Akute Mittelohrentzündung

VonTaha A. Jan, MD, Vanderbilt University Medical Center
Überprüft/überarbeitet Jan. 2024
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Kurzinformationen

Die akute Mittelohrentzündung (Otitis media) wird durch Viren oder Bakterien verursacht, die das Mittelohr befallen.

  • Eine akute Mittelohrentzündung tritt häufig bei Personen auf, die an einer Erkältung oder Allergien leiden.

  • Das infizierte Ohr schmerzt.

  • Das Ohr muss ärztlich untersucht werden, um eine Diagnose stellen zu können.

  • Bestimmte Routineimpfungen bei Kindern können das Risiko einer akuten Mittelohrentzündung senken.

  • Die Entzündung wird manchmal mit Antibiotika behandelt.

Eine akute Mittelohrentzündung entsteht durch Viren oder Bakterien und ist eine häufige Komplikation bei Erkältungen und Allergien. Obwohl eine akute Mittelohrentzündung Personen in jedem Alter betreffen kann, tritt sie am häufigsten im Alter von 3 Monaten bis 3 Jahren auf. Dieses Alter ist häufig betroffen, weil die Strukturen im Mittelohr (z. B. die Eustachische Röhre) unreif sind und noch nicht so gut funktionieren wie bei Erwachsenen. Symptome und Behandlung sind bei Erwachsenen und älteren Kindern ähnlich (für Kinder siehe akute Mittelohrentzündung bei Kindern).

Zu den Faktoren, die das Risiko für eine Mittelohrentzündung erhöhen (Risikofaktoren), zählen Folgende:

  • Wohnen in einem Haushalt, in dem Menschen rauchen

  • Viele Verwandte mit Otitis media in der Vergangenheit

  • Leben in einem Gebiet mit starker Luftverschmutzung

  • Ernährung mit der Flasche anstatt durch Stillen

  • Besuch einer Tagesstätte

In seltenen Fällen breitet sich eine bakterielle Mittelohrentzündung auf nahegelegene Strukturen wie den Warzenfortsatz des Schläfenbeins hinter dem Ohr (Mastoiditis) oder das Innenohr aus. Ein Übergreifen auf das Gehirn ist extrem selten. Trotzdem kommt es bei einigen Betroffenen zu Meningitis oder einer Eiteransammlung (Abszess) im Gehirn oder im Hirnbereich.

Symptome einer akuten Mittelohrentzündung

Das infizierte Ohr von Personen mit einer akuten Mittelohrentzündung schmerzt (siehe Ohrenschmerzen), das Trommelfell ist gewölbt und gerötet. Bei einigen Betroffenen kommt es zu Schwerhörigkeit. Säuglinge können schnell reizbar sein oder Schlafprobleme haben. Bei kleinen Kindern treten häufig Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf. Das gewölbte Trommelfell reißt manchmal, was zu einem Austritt von Eiter aus dem Ohr führt, wobei die Ohrenschmerzen manchmal nachlassen.

Wenn sich die Infektion ausbreitet, kann es bei den Betroffenen zu starken Kopfschmerzen, Verwirrtheit und beeinträchtigter Gehirnfunktion kommen.

Diagnose einer akuten Mittelohrentzündung

  • Untersuchung durch den Arzt

Zur Untersuchung des Gehörgangs und des Trommelfells verwendet der Arzt ein Otoskop (eine Handleuchte). Wenn eine Mittelohrentzündung vorliegt, kann Eiter im Mittelohr hinter dem Trommelfell sichtbar sein.

Behandlung einer akuten Mittelohrentzündung

  • Schmerzmittel

  • Bei Bedarf Antibiotika

Die meisten Personen, die an einer akuten Mittelohrentzündung leiden, erholen sich schnell ohne Behandlung. Da jedoch schwer zu beurteilen ist, ob dies der Fall sein wird, werden in den Vereinigten Staaten alle Patienten mit Antibiotika wie Amoxicillin behandelt. Andere Ärzte verabreichen Antibiotika möglicherweise nur unter folgenden Umständen:

  • Die Kinder sind noch sehr klein (z. B. jünger als 6 Monate).

  • Die Symptome sind schwerwiegend.

  • Die Symptome lassen nach 72 Stunden nicht nach.

  • Es tritt häufig erneut eine Mittelohrentzündung auf.

