Anwendung von Medikamenten und Substanzen während der Stillzeit

VonRavindu Gunatilake, MD, Valley Perinatal Services;
Avinash S. Patil, MD, University of Arizona College of Medicine
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Stillende Mütter, die eine medikamentöse Behandlung benötigen, sind sich oft unsicher, ob sie weiterhin stillen sollten. Die Antwort hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Wie viel von dem Medikament in die Muttermilch gelangt

  • Ob das Medikament vom Baby aufgenommen wird

  • Wie sich das Medikament auf das Baby auswirkt

  • Wie viel Milch das Baby trinkt, abhängig vom Alter und der Menge an anderen Mahlzeiten und Getränken in der Babykost

Einige Medikamente, wie z. B. Epinephrin, Heparin und Insulin, gelangen nicht in die Muttermilch und können daher problemlos eingenommen werden. Die meisten Medikamente finden sich in der Muttermilch wieder, aber nur in winzigen Mengen. Dennoch können manche Medikamente auch in winzigen Mengen dem Baby schaden.

Einige Medikamente gehen zwar in die Muttermilch über, doch das Baby nimmt gewöhnlich so wenig davon auf, dass es ihm nicht schadet. Beispiele hierfür sind die Antibiotika Gentamycin, Kanamycin, Streptomycin und Tetrazyklin.

Medikamente sollten nach Möglichkeit gleich nach dem Stillen oder vor der längsten Schlafphase des Babys eingenommen werden.

Medikamente, die während der Stillzeit relativ harmlos sind

Medikamente, die als sicher gelten, umfassen die meisten rezeptfreien (frei erhältlichen) Medikamente. Zu den Ausnahmen gehören Antihistaminika (häufig in Husten- und Erkältungsmitteln, Antiallergika, Medikamenten gegen Reisekrankheit und Schlafmitteln enthalten) sowie Aspirin und andere Salicylate, sofern sie über längere Zeit in großen Mengen eingenommen werden. Paracetamol und Ibuprofen gelten als sicher, solange sie in gewöhnlichen Mengen eingenommen werden.

Medikamente, die auf die Haut, in die Augen oder in die Nase aufgetragen oder inhaliert werden, sind normalerweise unbedenklich.

Die meisten blutdrucksenkenden Medikamente haben keine nennenswerten Folgen für Babys, die gestillt werden. Frauen dürfen während der Stillzeit Betablocker einnehmen, das Baby sollte dann jedoch regelmäßig auf mögliche Nebenwirkungen wie z. B. eine verlangsamte Herzfrequenz und niedrigen Blutdruck untersucht werden.

Koffein und Theophyllin schaden gestillten Kindern nicht, können sie jedoch reizbar machen. Die Herz- und Atemfrequenz des Babys kann ansteigen.

Auch wenn manche Medikamente für Stillkinder nachweislich unbedenklich sind, sollten stillende Mütter stets mit einem Arzt oder Apotheker sprechen, ehe sie ein Medikament einnehmen, selbst wenn es sich dabei um ein rezeptfreies oder ein pflanzliches Präparat handelt. Der Beipackzettel eines jeden Medikaments sollte daraufhin überprüft werden, ob er Warnungen für den Gebrauch während der Stillzeit enthält.

Wussten Sie ...

  • Auch wenn manche Medikamente für Stillkinder nachweislich unbedenklich sind, sollten stillende Mütter stets mit einem Arzt oder Apotheker sprechen, ehe sie ein Medikament einnehmen, selbst wenn es sich dabei um ein rezeptfreies oder ein pflanzliches Präparat handelt.

Medikamente, die eine ärztliche Überwachung während der Stillzeit erfordern

Einige Medikamente erfordern eine ärztliche Überwachung während ihrer Einnahme. Ihre gefahrlose Einnahme während der Stillzeit kann durch Folgendes bedingt sein:

  • Anpassung der Dosis

  • Begrenzung der Dauer der Einnahme eines Medikaments

  • Zeitliche Planung der Einnahme des Medikaments in Bezug auf die Stillzeiten

Dies gilt insbesondere für viele angstlösende Medikamente, Antidepressiva und antipsychotische Medikamente, deren Einnahme von einem Arzt überwacht werden sollte, obwohl diese bei dem Baby wahrscheinlich keine großen Probleme auslösen sollten. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass diese Medikamente dem Säugling erheblich schaden, doch sie verbleiben lange im Körper. Während der ersten Lebensmonate kann es dem Kind schwerfallen, diese Medikamente abzubauen, und sie können sein Nervensystem beeinflussen. Zum Beispiel bewirkt das angstlösende Medikament Diazepam (ein Benzodiazepin) Lethargie, Benommenheit und Gewichtsverlust beim gestillten Baby. Phenobarbital (ein Krampflöser und Barbiturat) wird von Säuglingen nur langsam ausgeschieden und kann daher zu übermäßiger Benommenheit führen. Daher setzen Ärzte die Dosierung von Benzodiazepinen und Barbituraten bei stillenden Müttern herab und überwachen ihren Einsatz.

Warfarin (ein Medikament, das die Blutgerinnung verhindert) kann eingenommen werden, wenn das Baby voll ausgetragen wurde und gesund ist. Warfarin scheint nicht in die Brustmilch überzugehen. Menschen, die Warfarin einnehmen, darunter auch stillende Mütter, müssen sich regelmäßig einer Blutuntersuchung unterziehen, damit bestimmt werden kann, ob ihr Blut noch normal gerinnt. Warfarin kann eine Neigung zu Blutergüssen oder Blutungen hervorrufen.

Medikamente und Substanzen, die während der Stillzeit gemieden werden sollten

Einige Medikamente und andere Substanzen sollten von stillenden Müttern nicht eingenommen werden. Hierzu gehören:

Medikamente, die zu einer Verminderung des Milchflusses führen können, umfassen Östrogen, orale Kontrazeptiva, die hoch dosiertes Östrogen und ein Progestin enthalten, Trazodon (ein Antidepressivum) sowie bestimmte Medikamente zur Behandlung der Parkinson-Krankheit (Bromocriptin und Levodopa).

Wenn stillende Frauen ein Medikament einnehmen müssen, das dem Kind schaden könnte, dürfen sie vorerst nicht mehr stillen. Sobald sie jedoch das Mittel abgesetzt haben, können sie wieder weiter stillen. Während der Medikamenteneinnahme können Frauen ihre Milch abpumpen, sodass ihre Milchproduktion nicht endet. Die abgepumpte Milch muss natürlich weggeschüttet werden.

Stillende Mütter sollten ihren Arzt zu Rate ziehen, wenn es um Medikamente geht, die sie einnehmen oder einzunehmen gedenken.

Raucherinnen sollten ihr Baby frühestens 2 Stunden nach der letzten Zigarette stillen und sollten niemals in Gegenwart ihres Babys rauchen, ob sie stillen oder nicht. Rauchen verringert die Milchproduktion und beeinträchtigt die normale Gewichtszunahme beim Baby.

Wenn große Mengen an Alkohol konsumiert werden, kann dies beim Baby zu Schläfrigkeit und übermäßigem Schwitzen führen. Das Längenwachstum des Babys nimmt möglicherweise nicht normal zu, und es legt eventuell übermäßig an Gewicht zu. Das Trinken von bis zu 1 alkoholischen Getränk am Tag scheint dem Stillkind nicht zu schaden, vor allem, wenn die Frau nach dem Konsum mindestens 2 Stunden bis zum nächsten Stillen wartet.