Das Alter, in dem die erste gynäkologische Untersuchung empfohlen wird, variiert je nach Anzeichen und Symptomen. Die Aufklärung des Kindes und der Familie vor einer gynäkologischen Untersuchung, der Aufbau von Vertrauen, die Beruhigung und die Kommunikation während und nach der Untersuchung sind entscheidend für eine erfolgreiche Untersuchung (1).
Kinder
Die gynäkologische Untersuchung von Kindern in der Vorpubertät erfolgt nur bei medizinischer Indikation und umfasst eine gezielte Untersuchung auf der Grundlage der spezifischen Symptome oder Bedenken. Die Kenntnis der präpubertären Anatomie und der verschiedenen Stadien der Pubertät ist wichtig für die genaue Dokumentation der Befunde.
Die Anamnese wird von den Eltern (oder einer Betreuungsperson) und dem Kind erhoben, sofern es dem Alter entsprechend ist. Die Eltern und das Kind sollten über die Untersuchung aufgeklärt werden, damit sie wissen, was sie erwartet, und um Vertrauen zwischen Patient und Arzt aufzubauen. Das Ziel der Untersuchung sollte es sein, die notwendigen Informationen zu erhalten, ohne dem Kind Angst zu machen oder es unnötig zu belasten.
Bei den meisten vulvären oder vaginalen Erkrankungen bei Kindern ist eine äußere Untersuchung ausreichend. Kleine Kinder können auf dem Schoß ihrer Eltern untersucht werden. Ältere Kinder können in der Knie-Brust- oder Anhock-Spreizhaltung oder in der Seitenlage mit einem zur Brust gezogenen Knie untersucht werden.
Bei Vaginalausfluss und Verdacht auf eine Infektion können Kulturen mit einer der folgenden Methoden gewonnen werden:
Führen Sie vorsichtig entlang des Hymenalrings einen sterilen Wattestäbchen ein, das mit steriler Kochsalzlösung befeuchtet ist
Spritzen Sie sterile Kochsalzlösung in die Vagina; verwenden Sie drei Tupfer, die Sie in die Nähe des Introitus halten, um die Kochsalzlösung aufzufangen, die beim Husten des Kindes ausgestoßen wird.
Befestigen Sie eine mit steriler Kochsalzlösung gefüllte Spritze an einem Katheter; führen Sie den Katheter in die Vagina ein und träufeln Sie eine kleine Menge Kochsalzlösung ein; entfernen Sie die Probe, indem Sie den Spritzenkolben zurückziehen
Ohne Bestätigung der Pilzkultur sollten präpubertäre Mädchen nicht gegen eine Candida-Infektion behandelt werden. Bei Verdacht auf sexuelles Trauma können Tests auf sexuell übertragbare Infektionen durchgeführt werden.
Eine interne gynäkologische Untersuchung ist in einigen Fällen gerechtfertigt, wenn anhaltende Symptome im Urogenitalbereich bestehen oder der Verdacht auf eine Anomalie des Vaginal- oder oberen Genitaltrakts besteht. Beispiele für Probleme, die eine interne gynäkologische Untersuchung erfordern, sind physische Traumata, sexuelle Übergriffe, unerklärliche vaginale Blutungen, Verdacht auf Fremdkörper oder eine Raumforderung im Genitaltrakt oder im Beckenbereich. Normale anatomische Varianten oder häufige vulväre Erkrankungen (z. B. fehlende Mittellinienfusion, Harnröhrenvorfall, Labialadhäsionen, Pemphigoid oder Hymenalanomalien) sollten nicht mit körperlichen Verletzungen verwechselt werden.
Bei Kindern wird die interne Beckenuntersuchung in der Regel als Untersuchung unter Narkose durchgeführt. Die Vagina und die Zervix können mit Hilfe eines Killian-Nasenspekulums, eines faseroptischen Vaginoskops, eines Zystoskops oder eines flexiblen Hysteroskops mit Kochsalzspülung untersucht werden.
Bei Kinder können Raumforderungen im Beckenraum durch Abtasten des Abdomens festgestellt werden.
