Neuroleptisches malignes Syndrom

VonDavid Tanen, MD, David Geffen School of Medicine at UCLA
Überprüft/überarbeitet März 2023
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Ein neuroleptisches malignes Syndrom geht mit Verwirrung oder Nichtansprechbarkeit, Muskelstarre, hoher Körpertemperatur und anderen Symptomen einher, die auftreten, wenn bestimmte antipsychotische (neuroleptische) Medikamente oder brechreizhemmende (antiemetische) Medikamente eingenommen werden.

  • Ein neuroleptisches malignes Syndrom entwickelt sich nur bei sehr wenigen Menschen, die bestimmte Arten von Medikamenten erhalten.

  • Zu den Symptomen zählen eine lebensbedrohlich hohe Körpertemperatur, Muskelstarre und Unruhe.

  • Die Ärzte stützen ihre Diagnose auf die Symptome der Person und den Befund der körperlichen Untersuchung.

  • Die Behandlung umfasst das Absetzen des Medikaments, Senken der Körpertemperatur und Versorgung in einer medizinischen Intensivstation.

(Siehe auch Überblick über hitzebedingte Beschwerden.)

Ein neuroleptisches malignes Syndrom entwickelt sich nur bei sehr wenigen Menschen, die mit antipsychotischen oder antiemetischen Medikamenten (siehe Tabelle Medikamente die zur Entwicklung des neuroleptischen malignen Syndroms führen können) behandelt werden, in der Regel innerhalb der ersten Wochen der Behandlung. Das Risiko für die Entwicklung dieses Syndroms schwankt zwischen 0,02 % und 3 %, abhängig von einer ganzen Reihe von Faktoren. Das Syndrom tritt gehäuft bei Männern auf, weil bei ihnen die Medikamentendosis von Antipsychotika relativ schnell erhöht wird bzw. sie besonders am Anfang hohe Dosen verabreicht bekommen, weil sie sich sehr aufgeregt zeigen. Ärzte sind sich nicht sicher, warum das Syndrom entsteht.

Tabelle
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Symptome des neuroleptischen malignen Syndroms

Die Symptome entwickeln sich für gewöhnlich innerhalb von wenigen Tagen und umfassen:

  • Verwirrung, Unruhe oder Koma

  • Muskelsteifigkeit

  • Fieber, häufig über 40° C

  • Eine schnelle Herzfrequenz

  • Rasches Atmen

  • Hoher oder schwankender (labiler) Blutdruck

Geschädigte Muskeln setzen das Eiweiß Myoglobin frei, das im Urin ausgeschieden wird und den Urin braun färbt. Dieser Zustand (Myoglobinurie) kann zu akuter Nierenschädigung oder sogar zu Niereninsuffizienz führen. Ohne Behandlung sterben 10 bis 20 Prozent der Betroffenen, auch bei schneller Behandlung.

Diagnose des neuroleptischen malignen Syndroms

  • Symptome, die Betroffene üblicherweise entwickeln, wenn sie ein Medikament nehmen, das bekanntlich das neuroleptische maligne Syndrom verursacht:

Ärzte vermuten das neuroleptische maligne Syndrom, wenn sie bei der Untersuchung von Betroffenen, die ein Medikament nehmen, welches das neuroleptische maligne Syndrom bekanntlich verursacht, die charakteristischen Symptome und Befunde, vor allem schwere Muskelstarre, feststellen. Es gibt keine Tests, die eine Diagnose bestätigen können. Da allerdings andere Störungen (z. B. Meningitis und Sepsis) ähnliche Symptome hervorrufen können, wird auf diese Krankheiten getestet. Ärzte nehmen auch Blut- und Urintests vor, um den Zerfall von Muskeleiweiß und eine mögliche Nierenschädigung zu untersuchen.

Behandlung des neuroleptischen malignen Syndroms

  • Absetzen des Medikaments

  • Senkung des Fiebers

  • Versorgung in der Intensivstation

Menschen mit neuroleptischen malignen Syndrom werden gewöhnlich auf der Intensivstation behandelt. Das Medikament, welches das neuroleptische maligne Syndrom verursacht, wird abgesetzt und das Fieber gesenkt, in der Regel durch Befeuchten (Besprühen) mit Wasser und Kühlung der Haut mit einem Luftstrom oder mithilfe von speziellen Kühldecken. Betroffene, die sehr unruhig sind, erhalten Beruhigungsmittel. Andere Behandlungen werden ebenfalls häufig aufgrund der Schwere dieser Krankheit eingesetzt. Dazu zählen Dantrolen (ein Muskelentspannungsmittel zur Senkung des Fiebers und Reduzierung des Muskelschadens) und Bromocriptin (zur Verbesserung der Nervenfunktion).