Behandlung von Schwerhörigkeit

VonMickie Hamiter, MD, New York Presbyterian Columbia
Überprüft/überarbeitet Juni 2024
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Kurzinformationen

Viele Ursachen von Schwerhörigkeit lassen sich nicht behandeln. In diesen Fällen besteht die Behandlung darin, die Schwerhörigkeit so gut wie möglich auszugleichen. Die meisten Personen mit mittelmäßiger bis schwerer Schwerhörigkeit benutzen Hörgeräte. Personen mit schwerer bis intensiver Schwerhörigkeit kommt ein Cochlea-Implantat sehr zugute.

Hörgeräte

Eine Schallverstärkung mit einem Hörgerät hilft Menschen, die unter einer Schallleitungs- oder Schallempfindungsschwerhörigkeit leiden. Leider stellt ein Hörgerät das Hörvermögen nicht wieder vollständig her. Ein Hörgerät verbessert jedoch erheblich die Fähigkeit, zu kommunizieren und Töne zu hören.

Viele Menschen tragen nur ungern Hörgeräte aufgrund der Kosten, des Tragekomforts und manchmal aufgrund des sozialen Stigmas. Ärzte sollten diese Themen besprechen und die Menschen dazu ermuntern, einen Audiologen aufzusuchen, um die Vielfalt erhältlicher Hörgeräte beurteilen zu können. Hörgeräte sind auch frei verkäuflich mit dem Vorteil geringerer Kosten erhältlich. Rezeptfreie Hörgeräte sind jedoch nur für Menschen mit leichter bis mittelschwerer Schwerhörigkeit geeignet, und Audiologen können diese nicht an das Muster der Schwerhörigkeit und des Gehörgangs der Person anpassen. Einige ältere Erwachsene und diejenigen, die an Arthritis oder unter neurologischen Problemen leiden, finden es schwierig, die kleinsten Hörgeräte zu bedienen und sollten größere in Betracht ziehen.

Hörgeräte: Vervielfachung der Schallwellen

Das Hörgerät hinter dem Ohr (HdO-Gerät) ist die wirkungsvollste, aber unattraktivste Hörhilfe. Eine Hörhilfe im Ohr (ITE-Gerät) hilft bei hochgradiger Schwerhörigkeit am besten. Sie ist leicht anzupassen, erschwert jedoch das Telefonieren. Hörhilfen im Gehörgang (ITC-Gerät) werden bei leichter bis mittlerer Schwerhörigkeit empfohlen. Dieses Hilfsmittel ist relativ unauffällig. Vollständig im Gehörgang befindliche Hörhilfen werden bei leichter bis mittlerer Schwerhörigkeit empfohlen. Diese Geräte garantieren einen guten Klang, sind fast unsichtbar und stören nicht beim Telefonieren. Sie werden durch Ziehen an einem kleinen Faden entfernt. Allerdings sind diese Geräte teuer und schwer anzupassen.

Alle Hörgeräte haben ein Mikrofon, das Geräusche registriert, einen batteriebetriebenen Verstärker, um die Lautstärke zu erhöhen, und eine Vorrichtung, um den Schall auf das Ohr zu übertragen. Die Schallwellen werden durch einen kleinen Lautsprecher weitergegeben, der in den Gehörgang eingesetzt wird. Chirurgisch angepasste Hörhilfen übertragen den Schall direkt auf die Gehörknöchelchen im Mittelohr oder auf den Schädel.

Je nach Größe und Sitz der Einzelteile gibt es unterschiedliche Hörgeräte. Im Allgemeinen sind Hörgeräte mit einem hochwertigeren Schallausgang auffälliger, aber leichter anzupassen und sie bieten Hörvorteile. Größere Hörgeräte sind häufig mit Hörfunktionen ausgestattet, die in kleineren nicht verfügbar sind.

Die elektronischen Eigenschaften der Hörgeräte können entsprechend der individuellen Schwerhörigkeit ausgewählt werden. Zum Beispiel nützt einem Menschen, dessen Hörverlust in erster Linie hohe Frequenzen betrifft, ein Gerät, das nur das wahrgenommene Gemurmel lauter werden lässt, nichts. Hörhilfen, die gezielt die hohen Frequenzen verstärken, können hingegen die Sprachwahrnehmung deutlich verbessern. Andere Hörgeräte enthalten Ventile im Ohrpassstück, die die Übertragung hoher Frequenzen auf das Ohr erleichtern.

Viele Hörgeräte nutzen eine digitale Sprachverarbeitung mit zahlreichen Frequenzkanälen, damit die Verstärkung exakter an die individuelle Art der Schwerhörigkeit angepasst werden kann. Wer keine lauten Geräusche verträgt, braucht vielleicht ein Hörgerät mit einer besonderen Verschaltung, das die maximale Lautstärke auf einem erträglichen Niveau hält.

Telefonieren ist für Träger von Hörgeräten oft nicht einfach. Ein normales Hörgerät erzeugt einen Pfeifton, wenn der Telefonhörer ans Ohr gehalten wird. Manche Hörgeräte verfügen über eine Telefonspule. Man kann einen Schalter am Mikrofon umlegen (bei neueren Modellen geschieht dies automatisch), worauf sich die Telefonspule elektromagnetisch mit dem Magneten im Telefon und mit Geräten verbindet, die für diese telefonische Verbindung geeignet sind. Durch die Verwendung von Bluetooth und anderen Modalitäten verbessert sich die Verbindung zu Telefonen und anderen Geräten kontinuierlich. Hörgeräte mit komplexen Funktionen sind meistens sehr teuer, aber häufig wesentlich für das Hörvermögen.