Einige Fachleute sind der Meinung, dass Kinder im Alter von 6 bis 23 Monaten, die nur in einem Ohr eine nicht schwerwiegende akute Mittelohrentzündung haben, zunächst mit oder ohne Antibiotika behandelt werden können. Falls Antibiotika nicht sofort eingesetzt werden, können sie verschrieben werden, wenn es dem Kind 48 bis 72 Stunden nach dem ersten Auftreten von Symptomen schlechter oder zumindest nicht besser geht.

Eine Schmerzlinderung ist wichtig. Schmerzen können mit Paracetamol und nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen behandelt werden. Erwachsenen kann ein abschwellendes Nasenspray mit Medikamenten wie Oxymetazolin oder ein orales abschwellendes Mittel wie Pseudoephedrin verabreicht werden. Antihistaminika helfen bei Allergien, nicht jedoch bei Erkältungen. Abschwellende Mittel und Antihistaminika helfen bei Kindern nicht und können unangenehme oder sogar gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen, besonders bei Kindern im Alter von weniger als 2 Jahren.

Wenn ein Patient starke oder anhaltende Schmerzen und Fieber hat und sich das Trommelfell vorwölbt, kann eine Myringotomie durchgeführt werden. Dabei wird das Trommelfell durchstochen, damit Flüssigkeit aus dem Mittelohr abfließen kann. Dieser Schnitt beeinträchtigt das Hörvermögen nicht und heilt gewöhnlich von selbst wieder zu. Bei Patienten, die häufig an Mittelohrentzündungen erkranken, muss unter Umständen ein Paukenröhrchen ins Trommelfell eingesetzt werden (siehe Abbildung zu Myringotomie).

Myringotomie: Behandlung wiederkehrender Ohrinfektionen

Bei einer Myringotomie wird das Trommelfell durchstochen. Die Flüssigkeit kann dann durch die kleine Öffnung aus dem Mittelohr abfließen kann. Anschließend wird durch die Öffnung ein winziges, hohles Röhrchen aus Kunststoff oder Metall (Tympanostomie-Röhrchen oder Paukenröhrchen) in das Trommelfell eingeführt. Diese Röhrchen gleichen den Druck der Umgebung mit dem des Mittelohrs aus. Sie werden meist bei Kindern mit wiederkehrenden Ohrinfektionen (akute Mittelohrentzündung) oder wiederkehrenden oder andauernden Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr (chronische seröse Mittelohrentzündung) eingesetzt.

Das Einlegen von Paukenröhrchen ist ein Routineeingriff, der im Krankenhaus oder in der ärztlichen Praxis durchgeführt werden kann. Eine Vollnarkose oder Sedierung ist normalerweise erforderlich. Bereits einige Stunden nach dem Eingriff darf das Kind nach Hause gehen. Manchmal werden anschließend eine Woche lang Antibiotika-Ohrentropfen verabreicht. Die Röhrchen treten normalerweise etwa 6 bis 12 Monate später von alleine heraus, manche auch später. Andernfalls werden sie vom Arzt entfernt, manchmal unter Vollnarkose oder Sedierung. Wenn sich die Öffnung nicht von selbst verschließt, muss sie womöglich operativ geschlossen werden.

Kinder mit Paukenröhrchen können ihre Haare waschen und schwimmen gehen. Einige Ärzte raten jedoch davon ab, den Kopf ins tiefe Wasser zu tauchen, es sei denn, es werden Ohrstöpsel getragen.

Fließt Flüssigkeit aus den Ohren ab, deutet dies auf eine Infektion hin und der Arzt sollte benachrichtigt werden.

Vorbeugung einer akuten Mittelohrentzündung

Das Risiko einer akuten Mittelohrentzündung kann durch Routineimpfungen bei Kindern gegen Pneumokokken (Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff), gegen Haemophilus influenzae Typ B (HiB) und Influenza (Grippe) gesenkt werden. Kleinkinder sollten nicht mit der Flasche einschlafen, da über die Flasche leicht Flüssigkeit durch die eustachische Röhre in das Mittelohr fließen kann. Passivrauchen kann das Risiko erhöhen, daher sollte besonders im Haus oder in Gegenwart von Kindern nicht geraucht werden.

Eine rezidivierende akute Mittelohrentzündung kann durch das Einführen von Paukenröhrchen verhindert werden.