Hirntod

VonKenneth Maiese, MD, Rutgers University
Überprüft/überarbeitet Apr. 2024
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Kurzinformationen

Hirntod bedeutet, dass die Gehirnfunktion dauerhaft verloren gegangen ist und nicht spontan wieder aufgenommen werden kann und durch medizinische Interventionen nicht wiederhergestellt werden kann. Die Betroffenen können nicht atmen oder den Herzschlag oder irgendeine andere lebenswichtige Organfunktion selbst aufrechterhalten und sie verlieren permanent jegliches Bewusstsein und jegliche Denkfähigkeit.

  • Durch künstliche Maßnahmen lassen sich die Atmung und der Herzschlag eine Weile aufrechterhalten. Sobald der Hirntod jedoch eingetreten ist, kann die Funktion der anderen Organe durch nichts auf unbestimmte Zeit erhalten werden.

  • Zur Diagnose des Hirntods sind bestimmte Kriterien zwingend erforderlich.

  • Ein Hirntod ist nicht behandelbar.

  • Die Diagnose eines Hirntodes entspricht dem Tod einer Person.

Hirntod bedeutet, dass das Gehirn seine Funktion eingestellt hat. Die Betroffenen reagieren nicht mehr auf Reize. Keine Behandlung kann helfen. Sobald die Diagnose bestätigt ist, wird die Person juristisch für tot erklärt.

In der Vergangenheit war das Konzept des Hirntodes irrelevant, da bei Tod des Gehirns auch der Körper stirbt. Das heißt, die Person hört auf, zu atmen, und das Herz hört auf, zu schlagen. Heute jedoch können Atmung und Herzschlag vorübergehend künstlich erhalten werden (wie durch Atemgeräte und Medikamente), selbst wenn jegliche Hirnaktivität stoppt. Aber selbst bei Unterstützung durch künstliche Mittel werden die Organe des Körpers schließlich ihre Funktion einstellen. Wenn Hirntod eingetreten ist, kann der Herzschlag durch nichts langfristig aufrechterhalten werden.

Diagnose des Hirntods

  • Ärztliche Beurteilung auf der Basis spezifischer Kriterien

  • Mitunter andere Tests, in der Regel, um eine Organspende zu ermöglichen

Es gibt spezifische Kriterien für die Diagnose von Hirntod. Hierzu gehören:

  • Überprüfung und Korrektur aller behandelbaren Probleme, die die Gehirnfunktion verändern könnten und somit zu einer Fehldiagnose des Hirntodes führen könnten

  • Bestimmung und Behandlung von Erkrankungen, die zu einem Koma und einem irreversiblen Verlust aller Gehirnfunktion führen könnten

  • Überprüfung der Reflexe des Patienten (wie Würgereflex, der durch Berühren des hinteren Rachenraums ausgelöst wird) und Feststellung, dass keine Reaktion vorhanden ist (Patient verzieht weder das Gesicht noch bewegt er sich oder reagiert auf andere Weise)

  • Untersuchung der Augen und Feststellung, dass keine Reaktion auf Lichteinfall vorhanden ist

  • Überprüfung der Atmung durch Entfernung des Beatmungsgeräts und Feststellung, dass der Patient keinen Versuch unternimmt, selbstständig zu atmen

Häufige Beispiele für behandelbare Probleme, die als Hirntod fehldiagnostiziert werden könnten, sind eine sehr niedrige Körpertemperatur (Hypothermie), sehr niedriger Blutdruck, sehr niedrige Blutspiegel bestimmter Substanzen wie Zucker (Hypoglykämie) und Natrium (Hyponatriämie) und eine Überdosis eines Beruhigungsmittels)

Ein Hirntod wird nicht diagnostiziert, wenn Folgendes vorliegt:

  • Die Person kann spontan atmen.

  • Die Person kann geweckt werden.

  • Die Person befindet sich nicht im Koma.

  • Bestimmte Reflexe sind vorhanden.

Der Arzt sollte mit der Familie in Kontakt treten oder versuchen, die nächsten Angehörigen oder einen nahestehenden Freund zu benachrichtigen, sobald die Diagnose des Hirntods feststeht und weitere Beurteilungen anstehen.

Der Arzt prüft diese Kriterien 6 bis 24 Stunden später normalerweise erneut, um die Reaktionslosigkeit der Person zu bestätigen.

Dabei muss Folgendes erfolgen:

  • Alle behandelbaren Probleme, die fälschlicherweise für einen Hirntod gehalten werden könnten, wurden ausgeschlossen.

  • Eine umfassende neurologische Untersuchung wurde durchgeführt.

  • Die erforderlichen Tests wurden durchgeführt.

Bei Erwachsenen führt der Arzt mindestens eine umfassende Untersuchung durch, es wird jedoch mindestens eine zusätzliche Untersuchung empfohlen. Bei Kindern raten manche US-Bundesstaaten, dass 2 gesonderte Untersuchungen im Abstand von mindestens 48 Stunden durchgeführt werden sollten.

Optionale zusätzliche Tests

Wenn die Ergebnisse der Erstuntersuchung unklar sind oder die Beurteilung nicht abgeschlossen ist, werden gelegentlich bestimmte Diagnosetests durchgeführt, um den Hirntod zu diagnostizieren. Eine rasche Diagnose des Hirntodes kann besonders wichtig sein, wenn eine Organtransplantation geplant ist – z. B. nach katastrophalen Kopfverletzungen (wie bei Autounfällen). Diese Tests umfassen:

  • Elektroenzephalografie (EEG – eine Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Gehirns): Dieser Test zeigt keine Gehirnwellen, wenn eine Person hirntot ist.

  • Um den Blutfluss zum Gehirn festzustellen, können Bildgebungstests zum Einsatz kommen: Kein Blutfluss zum Gehirn, wenn eine Person hirntot ist.

Die Bildgebungstests umfassen Positronen-Emissions-Tomografie (PET), Angiografie, CT-Angiografie, Einzelphotonen-Emissionscomputertomografie (SPECT – bei der ein radioaktives Molekül namens Radionuklid verwendet wird, um Aufnahmen des Blutflusses zu erstellen) und Doppler-Ultrasonografie des Blutflusses ins Gehirn.

Prognose bei Hirntod

Niemand, der die Kriterien für Hirntod erfüllt, erholt sich jemals wieder. Wurde der Hirntod bestätigt, kann der Betroffene daher als tot angesehen werden.

Nach Bestätigung von Hirntod werden alle lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt möchten die Angehörigen meist beim Patienten sein. Es muss ihnen erklärt werden, dass die Gliedmaßen sich bewegen oder die Person sich sogar aufrichten könnte, wenn die Atmungsunterstützung gestoppt wird (auch Lazarus-Zeichen genannt). Diese Bewegungen sind die Folge von Spinalreflex-Muskelkontraktionen und bedeuten nicht, dass die Person nicht hirntot ist.