Cochlea-Implantate

Patienten mit hochgradigem Hörverlust und gehörlosen Patienten, die selbst mit einem Hörgerät keine Klänge hören können, hilft ein Cochlea-Implantat. Diese leiten über Elektroden, die direkt in die Schnecke münden, elektrische Signale unmittelbar zum Hörnerv im Innenohr.

Ein Cochlea-Implantat kann dann hilfreich sein, wenn Patienten mit einem Hörgerät nicht mehr als die Hälfte der Wörter in Sätzen verstehen. Ein externes Mikrofon und ein Prozessor fangen Schallwellen auf und wandeln sie in elektrische Impulse um. Diese werden über eine Außenspule elektromagnetisch durch die Haut auf eine Innenspule übertragen, welche mit den Elektroden verbunden ist. Die Elektroden stimulieren den Hörnerv.

Ein Cochlea-Implantat übermittelt keine Schallwellen wie eine normale Schnecke, kann für Hörgeschädigte aber einen großen Vorteil darstellen. Zumindest hilft es den Betroffenen beim Lippenlesen. Die meisten Patienten mit Implantaten können Wörter erkennen, ohne von den Lippen zu lesen, und auch das Telefon benutzen.

Ein Cochlea-Implantat hilft gehörlosen Personen außerdem, zu hören und Umwelt- und Warnsignale, wie z. B. Türklingeln, Telefone und Alarme zu unterscheiden. Es unterstützt die eigene Stimmmodulation und macht dadurch für andere das Gesprochene verständlicher. Ein Cochlea-Implantat ist effizienter bei Patienten, deren Hörverlust erst kürzlich eingetreten ist oder die vor dem Implantat erfolgreich ein Hörgerät benutzt haben.

Hirnstamm-Implantate

Personen, deren Gehörnerven z. B. durch einen Schädelbasisbruch (Schläfenbein) auf beiden Seiten oder durch Neurofibromatose zerstört worden sind, sowie Kinder, die ohne Gehörnerven geboren wurden, können keine Hörgeräte oder Cochlea-Implantate benutzen. Ihr Hörvermögen kann jedoch durch in den für das Gehör verantwortlichen Teil des Gehirns (Hirnstamm) implantierte Elektroden teilweise wiederhergestellt werden. Die Elektroden sind mit Schall erkennenden und bearbeitenden Geräten verbunden, die denen für Cochlea-Implantate ähneln.

Andere Wege für den Umgang mit Schwerhörigkeit

Für Menschen, die an einer starken Schwerhörigkeit leiden, stehen mehrere Hilfsgeräte zur Verfügung, einschließlich:

  • Lichtsignale, die schwerhörigen Menschen anzeigen, ob jemand klingelt oder das Kind schreit.

  • Spezielle Anlagen, die das Hören in Theatern, Kirchen und Orten, wo es viele Nebengeräusche gibt, unterstützen.

  • Zahlreiche Fernsehprogramme, die mit Untertiteln auf Videotext empfangen werden können.

  • Hilfsgeräte zum Telefonieren, die das Gesprochene schriftlich anzeigen.

Von den Lippen abzulesen ist für Menschen wichtig, deren Hörvermögen beeinträchtigt ist. Dies ist für Menschen mit altersbedingter Schwerhörigkeit, die noch hören können, aber Schwierigkeiten mit der Lautdiskrimination haben, besonders wichtig. Die Beobachtung der Lippen gestattet es diesen Menschen zu erraten, welcher Konsonant gesprochen wird. Da Schwerhörige, bei denen hohe Schallfrequenzen betroffen sind, Klänge von Konsonanten nicht verstehen können, kann das Lippenlesen das Verständnis der gesprochenen Sprache erheblich verbessern.

Lippenlesen und andere Strategien für den Umgang mit Schwerhörigkeit werden von Gehörspezialisten im Rahmen eines Programms unterrichtet, das sich Gehörrehabilitation nennt. Zusätzlich zur Übung des Lippenlesens wird den Menschen beigebracht, die Kontrolle über ihre Hörumgebung zu gewinnen, um schwierige Gesprächssituationen vorherzusehen, zu ändern oder zu vermeiden. Zum Beispiel können Menschen sich zu Beginn eines Telefongesprächs selbst als hörgeschädigt identifizieren. Bei direkten Gesprächen können die Personen den Sprecher bitten, sich direkt vor sie zu stellen. Schwerhörige Personen, die in einem Restaurant essen, können:

  • Das Restaurant außerhalb der Stoßzeiten besuchen, wenn es dort ruhiger ist.

  • Um einen Platz in einer Nische bitten, die Fremdgeräusche blockiert

  • Darum bitten, dass die Spezialitäten des Tages schriftlich und nicht mündlich vorgestellt werden.

Menschen mit hochgradiger Schwerhörigkeit kommunizieren häufig über Gebärdensprache. American Sign Language (ASL) ist die gängigste Version in den Vereinigten Staaten von Amerika. Andere Formen von Sprachen mit visuellen Zeichen sind Signed English (eine Gebärdensprache), Signing Exact English (ein Gebärdensprachsystem) und Sprache mit unterstützender Gebärde. Weltweit gibt es schätzungsweise über 300 einzigartige Gebärdensprachen, wobei verschiedene Länder, Kulturen und sogar Dörfer ihre je eigene Form der Gebärdensprache haben.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. National Institute on Deafness and Other Communication Disorders: Informationen über Gehörverlust und andere Kommunikationsstörungen, übergreifende Funktionen von Hörsinn, Gleichgewicht, Geschmack, Geruchssinn, Stimme und Sprache