwachstum (Gattung Aspergillus) bei ansonsten gesunden Menschen bilden.

Zu den Symptomen zählen Schmerzen in den Nebenhöhlen, Druckgefühl, verstopfte Nase und laufende Nase.

Die befallene Nebenhöhle muss operativ geöffnet und der Pilz ausgeräumt werden.

Invasive pilzbedingte Sinusitis

Zu einer invasiven pilzbedingten Sinusitis, einer sehr ernsthaften Erkrankung, kommt es am häufigsten bei Menschen, deren Immunsystem durch eine Chemotherapie oder eine Erkrankung wie schlecht eingestellten Diabetes, Leukämie, Lymphom, multiples Myelom oder AIDS geschwächt ist. Die Krankheit kann sich rasch ausbreiten.

Zu den Symptomen zählen Schmerzen, Fieber und eitriges Nasensekret. Der Pilz kann auf die Augenhöhle übergreifen, wo er zu einer Vorwölbung des befallenen Auges (Proptosis) und Blindheit führen kann.

Eine Diagnose beruht auf den Ergebnissen einer Biopsie (Entfernung einer Gewebeprobe zur Identifizierung unter einem Mikroskop).

Die Behandlung besteht in einer Operation sowie einer intravenösen Verabreichung von Antimykotika. Ärzte müssen außerdem die zugrunde liegende Krankheit kontrollieren und ein geschwächtes Immunsystem stimulieren, weil diese invasiven Nebenhöhlenentzündungen tödlich sein können.

Allergische pilzbedingte Sinusitis

Die allergische pilzbedingte Sinusitis ist eine chronische Nebenhöhlenentzündung, bei der Pilze zu einer allergischen Reaktion mit erheblicher Verstopfung der Nase und der Bildung von Nasen- und Nebenhöhlenpolypen führen.

Die Polypen verstopfen die Nase und die Öffnungen der Nebenhöhlen und erzeugen eine chronische Entzündungsreaktion.

Gewöhnlich müssen die Nebenhöhlen operativ eröffnet und die Pilzreste entfernt werden. Zusätzlich wird eine Langzeitbehandlung mit Kortison, Antibiotika und manchmal mit Antimykotika begonnen, die entweder direkt auf die befallene Stelle aufgebracht oder eingenommen werden. Diese Medikamente bekämpfen die Entzündung und beseitigen den Pilz. Auch nach einer langen Behandlung gibt es jedoch sehr häufig Rückfälle.