Jugendliche
Die Anamnese einer Jugendlichen kann in Anwesenheit eines Elternteils (oder einer Betreuungsperson) oder in Abwesenheit des Patienten erhoben werden. Die Anamneseerhebung in Abwesenheit der Eltern oder Betreuungspersonen kann dazu führen, dass sich der Jugendliche im Gespräch mit dem Arzt wohler fühlt, insbesondere wenn es um die sexuelle Vorgeschichte, Tests auf sexuell übertragbare Infektionen (STI) und deren Ergebnisse, die Beratung zu Verhütungsmitteln oder sexuellen Missbrauch geht. Manchmal ist es für die Patientinnen jedoch angenehmer, die Menstruationsanamnese im Beisein einer Betreuungsperson zu besprechen, und manchmal kann die Betreuungsperson genauere Angaben zu den Menstruationsmustern machen als die Jugendliche, die bestimmte Details möglicherweise ignoriert. In den Vereinigten Staaten gibt es in den einzelnen Bundesstaaten unterschiedliche Gesetze zur Definition des Begriffs "minderjährig" und dazu, welche medizinischen Entscheidungen ein Minderjähriger ohne die Zustimmung eines Elternteils oder gesetzlichen Vormunds treffen kann, wenn überhaupt.
Gynäkologische Untersuchungen werden bei Patientinnen < 21 Jahren nur durchgeführt, wenn sie medizinisch indiziert sind (z. B. gynäkologische Symptome, Risikofaktoren für Geschlechtskrankheiten). Vor der Anwendung der meisten Verhütungsmethoden, mit Ausnahme des Intrauterinpessars ist eine gynäkologische Untersuchung nicht erforderlich (2).
Bei Jugendlichen, die nicht sexuell aktiv sind, ist die Untersuchung ähnlich wie bei Kindern (d. h. eine interne Untersuchung, falls erforderlich, muss unter Anästhesie durchgeführt werden).
Jugendlichen, die sexuell aktiv sind, kann bei den routinemäßigen Vorsorgeuntersuchungen eine gynäkologische Untersuchung angeboten werden. Lehnt die Patientin jedoch eine gynäkologische Untersuchung ab und hat sie keine aktuellen Symptome, kann der Arzt mit einer Urinprobe oder einem selbst entnommenen Vaginalabstrich auf einige Geschlechtskrankheiten testen und so eine gynäkologische Untersuchung vermeiden. Für alle sexuell aktiven Frauen < 25 Jahre empfehlen die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) ein jährliches Screening auf Gonorrhö und Chlamydieninfektion (siehe CDC: Screening-Empfehlungen und Erwägungen, die in Behandlungsleitlinien und Originalquellen genannt werden).
Die allgemeine körperliche Untersuchung sollte die Messung von Größe und Gewicht umfassen. Andere Messungen können bei Kleinwuchs oder genetischen oder chromosomalen Störungen vorgenommen werden. Der Pubertätsstatus sollte beurteilt werden. Anzeichen für endokrine Störungen wie Schilddrüsenvergrößerung, Hirsutismus, Akne, Glatzenbildung bei Männern oder Klitoromegalie sollten beachtet werden.
Während des Besuchs, sollten Informationen über Kontrazeption, Safer-Sex, und Tests auf sexuell übertragbare Infektionen je nach Bedarf angeboten werden und der humane Papillomavirus (HPV) -Impfstoff sollte besprochen und angeboten werden.
Literatur
1. French A, Emans SJ. Office Evaluation of the Child or Adolescent. In: Emans SJ, Laufer MR, DiVasta A, eds. Emans, Laufer, Goldstein's Pediatric and Adolescent Gynecology. 7th ed. Wolters Kluwer; 2019; 3-22
2. American College of Obstetricians and Gynecologists’ Committee on Gynecologic Practice: Opinion No. 754: The utility of and indications for routine pelvic examination. Obstet Gynecol 132 (4):e174–e180, 2018 (reaffirmed 2020). doi: 10.1097/AOG.0000000000002895
