Lungenentzündung bei Patienten mit Immunschwäche

VonSanjay Sethi, MD, University at Buffalo, Jacobs School of Medicine and Biomedical Sciences
Überprüft/überarbeitet Feb. 2024
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Die Lungenentzündung bezeichnet eine Infektion der Lunge. Bei Patienten mit einem geschwächten oder beeinträchtigen Immunsystem (z. B. aufgrund einer Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus [HIV], Krebs, einer Organtransplantation oder der Einnahme gewisser Medikamente oder Drogen) wird eine Lungenentzündung (Pneumonie) oft durch andere Erreger ausgelöst als bei gesunden Menschen.

  • Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem können Lungenentzündungen durch Mikroorganismen ausgelöst werden, die bei gesunden Personen selten zu einer Erkrankung führen.

  • Die Symptome sind verschieden, können aber Fieber, Kurzatmigkeit, Husten und Ermüdung bzw. ein allgemeines Schwächegefühl umfassen.

  • Röntgenaufnahmen der Brust werden oft mit Untersuchungen von Sputumproben kombiniert, um die Diagnose zu stellen.

  • Diese Lungenentzündung wird mit Antibiotika, Antimykotika oder Virostatika behandelt. Alle Probleme des Immunsystems werden ebenfalls behandelt.

Menschen mit geschwächtem Immunsystem werden als „immunkompromittiert“ bezeichnet. Natürliche Barrieren und das Immunsystem schützen den Körper vor Organismen, die Infektionen hervorrufen.

Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem kann diese durch viele Mikroorganismen ausgelöst werden, auch von solchen, die normalerweise zu keiner Erkrankung führen. Viele Erkrankungen können zu einer Schwächung des Immunsystems führen, unter anderem:

  • Krebserkrankung sowie Chemotherapeutika zu deren Behandlung

  • Defekte der weißen Blutkörperchen

  • Krankheiten, wie z. B. eine HIV-Infektion

  • Bestimmte Medikamente (wie Kortikosteroide, Chemotherapeutika und Medikamente zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen oder systemischen rheumatischen Erkrankungen)

(Siehe auch Übersicht über Lungenentzündungen.)

Ursachen für eine Lungenentzündung bei Patienten mit Immunschwäche

Bei einem geschwächten Immunsystem kann die Lungenentzündung von den gleichen Mikroorganismen ausgelöst werden, die eine ambulant erworbene Lungenentzündung verursachen. Eine häufigere Ursache können jedoch auch ungewöhnliche oder seltene Organismen sein.

Pneumocystis jirovecii ist ein Pilzerreger, der auch bei gesunden Menschen in geringer Menge in der Lunge vorkommen kann. In der Regel verursacht er nur dann eine Lungenentzündung, wenn die körpereigenen Abwehrmechanismen geschwächt sind, aufgrund von Krebs, einer Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV), einer Organtransplantation oder der Anwendung von Medikamenten, die sich auf das Immunsystem auswirken. Häufig ist eine Lungenentzündung aufgrund von P. jirovecii das erste Anzeichen, dass bei einer mit Person mit einer HIV-Infektion AIDS ausgebrochen ist.

Andere Pilze, wie Aspergillus und Candida, Bakterien, wie Staphylococcus aureus, Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae und Viren, wie Zytomegalievirus und Herpes-simplex-Virus können bei einem geschwächten Immunsystem ebenfalls zu einer Lungenentzündung führen.

Symptome einer Lungenentzündung bei Patienten mit Immunschwäche

Die Symptome einer Lungenentzündung bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können dieselben sein wie bei einer ambulant erworbenen Lungenentzündung und umfassen Folgendes:

  • Ein allgemeines Schwächegefühl (Malaise)

  • Husten mit Auswurf (fester oder verfärbter Schleim)

  • Kurzatmigkeit

  • Fieber

  • Schüttelfrost

  • Schmerzen im Brustkorb

Diese Symptome können schnell auftreten oder erst nach und nach.

Die meisten Menschen mit einer Lungenentzündung (Pneumonie) durch P. jirovecii entwickeln Fieber, Kurzatmigkeit und einen trockenen Husten, oft erst nach und nach. Es kann sein, dass die Lunge nicht genügend Sauerstoff aufnimmt, was zu bisweilen schwerer Kurzatmigkeit führen kann.

Diagnose einer Lungenentzündung bei Patienten mit Immunschwäche

  • Röntgenaufnahme des Brustkorbs

  • Mikroskopische Untersuchung einer Sputumprobe (fester oder verfärbter Schleim)

  • Blutkulturen

  • Pulsoximetrie

Die Diagnose einer Lungenentzündung (Pneumonie) bei einer Person mit einem geschwächten Immunsystem stützt sich auf die Symptome des Patienten, die Ergebnisse einer Röntgenaufnahme oder eines Computertomografie(CT)-Scans des Brustkorbs sowie auf die Befunde von Sputum- und Bluttests.

