Starke Uterusblutungen bei der Entbindung

(Postpartale Blutungen)

VonJulie S. Moldenhauer, MD, Children's Hospital of Philadelphia
Überprüft/überarbeitet Jan. 2024
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Kurzinformationen

Unter starken Uterusblutungen sind der Verlust von mehr als einem Liter Blut oder Symptome von erheblichem Blutverlust innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt des Kindes zu verstehen.

Starke Uterusblutungen nach der Geburt müssen gestoppt werden.

Gewöhnlich verliert eine Frau während und nach einer vaginalen Entbindung ungefähr einen halben Liter Blut. Der Grund hierfür ist, dass sich beim Lösen der Plazenta von der Gebärmutter Blutgefäße öffnen. Die Kontraktionen der Gebärmutter unterstützen das Verschließen dieser Gefäße bis zu deren Heilung. In der Regel wird bei einem Kaiserschnitt im Vergleich zu einer vaginalen Entbindung die zweifache Menge Blut verloren. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass für die Entbindung ein Schnitt an der Gebärmutter gemacht werden muss und eine große Menge an Blut während der Schwangerschaft durch die Gebärmutter gepumpt wird.

Der Blutverlust gilt als zu stark, wenn es innerhalb von 24 Stunden nach der Entbindung zu einer der folgenden Situationen kommt:

  • Es kommt zu einem Blutverlust von mehr als 1 Liter.

  • Eine Frau weist Symptome eines erheblichen Blutverlusts auf, wie z. B. niedriger Blutdruck, erhöhte Herzfrequenz, Schwindel, Benommenheit, Erschöpfung und Schwäche.

Gewöhnlich wird kurz nach der Geburt ein hoher Blutverlust festgestellt, es kann jedoch auch noch innerhalb von einem Monat dazu kommen.

Ursachen einer postpartalen Blutung

Die häufigste Ursache für einen übermäßig starken Blutverlust:

  • Die Gebärmutter zieht sich nach der Geburt nicht zusammen, sondern bleibt locker und ausgedehnt (eine sog. Uterusatonie)

Wenn sich die Gebärmutter nach der Geburt nicht zusammenzieht, bluten die Blutgefäße, die bei der Lösung der Plazenta verletzt bzw. geöffnet wurden, weiter.

Die Wehen können beeinträchtigt sein, wenn:

Starke Blutungen können auch auftreten, wenn:

Starke Blutungen nach einer Entbindung können das Risiko des Auftretens starker Blutungen nach späteren Geburten erhöhen.

Myome in der Gebärmutter können ebenfalls das Risiko erhöhen.

Diagnose einer postpartalen Blutung

  • Schätzung des Blutverlusts durch den Arzt

  • Überwachung der Vitalzeichen

Die Diagnose einer postpartalen Blutung stützt sich auf die strenge Überwachung des Umfangs der Blutung.

Mithilfe der Überwachung der Lebenszeichen einer Frau, z. B. Blutdruck und Herzfrequenz, können die Ärzte feststellen, ob der Blutverlust übermäßig stark ist. Ein starker Abfall des Blutdrucks oder eine schnelle Herzfrequenz können auf eine übermäßige Blutung hinweisen.

Behandlung einer postpartalen Blutung

  • Massage der Gebärmutter

  • Medikamente zur Unterstützung der Kontraktion der Gebärmutter

  • Venöse Gabe von Flüssigkeit (intravenös)

  • Manchmal eine Bluttransfusion

  • Entfernung verbliebener Reste der Plazenta

  • Manchmal ein Verfahren zum Verschluss der Arterien, die Blut zur Gebärmutter zuführen

Bei übermäßig starken Blutungen wird die Gebärmutter einer Frau durch Druck auf ihren Unterbauch massiert und es wird ihr kontinuierlich intravenös Oxytocin verabreicht. Diese Maßnahmen unterstützen die Kontraktion der Gebärmutter. Einer Frau werden intravenös Flüssigkeiten zugeführt, um die Flüssigkeitsmenge im Blutkreislauf wiederherzustellen. Wenn die Blutungen fortdauern, wird ein weiteres Medikament verabreicht, das die Gebärmutter zu Kontraktionen anregt. Dieses Medikament kann in einen Muskel gespritzt, als Tablette in den Mastdarm eingeführt oder während eines Kaiserschnitts der Frau in die Gebärmutter injiziert werden.

Zuweilen benötigt eine Frau eine Bluttransfusion.

Die Ärzte versuchen, die Ursache der starken Blutung zu finden. Die Gebärmutter wird untersucht, um nach zurückgebliebenen Resten der Plazenta zu suchen. Alle Reste, die in der Gebärmutter verbleiben, werden manuell entfernt. In seltenen Fällen ist eine Dilatation und Kürettage erforderlich, um die verbliebenen Reste zu entfernen. Bei diesem Verfahren wird ein kleines, scharfes Instrument (Kürette) durch den Gebärmutterhals geführt (der in der Regel noch von der Geburt geöffnet ist). Die Kürette wird zum Entfernen von Restgewebe eingesetzt. Für dieses Verfahren ist eine Betäubung erforderlich. Außerdem werden Gebärmutterhals und Scheide auf Risse untersucht.

Wenn sich die Gebärmutter trotz aller Eingriffe nicht zusammenzieht und die Blutung nicht aufhört, müssen möglicherweise die blutzuführenden Arterien zur Gebärmutter verschlossen werden, um den Blutfluss zu stoppen. Zu den Verfahren, die eingesetzt werden können, gehören:

  • Einsetzen eines Ballons in die Gebärmutter, der gefüllt wird.

  • Einführen eines Füllkörpers in die Gebärmutter.

  • Setzen einer Naht (Sutur) im unteren Bereich der Gebärmutter – ein Verfahren, das eine Bauchoperation erfordert.

  • Ein Gerät kann in die Gebärmutter eingesetzt werden, das diese durch sanfte Stimulation dazu anregt, sich zusammenzuziehen.

Die Verfahren haben gewöhnlich keine Unfruchtbarkeit, Veränderungen der Menstruation oder andere nachhaltige Probleme zur Folge.

Manchmal müssen die zur Gebärmutter Blut zuführenden Arterien operativ oder durch das Einführen von Material in die Arterien über die Katheter verschlossen werden.

In seltenen Fällen lässt sich die Blutung nur durch die Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) beenden.

Vorbeugung postpartaler Blutungen

Bevor bei einer Frau die Wehen einsetzen, werden von den Ärzten Maßnahmen ergriffen, um nach der Geburt auftretende starke Blutungen zu verhindern oder auf diese vorbereitet zu sein. Beispielsweise untersuchen sie, ob das Risiko einer Blutung durch den Gesundheitszustand der Frau erhöht wird (z. B. eine zu große Menge an Fruchtwasser oder eine Blutungsstörung). Diese Störungen werden nach Möglichkeit behandelt.

Wenn eine Frau eine ungewöhnliche Blutgruppe hat, wird Blut dieser Art vorgehalten, falls sie eine Bluttransfusion benötigt.

Die Entbindung sollte so langsam und behutsam wie möglich verlaufen. Der Arzt verabreicht der Frau in der Regel intravenös Oxytocin oder injiziert es in einen Muskel. Oxytocin unterstützt die Kontraktion der Gebärmutter und verringert den Blutverlust.

Nach der Ausstoßung der Plazenta wird die Frau noch mindestens 1 Stunde lang nachbeobachtet, um sicherzugehen, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht und nicht zu viel Blut verloren geht.