Die Röntgenaufnahmen des Brustkorbs können unauffällig sein oder Anzeichen einer Infektion zeigen.

Die Sputumproben werden durch Verabreichen von Dampf, der zu starkem Husten (mit Auswurf) führt, oder durch Einführen eines Bronchoskops (dünner flexibler Schlauch mit einer Kamera) in die Atemwege entnommen. Sputumproben, die durch herbeigeführtes Husten und durch ein Bronchoskop entnommen werden, enthalten für gewöhnlich weniger Speichelflüssigkeit und führen mit größerer Wahrscheinlichkeit als bei ausgeworfenem Sputum dazu, dass der die Lungenentzündung verursachende Erreger bestimmt werden kann.

Der Arzt nimmt für gewöhnlich Blut ab und schickt es ins Labor, damit dort das Bakterium gezüchtet (Kultur) und die Bakterien identifiziert werden können.

Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können einen niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut haben. Der Sauerstoffgehalt im Blut kann ohne Entnahme einer Blutprobe mithilfe einer Elektrode gemessen werden, die an einen Finger oder ein Ohrläppchen angelegt wird. Dieser Test wird Pulsoximetrie genannt.

Behandlung einer Lungenentzündung bei Patienten mit Immunschwäche

  • Antibiotika, Virostatika oder Antimykotika

  • Behandlung von Problemen des Immunsystems

Die Behandlung der Lungenentzündung hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Spezifisches Problem des Immunsystems

  • Schweregrad der Erkrankung

  • Organismus, der die Infektion verursachen könnte

Normalerweise wird ein Antibiotikum verabreicht, das gegen viele Organismen wirksam ist (Breitbandantibiotikum). Wenn sich der Zustand des Patienten nicht verbessert, kann zusätzlich ein gegen Viren oder Pilze wirksames Medikament gegeben werden.

Therapien zur Verbesserung des Immunsystems sind auch bei bestehenden Problemen mit dem Immunsystem bei der Behandlung einer Lungenentzündung wichtig. Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (wie Chemotherapeutika oder Medikamente zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen), sollten vorübergehend abgesetzt werden, bis die Infektion abgeklungen ist.

Personen mit einer P. jirovecii-Pneumonie erhalten das Kombinationsantibiotikum Trimethoprim/Sulfamethoxazol. Alternative Medikamente sind Dapson, Atovaquon, Clindamycin und Pentamidin. Manche Menschen mit schwerer Lungenentzündung aufgrund von P. jirovecii erhalten auch das Kortikosteroid Prednison, um die Entzündung zu reduzieren.

Prognose einer Lungenentzündung bei Patienten mit Immunschwäche

Auch wenn die Lungenentzündung behandelt wird, ist die Sterberate allgemein höher als bei generell gesunden Patienten mit ambulant erworbener Lungenentzündung. Das liegt daran, dass Infektionen bei Personen mit Problemen des Immunsystems schwerer behandelt werden können. Zudem sind diese Personen tendenziell bereits vor Beginn der Lungenentzündung schwerer krank.

Die Todesrate allgemein für Personen mit einer Lungenentzündung durch P. jirovecii ist hoch.

Vorbeugung gegen Lungenentzündung bei Patienten mit Immunschwäche

Oft werden Behandlungen zur Unterstützung des Immunsystems und zur Vorbeugung von Lungenentzündungen gegeben. Beispielsweise kann bei einem durch eine Krebsbehandlung geschwächtes Immunsystem das Medikament „Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor“ verabreicht werden. Dadurch wird die Bildung weißer Blutkörperchen angeregt (der Blutzellenart, die Infektionen bekämpft).

Personen mit einem Risiko für Lungenentzündung (Pneumonie), die durch Bakterien verursacht werden, sollten gegen Pneumococcus und Haemophilus influenzae geimpft werden.

Das Kombinationsantibiotikum Trimethoprim/Sulfamethoxazol kann bei Menschen mit erhöhtem Risiko zur Vorbeugung vor einer P. jirovecii-Pneumonie verabreicht werden. Zu den Nebenwirkungen dieses Medikaments gehören Ausschläge, eine verringerte Anzahl von infektionsbekämpfenden weißen Blutkörperchen und Fieber. Nebenwirkungen treten besonders häufig bei AIDS-Patienten auf. Alternative präventive Medikamente sind Dapson oder Pentamidin.